Corona-Virus

Corona-Ferien: Tagebuch der Quarantäne

Was tun während der langen Tage, in denen nicht nur der Kindergarten, sondern auch alle Freizeitanlagen, Spielplätze, Schwimmbäder, Museen und Büchereien geschlossen haben?

Wir versuchen, den Tagen trotzdem etwas Gutes abzugewinnen und führen ein Quarantäne-Tagebuch. Wie im Kindergarten beginnen wir jeden Tag mit einem kleinen Morgenkreis: Welcher Tag ist heute, was steht heute an, was haben wir gestern gemacht, was war blöd / was war toll, was wünschen wir uns für heute.


TAG 1: 

Corona-Virus, gemalt von meinem 5-jährigen Sohn
Kennt schon eine 4-Jährige: den Corona-Virus

 

Mama und Papa im Home Office. Die Kinder malen. Bis 11 Uhr geht das gut. Dann fließen die ersten Tränen, die

Kinder streiten. Papa geht mit den Kindern zum Einkaufen (noch darf man das ja), Mama hat Video-Conference mit der Arbeit. Nachmittags ist Schichtwechsel. Zum Glück scheint die Sonne. Wir pflanzen Tomaten- und Gurkensamen in Tontöpfe, holen die Gartenstühle raus, lesen „Die drei ??? Kids“. Am späten Nachmittag bauen wir alle zusammen das Trampolin im Garten auf – das wird nun gebraucht. Wir kochen gemeinsam. Die Kinder werden früh müde und die Eltern wundern sich, dass sie um 20:15 Uhr tatsächlich alleine auf der Couch sitzen und den Corona-Brennpunkt schauen können. Fazit des Tages: Wäre die Lage da draußen nicht so bedrohlich, wäre der Tag gar nicht so schlecht. Trotzdem wird mir dieses Bild des Tages, das mein 5-jähriger Sohn vom Corona-Virus gemalt hat, wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben.

 


Geschwisterliebe in Zeiten von Corona

TAG 2: Papa hat Urlaub, Mama frei. Wir flüchten uns in die freie Natur und machen eine wundervolle, total einsame Wanderung durch das wunderschöne Mangfalltal. Für die 10 km brauchen wir mit Pausen 5 Stunden und wir genießen jede Minute an der frischen Luft – wer weiß, wie lange das noch geht! Normalerweise gönnen wir uns nach so einem tollen Ausflug noch als krönenden Abschluss die Einkehr in ein Gasthaus oder Biergarten. Das geht wegen Corona nicht, also macht Papa daheim Schnitzel und Süßkartoffel-Wedges für Alle. Fazit des Tages: Wenn man es schaffen würde, die Nachrichten auszublenden, super!


Große kleine Helferin

TAG 3: Hausputz! Nach einem Tag Home Office und einem Ausflugstag in den einsamen Wald ist einiges im Haushalt liegen geblieben. Zumal erwärmt die Sonne die Frühlingsluft bis auf 20 Grad und es wird höchste Zeit für den Frühjahrsputz. Also werden erstmal Betten gewechselt und gewaschen, dann die Teppiche ausgeklopft und gewaschen. Marie macht das ganz gut mit, ihr Bruder interessiert das nicht die Bohne und bastelt in seinem Zimmer und hört „Die drei ??? Kids“ in der Dauerschleife. Irgendwann wird es Marie aber zu langweilig und sie jammert rum. Aber alleine spielen will sie nicht. Also

unterbreche ich die Bettenwäsche und schwenke um auf Schuhe putzen! Ja, richtig gelesen – denn das findet sie toll! Zumal es sich im Prinzessinnenkleid noch viel besser putzt (s. Foto). Der Schlamm und Dreck von unserem gestrigen Waldspaziergang muss weggeschrubbt werden, Winterstiefel werden vom Winterdreck gereinigt und dann in den Keller verbannt. Das klappt ganz gut. Dochals diese Aufgabe geschafft ist, wird es zäh. Die Kinder fangen zu streiten an und haben beide zu nichts mehr Lust. Der Papa ist im Home Office, hat einen Krisen-Call nach dem anderen, flüchtet von einem Zimmer zum nächsten. Ich verspreche: in einer Stunde habe ich Zeit für Euch – bis dahin dürfen sie eine kurze DvD schauen. Mittagessen muss ja nun auch gekocht werden – das hat sonst unter der Woche (wie praktisch)

Im Prinzessinnenkleid putzt es sich gleich noch besser.

der Kindergarten erledigt. Am Nachmittag bauen wir einen kleinen Parcours im Garten auf, spielen Ball, buddeln im Sandkasten (und zwischendurch verschwinde ich immer wieder, um die Wäsche aufzuhängen und einen Kuchen zu backen). Zugegebenermaßen greife ich noch öfter zum Handy als sonst, denn die Ereignisse in Deutschland spitzen sich immer weiter zu. Die Chatgruppen der Kindergärten überschlagen sich mit Vorschlägen für zuhause-Aktivitäten und Kinderbespaßungen. Gleichzeitig schickt man sich die neuesten Prognosen und Szenarien zu. Vielleicht wäre zumindest für einen Tag auch eine digitale Isolation sinnvoll? Oh nein – bitte das nicht auch noch! Dann putzen wir doch lieber weiter Schuhe! Mittwochabend wäre ich normalerweise beim Reiten. Fällt wegen Corona nun ja aus – der Reitstall gilt auch als Sportstätte. Was die Pferde zu der ungewohnten Ruhezeit wohl sagen?

 

Derweil bekommen wir von der Schule eine E-Mail: die offizielle Schuleinschreibung und das damit verbundene Schulspiel entfallen dieses Jahr. Die Kinder gelten auch so als angemeldet. Na hoffentlich können die Schulen bis September ihre Pforten wieder öffnen!

Ach ja, es gibt noch eine gute Nachricht: ich habe Schnupfen! Warum das eine gute Nachricht ist? Schnupfen ist kein typisches Corona-Symptom – nun muss ich mir zumindest um meine seit zwei Tagen bestehenden Halsschmerzen keine Sorgen machen.


TAG 4: Die Sonne scheint! Zum Glück ist das Trampolin einsatzbereit, denn die Kinder haben einen unglaublichen Bewegungsdrang. Es wird gehüpft, verstecken gespielt und v.a. viiiel Blödsinn gemacht. Der Vormittag gestaltet sich als echte Herausforderung, denn Mama und Papa haben beide gleichzeitig einige Calls und den Kindern passiert natürlich immer genau dann etwas (z.B. von der Schaukel fallen) wenn es gerade am Ungünstigsten ist. Am Nachmittag sind wir dann hamstern gegangen. Aber kein Toilettenpapier sondern Eis. Trotz Corona-Quarantäne muss man sich das Leben so angenehm wie möglich machen. Und für Kinder gehört da eben ganz viel Eis dazu (und für Mami der Wein 🙂 ). Und später hat sich erneut bewahrheitet, dass Kinder wunderbare Helfer im Haushalt sein können: bewaffnet mit jeder Menge Putzlappen haben sich die Kinder über Opas Auto hergemacht und es von oben bis unten, innen uns außen gewaschen und geschrubbt. Ansonsten verlief der Tag wie schon die vorherigen – eine schlechte Nachricht jagt die andere, die Prognosen sind nicht wirklich viel versprechend und wir warten quasi täglich, dass demnächst die Ausgangssperre verhängt wird weil sich immer noch einige Idioten nicht an die Vorgaben halten. Bleibt die Dankbarkeit, dass es uns gut geht und wir zumindest immer noch in den Garten können.


Bilder malen und basteln in 3D – dafür ist jetzt genug Zeit.

TAG 5: Mama ist ein Klettergerüst. Finden zumindest Marie und ihr Bruder – und das schon um 6 Uhr morgens. Heute muss ein Plan her! Zuerst mal soziale Kontakte pflegen. Aber nicht physisch sondern virtuell. Wir schreiben eine Liste, mit wem wir alles telefonieren / Video-callen wollen. Marie wählt ihre Kindergartenfreundinnen, Maxi ist sich lange unschlüssig. Schließlich sendet er eine Video-Botschaft in die gesamte What’s App-Kindergartengruppe. Damit haben wir eine Welle gelöst und es trudeln nach und nach Grußbotschaften der anderen Kinder ein. Die Kinder freuen sich, wenigstens so ihre Freunde zu sehen. Am Mittag verkündert Bayerns Ministerpräsisent Markus Söder für die nächsten Wochen eine Aufenthaltsssperre in ganz Bayern. Er nennt es nicht ausdrücklich Ausgangssperre, aber man darf sich nur noch aus wiklich wichtigen Gründen draußen aufhalten. Spazieren gehen ist erlaubt, aber nur noch allein oder maximal mit den Personen, mit denen man zusammen lebt. Wir schnappen uns unseren Nachbarshund und gehen eine große Gassirunde. Für März ist es ungewöhnlich warm, und die Kinder jammern, dass es ihnen zu warm und zu anstrengend sei. Meine Beteuerungen, dass wir das jetzt nochmal ausnützen müssen, dass wir rauskönnen, verstehen sie nicht wirklich. Sie leben – wie Kinder eben – im Hier und Jetzt. Und das ist auch gut so.


Sport geht auch von zuhause

TAG 6: Samstag. Die erste Kindergarten-freie Woche ist geschafft. Dass es bei nur 5 Wochen bleibt, glaubt hier Keiner mehr. Aber wir machen nach wie vor das Beste daraus und starten mit einem ausgiebigen Spiele-Vormittag. Wir holen zum ersten Mal seit wir Kinder haben die „Siedler von Catan“ raus. Für die 4-jährige Marie ist das Strategiespiel eigentlich noch nichts, aber wir beziehen sie mit Würfeln und Karten verteilen fleißig mit ein. Ihr Bruder lernt schnell und zockt uns haushoch ab. Er staunt „Wow, ich hab noch nie so ein langes Spiel gespielt“. Durch das lange am Boden sitzen sind unsere Knochen eingerostet und so entschließen wir uns dazu, den neuen Sport-Kurs von Alba Berlin, den sie auf ihrem Youtube-Kanal anbieten, auszuprobieren. Der Sportverein hat dieses Programm extra kindgerecht, in verschiedene Altersklassen eingeteilt, aufgebaut. Die Bewegung tut gut und wir sind danach so motiviert, dass wir im Anschluss gleich noch ZUMBA for Kids ausprobieren. Das ist die ersten 5 Minuten lustig, aber dann verlieren die Kinder doch die Lust. Nach dem Mittagessen darf deswegen erstmal das normale Kinderprogramm herhalten bevor es zum Kickern in den Keller geht. Naja, und so geht der Tag weiter. Wir bekommen unsere Briefwahlunterlagen für die Stichwahl zum Bürgermeister und Landrat. Wegen Corona findet diese Wahl zum ersten Mal komplett per Briefwahl statt; die ursprüngliche Wahl vor einer Woche fand noch unter „normalen“ Bedingungen statt.

Was mittlerweile etwas nervt, sind die vielen Unterhaltungstipps und Corona-Bespaßungswitze, die in sämtlichen What’s App-Gruppen und auf facebook kursieren. So oft wie mein Hany klingelt, kommt es mir vor, müsste ich schon öfter in meine Nachrichtens schauen als zu normalen Zeiten. Ja, es ist schön, wenn man den Humor nicht verliert und sich gegenseitig mit Tipps für zuhause versorgt. Aber irgendwann reicht es, und meine Kinder haben mehr davon wenn ich die Zeit mit ihnen sinnvoll nütze.


Radfahren üben geht zum Glück noch – im Gegensatz zum nicht minder wichtigen Schwimmen üben!

TAG 7: Sonntag – es hat geschneit. Nachdem wir die letzten Tage schon im T-Shirt draußen rumgesprungeb sind, wundern sich die Kinder, warum jetzt der Winter wieder zurückgekommen ist. Meine Begeisterung dafür hält sich ehrlich gesagt auch in Grenzen. Aber wir machen das Beste daraus und stürmen den Garten mit einer kleinen Schneeballschlacht. Am Nachmittag ist der weißte Zauber ohnehin wieder weggeschmolzen. Wir legen heute nochmal einen ausgiebigen Sport-Tag ein: ZUMBA mit den Kids klappt wunderbar; sie hopsen und quieken und wackeln mit dem Po. Außerdem unternehmen wir einen legalen Familienspaziergang – Marie hat vor Kurzem Fahrradfahren geübt und da müssen wir dran bleiben; sie ist noch recht unsicher. Bei der Gelegenheit werfen wir unsere Briefwahlunterlagen bei der Gemeinde ein und staunen über die leeren Straßen. So leer kennen wir   unseren Ort auch an einem Sonntag nicht!

Deutschland zieht heute mit den Beschränkungen nach, die Bayern schon vor zwei Tagen eingeführt hat. Dabei ist der Bund etwas lockerer als Bayern, denn dieser erlaubt den Aufenthalt zu zweit, auch wenn die Personen nicht in einem gemeinsamen Haushalt leben. Ich verstehe diese Zaghaftigkeit nicht. Um uns herum kämpfen die Länder seit Wochen mit steigenden Fallzahlen – will man nicht glauben, dass es auch bei uns

soweit kommen kann? Je laxer die Auflagen sind, desto länger streckt sich die Krise in die Länge.

Wir bangen um unser Sabbatical. Seit vielen Jahren hatten wir uns darauf gefreut, für drei Monate nach Kanada reisen zu können. Unsere Arbeitgeber haben das schon vor geraumer Zeit genehmigt – gerade noch rechtzeitig bevor unser Großer in die Schule kommt. Nun wird das wohl nichts werden und ein Jahr Reiseplanung und Vorfreude sind dahin. Wir mussten schon vergangenen September unseren Jahresurlaub platzen lassen weil sich der Papa kurz vorher die Hüfte gebrochen hatte. Und heute wäre ich eigentlich nach Katalonien

Klappt inzwischen ganz gut!

aufgebrochen zu eine einwöchigen Pferde-Trail entlang der Pyrenäen und der Mittelmeerküste. Wie schade! Es wäre der erste Urlaub allein für mich gewesen seit die Kinder auf der Welt sind. Aber einen Urlaub kann man zumindest verschieben, irgendwann nachholen. Klar ist auch das ärgerlich, aber eine Gelegenheit, für drei Monate zu reisen, kommt mit zwei Kindern so schnell nicht wieder. Wir hoffen nach wie vor, dass es im Juni doch noch mit Kanada klappen wird, aber um ehrlich zu sein sind die Prognosen nicht optimistisch. Abends lese ich diverse Reiseromane und Weltreise-Erlebnisse, die ich mir noch vor der Quarantäne-Zeit besorgt habe (jeder setzt da seine eigenen Prioritäten, was das Hamstern betrifft).

 

Die erste Woche der KiTa-Schließung ist geschafft. Laut Plan folgen noch vier weitere. Ob es dabei bleibt? Wir werden sehen….


Beschäftigung während Mama und Papa im Home Office arbeiten müssen

TAG 8: Montag. Da ich eigentlich jetzt gerade auf einem Pferderücken in Spanien sitzen würde, habe ich die ganze Woche frei. So habe ich mir meinen Urlaub natürlich nicht vorgestellt, aber es hilft ja nichts. Der Tag ist ganz gut gestartet. Die Kinder sind gut drauf und wir haben erneut die Bastelsachen hervorgerholt. Die Kinder bemalen fleißig Ostereier und freuen sich über die Kratzbilder, die ich aus dem Kellerversteck gezaubert habe. Wir haben jede Menge neuer Hörspiele runtergeladen und Maries Bruder ist seitdem nicht ansprechbar. Für Marie sind Hörspiele leider noch nichts. Ich glaube, sie versteht das Gesagte einfach zu wenig und kann so der Geschichte nicht folgen. Vielleicht wird das noch wenn sie etwas älter ist. Sie leidet darunter wenn sich ihr Bruder in seine Hörbücher vertieft, weil er dann nicht mit ihr spielt und sich ausgeschlossen fühlt.

Der Papa hat sich im Wohnzimmer verschanzt und führt einen Call nach dem anderen. Am Nachmi

ttag müssen wir ihn da rausschmeißen, denn ich habe den Kindern einen Kinonachmittag versprochen. Gerade rechtzeitig gibt es den „Eiskönigin 2“ Film als Download. Marie ist natürlich wie die meisten Mädchen ihres Alters ein eingefleischter Elsa-Fan. Und selbst ihr großer Bruder kann sich der Magie nicht ganz entziehen, auch wenn er das so nie zugeben würde. Ein bisschen Magie schadet dieser Tage ja nicht –

im Gegenteil, irgendwie hofft man immer noch auf ein Wunder. Dass Gott irgendwann sagt „So, liebe Menschen, dieser Virus war Euch hoffentlich eine Warnung! Dass Ihr mal seht und versteht, was wirklich wichtig ist im Leben und Ihr in Zukunft mit dieser Erde sorgsamer umgeht!“ Können wir das bitte so machen lieber Gott? Wir haben verstanden!


TAG 9:

Der Vormittag verläuft sehr ruhig. Maries großer Bruder hat sich in seinem Kinderzimmer verschanzt und hört ein Hörspiel nach dem anderen, malt und bastelt ganz brav für sich alleine. Ich spiele mit M

arie ein Spiel nach dem anderen: UNO, Gruselino, Rush Hour – sie bekommt gerade Einzel-Frühförder

Kratzbilder sind eine gute Beschäftigung – für ca. eine viertel Stunde…

ung par excellence.  Der Papa kämpft derweil mit dem nicht mehr funktionierenden öffentlichen Leben. Wir haben nämlich das Problem, dass unser Auto vor zwei Wochen kaputt gegangen ist – Getriebeschaden, also quasi fahruntüchtig. Ist natürlich etwas unentspannt in der derzeitigen Lage. Sollte irgendwas mit den Kindern sein, insbesondere mit Marie, kommen wir öffentlich nicht schnell in’s Krankenhaus. Wir haben bei einem Händler rund zwei Stunden von hier zwar ein Auto gefunden, aber wir können weder unser altes Auto ab- und noch das neue anmelden, da die Zulassungsstelle zu hat bzw. nur noch Fahrzeuge von systemrelevanten Personen bearbeitet werden. Jetzt steht unser bereits bezahltes Fahrzeug also einsatzbereit, aber für uns nicht nutzbar, beim Händler, und unser kaputtes st

eht vor der Tür. Auf die E-Mail mit unserem Anliegen und der Schilderung des Falles bekommen wir eine nichtssagende Standard-Antwort, die uns nicht weiterhilft.

Wir telefonieren mit Freunden und Familie – jeder kämpft mit der Situation und hat die ein oder andere zusätzliche Herausforderung zu meistern. Die einen kämpfen mit Langeweile, die anderen mit Überforderung. Verrückt….


TAG 10: Die Hälfte von Woche 2 ist geschafft. Bislang sind wir ganz gut durch die häusliche Isolierung gekommen, aber heute war die Stimmung bei uns Vieren eher mau. Kanada hat einen Einreisestopp bis 30. Juni verhängt. Und obwohl wir uns schon mental darauf

In diesen Tagen wird viel gespielt – und auch mal der ganze Tag im Schlafanzug verbracht

eingestellt hatten, dass wir nicht wie geplant in unser Sabbatical starten können, ist es doch wie ein Faustschlag in’s Gesicht, schwarz auf weiß zu lesen, dass dieser Traum, auf den wir uns schon seit Jahren gefreut haben, geplatzt ist. Eine Alternative zu planen macht erstmal keinen Sinn. Niemand kann vorhersagen, wie die Welt im Sommer oder Herbst aussehen wird. Auch wenn Deutschland es schaffen wird, die Wachstumsrate zu reduzieren, heißt das nicht, dass das dem Rest der Welt gelingen wird. Und selbst wenn ein Land die Restriktionen wieder lockert – wer möchte in diesen Zeiten schon riskieren als Ausländer in einem Land mit schlechter medizinscher Versorgung zu stranden? Das Sabbatical wäre ein Lichtblick gewesen. Aber in diesen Zeiten steht die Gesundheit noch mehr als sonst über Allem.

 

Zweites Problem dieser Tage bei uns: Unser Auto ist seit zwei Wochen kaputt, fahruntüchtig mit Getriebeschaden. Wir können es aber nach wie vor nicht abmelden, da die Zulassungsstelle nicht mehr arbeitet. Und das neue Auto, das abholbereit beim Händler steht, können wir nicht anmelden, also auch nicht abholen. Hier zeigt sich, wie in der Prise nach und nach als selbstverständlich hingenommene Services ihren Dienst versagen. Wir brauchen das Auto in diesen Tagen natürlich nicht für Familienausflüge. Einkaufen können wir auch mit dem Fahrrad. Aber für den Fall der Fälle wäre es doch beruhigend, wieder ein funktionstüchtiges, zugelassenes Auto da zu haben und den Großeltern wieder ihr eigenes zurückgeben zu können. Aber gut, es zeigt sich – es geht auch so.


TAG 11: Auch so kann man seine Zeit rumkriegen: Heute haben wir uns eine Stunde lang bei der Post angestellt. Die Warteschlange – alle sta

Draußen in der Natur lassen sich die Krisen dieser Welt fast vergessen.

nden im Abstand von 1,50m – reichte bis zum Rathaus, etwa 300m. Zuhause haben wir dann ein bisschen Feiertag gespielt. Wir hatten nämlich von Weihnachten noch eingefrorene Gänsekeulen in der Tiefkühltruhe. Eigentlich wollten wir diese mal mit Freunden zusammen zubereiten, aber jetzt haben wir ja gut Zeit zum Kochen. Und so kamen wir auch in diesen Zeiten, wo es eigentlich nichts zu feiern gibt, zu einem kleinen Festessen. Dem Opa, der die Zeit alleine in seinem Haus verbringen muss, haben wir eine Keule vor die Tür gestellt und uns kurz von Garten- zu Haustür unterhalten. Soziale Kontakte in Zeiten von Corona…

Derweil zieht die Pandemie weltweit immer größere Kreise. Immer mehr Länder sind massiv betroffen. Die schrecklichen Bilder kommen längst nicht mehr nur aus Italien, sondern auch aus Spanien und Frankreich, Südamerika, Südafrika. Die USA trifft die Pandemie irgendwie gänzlich unvorbereitet, so hat es den Anschein. Im bitterarmen Venezuela bedeutet Corona quasi das Todesurteil für tausenden Venezualnern. Es ist eine Katastrophe – überall… auf der ganzen Welt…


TAG 12:  Wir gönnen uns einen Tag Auszeit von der Katastrophe und reißen aus.  Spazierengehen ist erlaubt. Wir machen einen seeehr langen Spaziergang im Rosenheimer Landkreis, durch einen verwunschenen Wald, in dem Riesen und Trolle hausen, mit Blick auf die Berge und Sonne im Herzen. Wir gestalten den Ausflug wie ein Abenteuer und die Kinder blühen in ihrer Fantasie auf. Es tut so gut! Die 8km hin und zurück laufen die Kinder dank unseres Spiels, die Trolle von den Riesen des Waldes zu erlösen, mit voller Begeisterung. Ein Tag in der wunderschönen, erblühenden Frühlingslandschaft und man kann sich kaum vorstellen, dass in den Intensivstationen dieser Welt die Ärzte um zahlreiche Leben kämpfen.


TAG 13: Gleich nochmal! Wir wollen raus! Da heute Samstag ist und wir uns nicht sicher sind, ob    Richtung Berge kontrolliert wird, fahren wir in das schöne Isental. Die

Wasserspiele im Freien

Entscheidung war goldrichtig, denn außer uns ist dort Niemand unterwegs. Diesmal schaffen wir die 8km der Tour nicht annähernd, denn nach gut 1km machen wir Pause an der idyllisch vor sich hinplätschernden Isen, picknicken im duftenden Gras und bauen einen Staudamm bis wir alle nasse Füße haben. Auch hierbei können wir wunderbar abschalten, genießen die Familienzeit draußen in der Frühlingssonne und die gemeinsame Unternehmung. Wir verweilen ewig an dem kleinen Bach und danach schaffen wir es nur noch etwa einen halben Kilometer weiter bis die Kinder streiken und zurück wollen. Wir können es ihnen nicht verübeln, denn es ist richtig warm, und was spricht dagegen als die Zeit, die wir gemeinsam draußen genossen hatten, gut sein zu lassen und den Rest des Tages faul im Garten zu verbringen? Zuhause gönnen wir uns ein Eis beim unvermeidbaren Nachrichten lesen. Die Kinder tollen im Garten herum – wie schön zu sehen, dass sie ihre Fröhlichkeit nicht verlieren, trotz der Einschränkungen einfach weiter ihre Kindheit genießen. Und uns Eltern helfen sie dabei auch irgendwie durch diese schwere Zeit zu kommen. Sie zeigen uns, worauf es ankommt, motivieren uns, stecken uns mit ihrem Lachen und ihrem Kindsein an. Ich möchte nicht allein sein müssen in dieser Zeit…


TAG 14:  Sonntag. Es ist kalt. Es schneit. Ehrlich jetzt? Wir hatten doch schon fast Sommer! Und es ist und bleibt ein Faszinosum, wie der Wetterumschwung auf die Stimmung schlägt. Bei uns 4en gleichermaßen. Wir bringen die Zeit mit Gesellschaftsspielen, gemeinsamem Kochen und telefonieren mit Freunden und Verwandten zu. Die Nachrichten geben nach wie vor keinen Anlass zu Optimismus. Die Wetteraussichten auch nicht. Zudem ist die „entspannte“ Corona-Ferien ab morgen auch passé, denn dann ist die offizielle Urlaubswoche vorbei.


TAG 15: Auf geht’s in Woche 3 der Corona-Ferien. Nach zwei Wochen „Entschleunigung“ sind wir

so semi-entspannt. Wir schwanken zwischen latenter Urlaubsstimmung (morgen zwischen 8 und 9 Uhr) und Weltuntergangsstimmung. Naja, so schlimm ist es noch nicht. Die Kinder machen heute ganz

gut mit, beschäftigen sich einen Großteil des Vormittags allein. Zwischendurch ist mal Großeinkauf

angesagt und mit etwas schlechtem Gewissen packe ich die Kinder mit ein, damit sie zumindest zum

Das große Lego-Set beugt potentieller Langeweile vor.

Einkaufen mal raus kommen. Es ist immer noch sehr kalt und wenig einladend draußen. Wir bringen

dem Opa eine große Tasche mit Einkäufen vorbei und erhalten als „Gegenleistung“ ein riesiges Lego-Paket mit unzähligen Teilen zum Aufbauen (für Kinder ab 12 Jahren!). Da wird zumindest Maries Bruder die nächsten Tage gut beschäftigt sein. Den Rest des Tages ist er zu nichts anderem mehr zu gebrauchen und eifrig am Anleitung studieren und aufbauen. Marie ist etwas langweilig und so starten wir wieder eine Einheit Alba-Sport über Youtube. In der Welt draußen leider weiter kaum positiven Nachrichten. China lockert die Ausgangssperre. Seit zwei Wochen sind dort angeblich keine neuen Fallzahlen hinzugekommen. Ob man das glauben kann? Wer weiß…


TAG 16: Kuscheltier-Geburtstag! So was lässt sich nicht verordnen, auf sowas können die Kinder nur von alleine kommen. Denn heute feiern all ihre Kuscheltiere Geburtstag und da muss für jedes einzelne Tier eine Krone gebastelt werden. Da sind sie erstmal gut beschäftigt. 🙂 Dann singen wir „Happy Birthday“, was das Zeug hält, lassen sie im Morgenkreis hochleben und spielen „Dornröschen war ein schönes Kind“ (der Dino darf das Dornröschen sein). Gegen Mittag stellt sich eine rastlose Unruhe ein. Wir müssen raus! Aber träge Kinder zum rausgehen zu bewegen ist keine so leichte Aufgabe. Schon rächt es sich, dass wir das Rausgehen die letzten beiden Tage wegen des schlechten Wetters haben schleifen lassen. Irgendwann schaffen wir es aber doch noch – mit anfänglichem Gemoser – aber immerhin eine

Stunde mit dem Tretroller nach draußen. Ist wirklich erst Dienstag?


TAG 17: Auch wir schicken einen Regenbogen raus in die Welt. Als Zeichen der Hoffnung. Nach Tagen des Regens werden wieder Tage des Sonnenscheins folgen. Momentan steht die Welt vor ihrer größten Herausforderung und es ist noch

Ein Regenbogen als Zeichen der Hoffnung.

kein Ende in Sicht. Die Welt wird danach eine andere sein, da sind wir uns sicher. Vielleicht aber nicht nur anders, sondern auch ein Stück weit besser.  Das ist auch eine Hoffnung, die wir hegen. Dass wir alle dankbarer werden für das, was wir haben. Für unsere tägliche Arbeit, für unseren alltäglichen Luxus, den wir in gewisser Weise als selbstverständlich erachten. Für das, was wir an anderen Menschen haben. Wir sind glücklich, dass wir als Familie gesund und die Kinder nach wie vor glücklich sind. Am Abend spielen wir gemeinsam „Die Siedler von Catan“ auf dem Wohnzimmerboden und richten dort zudem ein Picknick her. Das wird so lustig und ausgelassen, dass man meinen könnte, die Kinder haben heimlich aus den Weingläsern der Erwachsenen genippt. Wie schön, dass es uns so gut geht!


TAG 18: Am Vormittag schmeißen wir Eltern alle pädagogischen Vosätze über Bord. Stundenlange Video-Calls zwingen uns, die Kinder mit Kindersendungen von Netflix ruhig zu stellen. Die Kinder finden’s natürlich klasse, und so schnell werden sie schon keinen Schaden daran nehmen. Bis zum Mittag hat sich dann das Stress-Level der Eltern wieder auf ein normales Level reduziert und mit gestaffelten Mittagspausen lässt sich das Home Office ganz gut organisieren. Die Sonne lacht, also steht zusätzliche Spielfläche im Garten zur Verfügung. Außerdem hat heute die Oma in der Türkei Geburtstag. Sie lebt und arbeitet dort seit 3 Jahren, kommt in den Ferien aber regelmäßig zu Besuch zu uns. Momentan kann sie wegen den Ausgangsbeschränkungen und dem eingestellten Flugbetrieb nicht nach Deutschland zurück. Wir überlegen, was wir tun können, wenn sich die Lage in der Türkei zuspitzt. Bis vor Kurzem noch gab es dort offiziell kein Corona. Mittlerweile ist die Krankheit aber auch dort angekommen und breitet sich noch exhorbitant schneller aus als anderswo. Die Krankenhäuser dort werden schneller an ihre Belastungsgrenzen stoßen als hier – zumal in einer Millionenstadt wie Istanbul. Ich habe Sorge, dass dort ein zweites „New York“ drohen könnte, wo ebenso viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben und das

Basteln im Garten macht gleich nochmal mehr Spaß

Gesundheitssystem nicht auf eine massenweise intensivmedizinsche Versorgung ausgelegt ist. Am Freitag, also morgen, hat meine Mutter eine Besprechung in der deutschen Botschaft. Mal schauen, was dabei rauskommt…


TAG 19: Freitag – die 3. Kindergarten-freie Woche ist (fast) geschafft. Die Stimmung kippt etwas. Die Kinder werden schneller ungeduldig, Marie jammert schon in der Früh, dass ihr langweilig ist. Und selbst ihr Bruder hat geäußert dass er seinen Kindergarten vermisst „und zwar alle Kinder, auch die, die ich nicht mag“. Das ist für ihn schon eine enorme Aussage, denn bislang hat er sich gefreut, dass er nicht in den Kindergarten muss / kann. Wenn man ihn sonst fragen würde, ob er in den Kindergarten gehen oder lieber zuhause bleiben möchte, entscheidet er sich sonst immer, immer, immer für zuhause bleiben. Ist mein Sohn also doch ein auf soziale Kontakte angewiesenes Kind 🙂 Was heute sehr hilft, ist, dass die Englisch-Lehrerin, die einmal die Woche in den Kindergarten kommt, für heute ein Zoom-Meeting  aufgesetzt hat. Wir drucken uns die Arbeitsblätter aus, bewaffnen uns mit Buntstiften und freuen uns über viele virtuelle Kontakte

Englisch-Stunde via Zoom Video-Konferenz

zu den Kindergartenfreunden. Maries Bruder bleibt die ganze Stunde hochkonzentriert und begeistert vor dem Bildschirm, benennt eifrig die Farben und winkt seinen Kindergartenfreunden zu. Trotz der nun anstehenden Osterferien hat die Englisch-Lehrerin angekündigt, auch nächste Woche eine Stunde anzubieten. Die Kinder freuen sich, bedeutet es doch ein Stück weit Austausch mit da draußen. Den haben sie ja sonst noch viel weniger als wir Eltern, die durch die Arbeit zumindest virtuell mit Arbeitskollegen und Kunden korrespondieren und uns so ein Stück weit Berufsalltag nach Hause holen können. Außerdem schwingt ein Stück Stolz mit wenn die Kinder nun auch einen „Call“ haben wie sonst die Eltern und nun die Eltern mal leise sein müssen. 😉


auf die Familie ist Verlass

TAG 20: Wochenende! In Zeiten von Corona ein Tag wie jeder Andere? Nein, nicht ganz. Denn das Home Office-Arbeiten fällt weg. Die Bundesregierung mahnt eindringlich zu keinen ausgedehnten Ausflügen in die Berge oder an die Seen. Spaziergänge sind erlaubt, aber ohne weite Anreise.  Wir sind auch diesmal findig und machen uns auf in’s schöne Münchner Umland bzw. in einen angrenzenden Landkreis und finden auch heute wieder ein wunderschönes Fleckchen

am Dietramszeller Weiher

Erde, bei dem man dem ein oder anderen Spaziergänger, dem man begegnet wunderbar ausweichen kann. Irgendwie ist es schon witzig – sonst treibt es uns bei schönem Wetter meist in die Berge, abgehalten werden wir davon sonst nur von den leider stets zunehmenden Staus dorthin. Nun aber entdecken wir traumhafte, versteckte Ziele, die nicht weiter weg sind als eine halbe Stunde Fahrzeit und an denen wir außer Waldvögeln, Rehen und Eichhörnchen kaum einem Lebewesen begegnen. Auch hier offenbart sich die Krise als Chance. Wir entdecken gerade unsere Heimat wie sonst nicht. Die Kinder genießen es, durch die Natur zu streifen, die sorglose Zeit und

v.a. die Picknicks zwischendurch. Als krönenden Abschluss schmeißt der Papa am Abend noch den Grill an und wir lassen den für uns schönen Tag genüsslich ausklingen.


TAG 21: Meine Mama, also Maries Oma, die seit 3 Jahren in Istanbul lebt und arbeitet, wird nun morgen in einer Sondermaschine vom Auswärtigen Amt nach Deutschland ausgeflogen. Das ist angesichts der raschen Ausbreitung des Corona-Virus‘ in Istanbul und der unzureichenden medizinschen Versorgung dort, eine sinnvolle Maßnahme. Nur hat die Oma immer noch nicht ganz d

Schöne Wanderung bei Dietramszell

en Ernst der Lage erkannt. In ihrer Nachricht an uns schreibt sie, dass sie „sich am meisten darauf freut, uns alle in die Arme schließen zu können“. Nun, das ist eben genau das, was momentan nicht geht.

Dass wir uns seit drei Wochen konsequent abschotten, keinen Kontakt zu den hier lebenden Großeltern pflegen und nur zu einsamen Spaziergängen und notwendigen Einkäufen das Haus verlassen, scheint ihr nicht so bewusst zu sein. Es gibt noch keine Vorschrift, dass sich deutsche Rückkehrer bei ihrer Ankunft hier in 14-tägige Selbstisolation begeben sollen. Normalerweise wohnt meine Mutter bei ihren Deutschland-Besuchen hier bei uns. Ein Flug hierher, die Ankunft am Flughafen, die weitere Bahnfahrt – das alles sind aber potentielle Ansteckunsorte. Ich fühle mich im Zwiespalt, meine Mutter schätzt die Situation anders ein als wir. Ich spreche mit meiner Schwester, die aber auch ein kleines Kind hat, was sie dazu denkt und ob sie die Oma beherbegen kann…


TAG 22: Ich muss mich leider zunehmend über einige Freunde ärgern, die in den einschlägigen Sozialen Netzwerken ihren Unmut über die Maßnahmen zur Eindämung der Corona-Pandemie kundtun. Unter dem Hashtag #fuckcorona werfen sie der Bundes- oder Staatsregierung „Salamitaktik“, „Beschneidung der Grundrechte“ und dergleichen vor. „Man kann uns nicht ewig einsperren“, „ich will meinen Alltag wieder“ – das scheinen momentan die größten Probleme einiger facebook-Freunde zu sein. Tja, wer wünscht sich nicht eine Rückkehr zur Normalität. Aber: es geht nicht! Noch nicht! Haben die es nicht kapiert?! Niemand, auch kein Politiker, hat sich solche Ausgangsbeschränkungen gewünscht. Und jeder wünscht sich natürlich eine Rückkehr zu unseren sonst so selbstverständlich erachteten Freiheiten. Jedem ist bewusst, dass die Wirtschaft enorm leidet und noch weiter leiden wird. Aber das nach wie vor Fatale ist, dass sich viele der Jüngeren und Middel Ager nicht vorstellen können, dass auch sie von einer schweren Erkrankung betroffen sein könnten. Sie gehören ja nicht zur definierten „Risikogruppe“ der über 65-Jährigen. Es wäre ja so viel einfacher, diese einfach bis zum Ende dieses Jahres wegzusperren. Hallo, geht’s noch?! Das sind unsere Eltern, verdammt! Und nicht nur die! Auch Kinder und Jugendliche, 30-, 40-Järhige liegen und sterben auf den heillos überlasteten Intensivstationen rund um den Globus. Es tut mir leid, liebe Freunde, aber ich habe kein, aber absolut kein Verständnis dafür, wie Ihr lamentiert, dass jetzt der Lieblingsfriseur zu hat oder die Wies’n dieses Jahr nicht stattfinden kann. Ja, ich bin auch traurig, dass wir nicht auf unsere große Reise gehen werden können. Ja, ich bin auch traurig, dass meine Kinder am Vormittag weinen weil wir nicht mit ihnen spielen können, weil Mama und Papa im Home Office arbeiten müssen und ihnen langweilig ist weil der Kindergarten zu hat. Ja, ich bin auch traurig, dass der ganze Schwimmkurs meines Sohnes jetzt umsonst war, er nicht sein Seepferdchen machen konnte und wir irgendwann wieder von vorne anfangen müssen. Ja, ich bin auch traurig, weil ich meinem Sohn erklären muss, dass er seinen 6. Geburtstag nicht wie geplant mit seinen Freunden mit einer großen Dino-Party feiern kann. Und ich bin traurig, weil meine gute Freundin seit drei Wochen um das Leben ihres Vaters bangen muss. Da wirst es Du, lieber facebook-Freund schon aushalten, dass der geplante Kurz-Trip nach Italien verschoben werden muss.

Gesperrte Spielplätze in Zeiten von Corona – ein Bild, das sich einprägt.

Ich bin dankbar, dass die Sonne scheint, wir noch raus können, alles essen können, was wir möchten, uns keine Sorgen um sauberes Trinkwasser machen müssen. Wir sitzen am Abend gemütlich auf der Couch, ein Gläschen Wein in der Hand, schauen einen Netflix-Film, lassen uns eine Käseplatte schmecken. Ist das schon nicht pervers genug wenn man da Videos von weinenden Krankenschwestern sieht, die am Ende ihrer Kräfte sind? Wenn Pflegekräfte, die ja auch Familien haben, nicht wissen, wie sie sich schützen sollen?

Ja, #fuckcorona – aber damit ist der Virus an sich gemeint – und nicht, Ihr Wohlstandsmeckerer und Egoisten, die Einschränkungen, die wir gerade mal seit drei Wochen für die Gesundheit von uns Allen in Kauf nehmen! Bleibt gesund!


In diesen Zeiten meidet jeder, der es sich erlauben kann, einen Aufenthalt im Krankenhaus.

TAG 23: Leider kein guter Tag. Maries Opa ist im Krankenhaus. Nicht wegen Corona, sondern wegen des Herzens. Im Raum stehen mehrere Stents oder sogar drei (!) Bypässe. Als ob das nicht schlimm genug wäre – das ausgerechnet jetzt! Jetzt liegt er alleine im Krankenhaus, man kann ihn nicht besuchen und nur hoffen. Und die Oma sitzt alleine zuhause, macht sich Sorgen und kann natürlich auch nicht besucht werden. Was sind das nur für Zeiten? 🙁

Die andere Oma ist derweil aus Istanbul ausgeflogen worden. Mit einem vom Auswärtigen Amt organisierten Flug ist sie gestern Nacht am Flughafen Köln /Bonn gelandet, mit dem Zug nach München und schlussendlich zu meiner Schwester gefahren. Dort bleibt sie nun erstmal bis auf Weiteres.


TAG 24: Die  Sonme strahlt nach wie vor vom Himmel als ob nichts wäre. Heute mal ein paar Fakten zur allgemeinen Lagebeschreibung (für die Nachwelt) – Stand 08. April 2020.

Dieselpreis liegt bei 1,09€.
Benzinpreis liegt bei 1,21€.
Seit 3 Wochen sind die Schulen und Kindertagesstätten komplett geschlossen.
Notbetreuung gibt es für Kinder von Eltern mit systemrelevanten Berufen.
Zu den systemrelevanten Berufen zählen heutzutage vor allem Krankenhauspersonal und Verkäuferinnen.
Abschlussprüfungen wurden verschoben.
Abstand halten und zwar mind. 1,5m ist angesagt.
In Deutschland gibt es ein Kontaktverbot.
Bei uns in Bayern seit dem 22. März sogar Ausgangsbeschränkungen.
Dieses Verbot bzw. die Beschränkungen gelten vorerst bis zum 19. April – wie lange sie wirklich dauern und wann wir schrittweise wieder zur Normalität zurückkehren können ist momentan ungewiss.
Europa schottet sich ab und selbst innerhalb Europas finden strenge Grenzkontrollen und sogar teils Grenzschließungen statt.
In Lebensmittelläden erinnern uns Aufkleber am Boden den Mindestabstand einzuhalten.
Nicht-systemkritische Geschäfte sind geschlossen.
Lokale, Restaurants und Theater sind geschlossen.
Die Eishockeyliga wurde frühzeitig beendet.
Bevor die Fußballsaison pausiert wurde fanden sogenannte Geisterspiele (also ohne Publikum) statt.
Konzerte, Touren, Festivals und sämtliche Entertainment Events – abgesagt.
Hochzeiten, Familienfeier, Geburtstagsfeiern – abgesagt.
Die Kirchen sind offen aber während der Gottesdienste darf niemand anwesend sein.
In Bayern gilt: enger Kontakt nur mit Angehörigen des eigenen Haushaltes.
Spiel- und Sportplätze sind gesperrt.
Es herrscht eine Knappheit an Masken und Schutzkleidung für Krankenhäuser und medizinisches Personal.
Es gibt einen Mangel an Beatmungsmasken.
Hamsterkäufe finden statt und Toilettenpapier, Desinfektionsmittel, Nudeln und Hefe sind oft ausverkauft.
Einige Betriebe ändern ihre Produktion und helfen Schutzkleidung und Desinfektionsmittel zu produzieren.
Alle nicht notwendigen Reisen sind verboten.
Für Verstöße gib es einen Bußgeldkatalog. Die Polizei kontrolliert verstärkt.
Es gibt fast täglich Pressekonferenzen und Sondersendungen.
Unser bayerischer Ministerpräsident Söder (man mag ihn nun mögen oder nicht) stellt sich als wahrer Krisenmanager heraus.
So viele Firmen wie nie zuvor melden Kurzarbeit an.
Die Regierung hilft Unternehmen mit Krediten und Sonderzahlungen.
Virologe Christian Drosten ist vielen Leuten inzwischen ein Begriff.
Tägliche Updates über die neusten Infektionszahlen und zu den Toten.
Beerdigungen dürfen nur im kleinsten Kreis stattfinden.
Die Straßen sind teilweise wie leergefegt.
Medizinisches Personal postet Bilder mit Schildern auf denen steht: „Wir bleiben für Euch hier. Bleibt ihr für uns zuhause.“
Die ersten Leute tragen beim Einkaufen Mundschutzmasken – oft selbstgemacht.
Die Natur zeigt uns den symbolischen Mittelfinger: in den nächsten 2 Wochen Sonne, Sonne, Sonne und Temperaturen bis zu 20 Grad.

Dies ist die Geschichte namens Coronavirus (Covid-19) – am 11. März 2020 zur Pandemie erklärt. Milliarden Einzelschicksale verbergen sich dahinter.


Ostern steht vor der Tür

TAG 25: Die Amseln singen wie es schöner nicht sein könnte. Es ist Frühling und für die Natur von Krise keine Spur. Wahrscheinlich wundern sich ein paar Vögel, dass die Luft so rein ist und so viele Spaziergänger unterwegs sind. Aber sonst ist für sie wohl alles wie immer. Die Amseln balzen und pfeifen, streiten und fliegen eifrig umher. Die Bäume schlagen aus, die Blumen blühen – wenn man so durch die Natur schlendert möchte man nicht an eine große Krise glauben. Wir haben heute tatsächlich schon den Rasensprenger aufgebaut, die Kinder laufen in Badehose im Garten umher. Es ist April und wir essen Wassermelone und Eis. Als Momentaufnahme taugt dieser Tag ganz gut für einen ersten Sommertag.  Zum Glück ist nicht November, da wäre alles noch trister. Nun stehen die Osterfeiertage vor der Tür. Und zum Glük hoppelt der Osterhase vermeintlich alleine bzw. mit gebührend Abstand durch die Gärten, der Sicherheitsabstand bleibt also gewahrt. Nachdem sich schon in New York ein Tiger bei einem Tierpfleger angesteckt hat, wollen wir nicht riskieren, dass sich noch der Osterhase ansteckt. Kann man die Schokolade dann überhaupt guten Gewissens essen? Ich glaube schon ;-).


TAG 26: Heute hatten wir großen Video-Konferenz-Tag mit allen Agenturen aus der gesamten EMEA-Region, mit denen wir zusammenarbeiten. Das machen wir aber auch in Nicht-Krisenzeiten einmal im Monat, nur dass dann normalerweise die meisten von ihren Büros aus zugeschaltet sind. Nun eben Alle von zuhause aus. Und egal welches Land, ob Israel, Italien, England, Spanien, Türkei, Russland oder Südafrika – alle sind einer ähnlichen Situation, Corona und Ausgangsbeschränkungen diktieren den Alltag. Das Business bei uns und den andere Agenturen läuft weiter wie bisher. Auf die einzelnen Schicksale und die regionalen Unterschiede – ist doch jedes Land unterschiedlich hart betroffen – gehen wir im Call nicht ein. Ich finde es irgendwie merkwürdig weiterzumachen wie bisher – als ob die Welt nicht die schlimmste Krise seit dem 2. Weltkrieg durchleidet. Aber andererseits ist die Pandemie ohnehin bei Allen omnipräsent und so hat es auch etwas Beruhigendes wenn zumindest im Geschäftsleben business as usual angesagt ist. Arbeitnehmer in anderen Branchen oder viele Selbstständige können ja auch das nicht mehr. Nicht wenige haben ihre Jobs verloren, sind in Kurzarbeit und bangen um ihre berufliche Existenz. Dann doch lieber eine Stunde Powerpoint-Beschallung und Kampagnenplanung. Die Digitalisierung ist in diesen Zeiten wirklich mehr Segen als Fluch, denn anders wären wir gar nicht in der Lage, unserer Arbeit nachzugehen. Und wo ich meine Texte und E-Mails schreibe – ob vom Büro, von daheim oder (in besseren Zeiten) von einer Berghütte in den Alpen ist dem Kunden pinzipiell egal, sofern das Internet funktioniert.


Spielen im Garten bei sommerlichen Temperaturen
Spielen im Garten bei sommerlichen Temperaturen

TAG 27: Karfreitag. Heute endlich mal wiede gute Nachrichten! Maries Opa konnte aus dem Krankenhaus entlassen werden. Nachdem sich der Kardiologe und der Herzchirurg nicht einigen konnten, welche Maßnahme die bessere ist – Stents (dafür plädierte der Kardiologe) oder Bypass-Operation (welch Überraschung: dies war die bevorzugte Variante des Chirurgen) – entschied sich der Opa ganz klar für die Stents-Variante, welche weniger Risiko birgt. Wir sind alle erleichter, dass er den Eingriff gut überstanden hat und v.a. wieder aus dem Krankenhaus draußen ist. Momentan meidet Jeder, der kann, Ärzte und Krankenhäuser. Wenn es nicht wirklich zwingend erforderlich ist, möchte keiner das Risiko eingehen, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. Auch das ist eine skurille Auswirkung – während die Ärzte und Pfleger auf manchen Stationen in den Krankenhäusern nicht wissen, was sie zuerst tun sollen, wann ihre Schicht endlich endet und wie sie die nächste Zeit überstehen sollen, sind manche Praxen nahezu verwaist. In Deutschland haben Zahnärzte ihre Angestellten in Kurzarbeit geschickt, in England werden sogar Augenärzte für den Dienst in den Notfallkliniken zwangsrekrutiert.  Und die Kinder? Freuen sich auf den Osterhasen. Gestern hat er schon ein kleines Geschenkörbchen, das er normalerweise in Maries Kindergarten abgegeben hätte, bei uns vor die Tür gestellt. Noch zwei Mal schlafen, dann hoppelt er auch bei uns durch den Garten.


Marie läuft durch’s Pusteblumenfeld

TAG 28: Karsamstag Spazierengehen und Radlfahren sind dieser Tage der Volkssport schlechthin. Viel anderes bleibt ja auch momentan nicht, zumindest nicht draußen außerhalb des eigenen Territoriums. Spazierengegangen sind wir die letzten Wochen zur Genüge – heute satteln wir mal um. Ausgestattet mit Laufrad für Marie, Kinderfahrrad, Fahrradanhänger und eine Hand voll Schnellspanner für den Fall, dass die Kinder zwischendurch nicht mehr mögen, starten wir in Richtung Münchner Süden, um die Großeltern zu besuchen. „Besuchen“ heißt in Corona-Zeiten, sich zwei Meter vor der Eingangstür zu postieren und sich mit den in der Eingangstür stehenden Großeltern zu unterhalten. Sie haben die Kinder seit über vier Wochen nicht gesehen und nach nun überstandener OP finden wir, dass es mal wieder Zeit ist für eine paar seeliche Aufmunterungen in Form von ungetrübtem Kinderlachen. Für den Hinweg lassen wir uns Zeit – mit Stopps am Bugasee, im Ostpark und am Gartenzaun von Freunden sowie ein Eis von der Eisdiele schafft es zumindest Maries Bruder gut auf dem Rad bis zu den Großeltern. Marie begnügt sich derweil, vom Anhänger aus Kinderlieder zu trällern und uns so zu unterhalten. Die Großeltern freuen sich über den unerwarteten Besuch. Sie kommen ja momentan auch nur zum Einkaufen, spazieren gehen und für notwendige Arzt- bzw. Krankenhausbesuche raus. Leider haben die Kinder nicht allzuviel Durchhaltewillen. Sich nur vor der Tür zu unterhalten und nicht richtig mit Oma und Opa spielen können, ist halt doch nicht so wie sonst. Auf dem Rückweg sind dann weder Marie noch ihr Bruder dazu zu bewegen sich noch einmal auf’s Fahr- bzw. Laufrad zu setzen und so kommen zumindest wir Erwachsenen noch zu unserem Sportprogramm, indem wir in die Vollen treten und den Rückweg in einer dreiviertel Stunde (statt wie hin in 3 Stunden) zu meistern.  Am Abend steigt die Vorfreude der Kinder in’s Unermessliche. Sie schreiben bzw. diktieren zwei Briefe, einmal „an den Osterhasen“ und der andere „an den Corona-Virus“:

Lieber Osterhase, vielen Dank, dass Du so lieb bist und uns Geschenke und Süßigkeiten bringst! Das ist sehr lieb von Dir!

Blöder Corona-Virus, geh endlich weg und lass uns in Ruhe! Wir wollen wieder rausgehen und mit unseren Freunden spielen!

Was soll ich sagen – besser hätt ich’s auch nicht ausdrücken können!


Ostern mit Corona ist wie Ostern ohne Corona – der Osterhase kommt auch in Pandemie-Zeiten.

TAG 29: Ostersonntag Im Fernsehen senden sie um 7 Uhr ein Kinderprogramm, damit die Eltern länger schlafen können. Wie soll das denn gehen, frage ich mich! Am Ostersonntag sind die Kinder doch, sobald der erste Sonnenstrahl durch’s Kinderzimmer leuchtet, nicht mehr zu halten, und wollen raus in den Garten. Davon abgesehen würde das bei Marie auch so nicht funktioneren, einfach selber aufstehen und sich vor den Fernseher sitzen. Sie kann auch nicht alleine mit ihrem Bruder losspielen – sie hört ja nach dem Aufstehen noch nichts. Zum Schlafen nimmt sie die CIs ja raus, wir nehmen diese nachts auseinander und legen sie in die Trockenbox. Das schafft Marie noch nicht, diese in der Früh zusammenzubauen und sich mit dem Ohrpassstück selbst am Ohr und am Kopf zu befestigen. Aber jetzt ist erstmal Ostern – pünktlich um 06:30 Uhr haben die Kinder die aus Schokoeiern bestehende Fährte, die von ihrem Kinderzimmer nach unten in den Garten verläuft, entdeckt und sind nicht mehr zu Bremsen. Wie schön, dieses ungetrübte Kinderlachen. Und wie schön, dass der Osterhase offenbar alle Vorsichtsmaßnahmen hat walten lassen, damit er nicht zum Osterfest krank wird. Zugegebenermaßen werden die Kinder heuer reichlich beschenkt – da hat der Osterhase sich wohl gedacht, dass sie sich trotz Corona-Zeiten reichlich freuen sollen. Und es wird tatsächlich ein schönes Osterfest, denn auch die Sonne gibt wieder ihr absolut Bestes, um den Tag so schön wie möglich zum Strahlen zu bringen. Wir bauen das Planschbecken auf, faulenzen in der Hängematte und erfreuen uns an einem reichlichen Oster-Buffet, das bis zum Abend gefühlt nicht weniger wird. Sicherlich war dieses Osterfest anders als die Jahre davor. Sonst haben wir die Osterfeiertage immer im Kreise der Familie mit Onkel, Tante und Cousine am Chiemsee verbracht. Aber der Osterhase hat zum Glück auch den Weg zu uns nach Hause gefunden und wir sind optimistisch, dass wir die nächsten Ostern wieder am „bayerischen Meer“ verbringen werden können.


TAG 30: Ostermontag „Warum kommt der Osterhase heute nicht, heute ist doch Ostermontag?“ Kinder sind ganz schön schlau. „Der Osterhase ist heute bestimmt ganz schön müde“ – meine für mich naheliegende Antwort überzeugt die Kinder nicht so richtig. Aber bei einem Blick in die reichlich gefüllten Nester hält sich die Enttäuschung in Grenzen. Und auch wenn man am heiligen Feiertag nicht arbeiten soll, nutze ich die Gunst der Stunde sie fröhlich mit ihren Spielsachen spielen zu sehen, dass ich mir Eimer und Putzlappen schnappe und den in den letzten Tagen (oder waren es Wochen?) sträflich vernachlässigten Hausputz nachhole. Morgen geht die Arbeitswoche wieder los und nachdem der Kindergarten noch länger zu haben wird, nutze ich die Gelegenheit, da der Papa heute ja auch noch frei hat. Mittags reicht es dann aber und wir beschließen noch einen Ausflug in den nahe gelegenen Wald zu unternehmen und da auf den Spuren eines Grasfrosches einem Waldlehrpfad zu folgen. Nach einem Picknick auf einer Lichtung müssen wir uns sputen weil es in der Nähe zu Donnergrollen anfängt. Droht da etwa Unheil? Nein, die Sonne setzt sich doch noch durch.

Vielleicht ist dieses Wechselspiel ja soetwas wie ein Vorbote der bevorstehenden Woche. In dieser werden sich nämlich die Weichen stellen, wie es nach dem 20. April, der bislang als offizielles Ende des Lock-Down genannt war, weitergehen wird. Dass das öffentliche Leben nach diesem Datum wieder auf 100% hochgefahren wird, daran glaubt Niemand mehr. Auch dass die Kitas dann wieder öffnen ist mehr als fraglich. Aber es wird interessant, wie genau die Exit-Strategie aussehen wird, sprich, welche Branchen nach und nach wieder ihren Betrieb hochfahren werden können. Ob zumindest die Schüler der oberen Jahrgangsstufen wieder in die Schulen gehen können, u.U. in kleineren Klassen und nur in den Hauptfächern unterrichtet werden. Wie es mit den Ausgangsbeschränkungen weitergehen wird, ob Mundschutz in der Öffentlichkeit bald Pflicht ist, so wie es das in anderen Ländern schon längst der Fall ist. Diese Exit-Phase wird sicherlich wesentliich länger dauern als der eigentliche Lock-Down jetzt. Die Kurve, die die täglichen Infektionszahlen, die Zahl der Neuinfesktionen sowie die Todesfälle und die Verdopplungsrate angibt, wird von uns Allen mehrmals täglich beobachtet – und dieses gilt es unbedingt so flach wie möglich zu halten, damit auch nach dem Lock-Down unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Sonst würden wir uns alles, was wir bis jetzt erreicht haben, wieder kaputt machen. Es ist und bleibt spannend…


TAG 31: Dienstag, der 14. April 2020. Heute haben wir unseren ersten wirklichen Durchhänger. Es ist über Nacht eisig kalt geworden, vielleicht ist es das, was auf die Stimmung drückt. Die letzten Tage waren wir einfach zu verwöhnt. Oder es ist die Tatsache, dass nach dem langen Osterwochenende der Corona-Alltag, sprich das Home Working wieder losgeht. Eigentlich wäre diese fünfte Woche nun die „letzte“ dieser Art weil dann die Osterferien zu Ende sind. Aber es ist Jedem klar, dass es auch danach keinen Rückkehr zur Normalität geben kann. Morgen tagen Bund und Länder, um gemeinsam über schrittweise Lockerungen zu beraten. Wir sind alle gespannt, wie die Exit-Strategie aussehen und wie die Bevölkerung diese mittragen wird. Heute sind die Kinder jedenfalls nicht so gut drauf, sie streiten und zanken, und so sehr es mich nervt, verübeln kann ich es ihnen nicht, denn mir geht es heute ähnlich wie ihnen. Ich bin müde und genervt und habe zu nichts Lust. Dementsprechend lustlos hangeln wir uns durch den Tag. Die Kinder im Schlafanzug, ich im Schlabberlook gönnen wir uns sowohl am Vormittag als auch am Nachmittag gemeinsames Filme-Schauen. Der Haushalt wird nur zwischendurch sporadisch erledigt. Zur guten Laune hinzu kommt, dass meine Verspannung, die ich seit Wochen heimlich mit mir herumschleppe, heute nicht mehr zu leugnen ist. Sie strahlt aus dem Brustbereich über die Schulter bis in den Rücken, in den Kopf und bis in die Fingerspitzen der linken Hand. Aber gut, der erste wirkliche Durchhänger-Tag in fast fünf Wochen Corona-Isolation – der Schnitt ist gar nicht so schlecht. Da geht es manch Anderen bestimmt schlechter. Und zum Glück nimmt sich am Abend der Papa der Kinder an, sodass ich mich mit einer Wärmflasche in’s Schlafzimmer zurückziehen und Kräfte auftanken kann.


TAG 32: Neuer Tag, neues Glück. Wer hätte das gedacht, heute sieht die Welt schon wieder anders aus! Wichtigstes Learning des gestrigen Tages: es hilft, in die Puschen zu kommen, wenn man sich in der Früh nach dem Aufstehen zeitnah anzieht. 😉 Und so schaffen wir es trotz kühler Temperaturen am Vormittag raus, eine große Einkaufsrunde mit Tretroller und Fahrrad. Da sind dann schon mal die Lebensgeister geweckt. Die Verspannung ist (fast) wie weggeblasen, die gute Laune wieder da (nur bei mir meldet sich ein dezent schlechtes Gewissen weil ich gestern einen ganzen Schoko-Osterhasen verputzt hab. Dafür hatte ich auf das Gläschen Wein am Abend verzichtet. 😉  ) Beim Einkaufen treffen wir die Kindergärtnerin von Maries Bruder. Sie vermisst die Kinder, momentan betreut sie nur zwei Kinder in der Notgruppe von Eltern mit „systemrelevanten“ Berufen.

Pizza backen zuhause – für Kinder ein Erlebnis

Mittags backen wir Pizza. Marie beweist wieder einmal ihre kreativen Fähigkeiten, indem sie ihre Pizza ohne Tomatensoße, dafür mit Toastbrot belegt. Aber gut, der Deal war, jeder darf seine Pizza selber belegen, dafür muss er sie auch selber essen. Wem’s schmeckt 😉 Am Nachmittag hat Maries Bruder wieder Englisch, was er liebt und Marie hasst, weil sie kein Wort versteht und auch nicht kapiert, was er da macht. Drum grantelt sie erst ein bisschen (eher ein bisschen viel) rum und ist erst zu besänftigen als ich meine Nagellack-Sammlung hervorhole und ihr verspreche, jeden Finger- und Zehnagel in einer anderen Farbe zu lackieren. Danach geht es ihr wieder gut. Hach, wie sich das zweite X. Chromosom doch schon in jungen Jahren bemerkbar macht. Mir geht es schließlich auch besser, habe ich doch zwei nette Sommerkleidchen online bestellt. 🙂 Darauf gönnen wir uns eine Runde Radfahren. Besser gesagt, Marie fährt und ich laufe nebenher. Aufsteigen und bremsen klappt noch nicht 100% zuverlässig und so komme ich wenigstens auf meine 1.000 Schritte am Tag.

Am Abend erwarten wir mit Spannung die nächsten Schritte der Bundes- und Landesregierungen:

Unter anderem soll es eine „dringende“ Empfehlung zum Tragen von Masken in Bus und Bahn und in Geschäften geben. Großveranstaltungen wie Volksfeste oder Fußballspiele sind bis Ende August abgesagt. Konkrete Regelungen, etwa zur Größe der Veranstaltungen, sollen durch die Länder getroffen werden. Geschäfte von einer Größe bis zu 800 Quadratmetern dürfen von Montag an wieder öffnen – allerdings unter strengen Hygiene-Auflagen. Die Schulen sollen schrittweise ab dem 4. Mai wieder öffnen.

Bundesfamilienministerin Franziska Giffey plädiert in der Corona-Krise für eine teilweise Öffnung der Kinderbetreuungseinrichtungen noch vor den Sommerferien. Sie sprach sich im ARD-Morgenmagazin für eine „schrittweise Rückkehr zur Normalität“ aus. Auf die Frage, ob sie sich der Forderung nach geschlossenen Kitas bis zum Sommer anschließe, sagte die SPD-Politikerin, sie halte dies nicht für einen guten Weg. Bei den Kindergärten wird es diffizil: Neben den Kindern mit Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen, für die bereits eine Notbetreuung geschaffen wurde, müssten laut Familienministerin Giffey vielmehr Vorschulkinder und Kinder berufstätiger Alleinerziehender bevorzugt wieder betreut werden. Auch für Kinder aus schwierigen familiären Verhältnissen sei der Besuch einer Kindertagesstätte wichtig; ebenso für Kinder, die vor dem Eintritt in die Grundschule stünden. Für Marie heißt das, vorerst zuhause bleiben. Dabei „leidet“ sie unter der Situation viel mehr als ihr großer Bruder. Sie liebt ihre Freundinnen und ihren Kindergarten über Alles. Während sie sich auf Dauer zuhause langweilt, hält es ihr Bruder gut daheim aus. Aber vielleicht wird man sich bis dahin ja zumindest wieder privat treffen dürfen. Guten Gewissens soziale Kontakte pflegen wird aber über lange Zeit noch schwer fallen. Es ist immer ein Abwägen – gehe ich das Risiko ein mich irgendwo anzustecken? Hat der Andere sich konsequent an die Ausgangsbeschränkungen gehalten? Oder sind solche Zweifel womöglich gar nicht berechtigt, weil wir womöglich schon unbemerkt hatten und mittlerweile immun sind? Oder wäre es nicht besser, es einfach hinter sich zu haben, sich anzustecken, gesund werden und gut ist? Wer weiß das schon – keiner kann sagen, wie er die Krankheit wegstecken wird….


TAG 33: Corona hat die erste Freundschaft gekostet. Nein, es ist zum Glück keiner aus unserem Freundeskreis gestorben. Aber wie heißt es so schön: „In Krisen offenbart sich der wahre Charakter.“ Ich habe es ja schon einmal beschrieben, wie manche die Einschränkungen wahrnehmen und mit ihnen umgehen. Niemand lässt sich gerne in seiner Freiheit einschränken, für Niemanden ist die Situation leicht. Aber ich verstehe diejenigen nicht, die Politiker vorhalten, irrational zu handeln oder gar bewusst eine Rezession hervorrufen zu wollen. Unser Land ist durch und durch demokratisch und da ist jede Partei stolz darauf. Was also soll dieses Gemeckere und diese Vorwürfe gegenüber der Politik, die sich sehr wohl bewusst ist, was die verhängten Beschränkungen für unsere Wirtschaft bedeuten? Und mein Mitleid hält sich ehrlich gesagt in Grenzen, wenn das größte Problem der nicht stattfindende Friseurbesuch oder der abendliche Cocktail mit der Freundin ist. Auch dass Schulen und Kindergärten noch länger zu haben und nur schrittweise öffnen können werden, ist wirklich nicht schön, anstrengend und für viele belastend und sehr schwierig. Aber zu unterstellen, dass sich die Politik darüber keine Gedanken macht? Was für ein Schwachsinn!

Wir alle haben zu kämpfen, ich wünsche mir auch nichts sehnlicher als ein Rückkehr zur Normalität. Aber es gibt etwas, das ist stärker als jeder Business Plan, stärker als jeder Wunsch, in den Urlaub fahren zu wollen, stärker als wir Menschen. Und das ist nun mal eben gerade die Natur, die Biologie, dieser Sch… Virus, der uns aufzeigt, wie klein und verletzlich wir doch sind und das Gesundheit nunmal die Grundvoraussetzung für unser Leben ist.

Nun ja, jedenfalls gibt es Freunde, die hier eine andere Meinung haben, und jeder darf seine Meinung natürlich seine Meinung haben und kundtun – wir leben in einem freien Land – das tue ich ja auch gerade. Aber ich merke inzwischen, ich muss nicht mehr alles tolerieren, mir anhören und stillschweigen, weitermachen wie bisher – das kann ich nicht mehr. Und so ist es ein harter, aber konsequenter Schritt, Freundschaften in Frage zu stellen wenn man merkt, dass inhaltliche Differnzen – sei es politischer, ethischer, reigiöser oder werteorientierter Natur – so groß werden, dass eine Freundschaft nicht mehr wie bisher aufrecht erhalten werden kann.

Ich bin traurig…


Viele kritisieren inzwischen den föderalistischen Flickenteppich in Deutschland.

TAG 34: Die einen nennen es Flickenteppich, die anderen Föderalismus. Die Bundesländer dürfen grundsätzlich in bestimmten Angelegenheiten selbst entscheiden, was sie gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie tun wollen. Vor allem der Bildungsbereich gilt nach dem Grundgesetz als ureigene Länderangelegenheit. Zwar betonen die einzelnen Regierungschefs, in grundlegenden Fragen einheitlich vorzugehen – aber sie nutzen Spielräume. Diese ergeben sich beispielsweise aus der Grenznähe eines Bundeslandes wie etwa Bayern zu Österreich oder unterschiedlichen Regelungen im Bildungsbereich.

Weitgehend Einigkeit herrscht aber bei den Geschäftsöffnungen bis 800 Quadratmeter, den Frisören ab dem 4. Mai und dem Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August. Auch das Tragen von Masken wird zumindest in Bussen und Bahnen sowie beim Einkauf empfohlen.

Diese Regeln gelten jetzt in Bayern:

Schulen sollen in Bayern ab dem 27. April schrittweise wieder öffnen. Als erstes sollen die Abschlussklassen an den Gymnasien, Real- und Mittelschulen sowie den beruflichen Schulen zurück an die Schulen dürfen. Aus Sicherheitsgründen sollen zum Beispiel die Klassen auf zehn bis 15 Personen verkleinert und ein Mindestabstand eingehalten werden. Vom 11. Mai an folgen die Jahrgänge, die im kommenden Jahr ihren Abschluss machen. Wann die anderen Klassen beginnen, ist offen. Das Konzept ist „Ältere vor Jüngere“. Grundschulen und Kitas bleiben vorerst zu.

Private Kontakte bleiben in Bayern stark eingeschränkt. Wer das Haus verlassen will, braucht weiterhin einen „triftigen Grund“, zum Beispiel einen Arztbesuch. Auch die Abstandsregeln gelten weiter. Neu ist, dass man vom 20. April an im Freien Kontakt zu einer Person außerhalb des eigenen Hausstandes haben darf. „Das ist wichtig für ältere Menschen, die vielleicht ganz alleine sind“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Damit schwenkt Bayern auf die bundesweit vorherrschende Regelung ein. Diese Beschränkungen gelten vorerst bis 4. Mai.

Vom 27. April an dürfen Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen – eine Woche später als es die gemeinsame Bund-Länder-Linie zulässt. Unabhängig von der Verkaufsfläche könnten Auto- und Fahrradhändler sowie Buchläden wieder öffnen. Schon vom 20. April an können Baumärkte, Gärtnereien und Gartencenter öffnen. Keine Lockerungen kommen für Restaurants, Gaststätten und Hotels – in diesen Branchen wird es auch auf absehbare Zeit keine Änderungen geben. Auch Gottesdienste wird es fürs Erste nicht geben. Großveranstaltungen und Feste werden auch in Bayern bis zum 31. August grundsätzlich untersagt. Noch nicht abgesagt ist das Oktoberfes

Auch nicht normal: im April ist es so warm, dass man in Badehose planschen kann.

t in München. Die Wiesn soll zwar erst am 19. September beginnen, aber ein Event mit Millionen Besuchern aus aller Welt scheint derzeit unvorstellbar.

Und wir? Kaufen uns Gesichtsmasken von der Schneiderin aus der Nachbarschaft, die von Trachtenschneidern auf Mundschutz umgestiegen ist. Und wir trauen uns heute in die Stadt. Nicht weil wir wollen, sondern weil wir müssen. Maries Ohrpassstücke sind schon längst zu klein geworden. Sie verliert ständig ihre CIs und endlich können wir zum Hörakkustiker, der (zwar nicht gerne, aber es hilft nichts) neue Abdrücke macht, sodass wir dann in etwa einer Woche mit neuen Ohrpassstücken rechnen können.


TAG 35: Samstag – Wochenende. Die Sonne scheint und wir gehen raus! Wieder in’s Münchner Umland, diesmal in’s schöne Amper-Tal. Wie bei den letzten Ausflügen entdecken wir auch hier wieder wunderschöne Flecken, teils unberührte Natur, geheimnisvolle Pfade und verschlungene Wege. Und wie bei den letzten Ausflügen staunen wir über die leeren Straßen auf dem Weg dorthin – die Autobahnen und Straßen rund um München sind zu Corona-Zeiten so leer wie nie. Dafür sieht man umso mehr Fahrradfahrer, Spaziergänger und Jogger. Irgendwie wirkt es sehr harmonisch. Man nickt sich zu, grüßt, lächelt – alle sind irgendwie in einer ähnlichen Situation und freuen sich schon über die „kleinen“ Freuden, die in Wahrheit die größten sind: rausgehen zu können und gesund zu sein.


TAG 36: Sonntag – ein weiterer strahelnder Sonnenschein-Tag. Wir packen abermals die Kinder ein, nehmen die Räder mit und nützen die entschleunigte Familienzeit an der frischen Luft. Am Abend allerdings, als sich das Wochenende dem Ende neigt, kippt die Stimmung. Wie wird es weitergehen? Werden Marie und ihr Bruder diesen Sommer überhaupt

Radeln durch das schöne Ampertal.

noch einmal in den Kindergarten gehen können? Wird es im Herbst überhaupt einen ersten Schultag geben können? Was macht das auf Dauer mit den Kindern ihre Freunde nicht sehen zu können? Familienministerin Giffey hat heute erst angekündigt, für die Kitas Leitlinien ausarbeiten zu wollen, wie es weitergehen soll. Hätte sie das nicht in den letzten fünf Wochen tun können? Außerdem klingt das Wort „Leitlinien“ nicht wirklich nach einem verbindlichen Fahrplan. Wir arbeiten weder in einem systemrelevanten Beruf, noch sind wir eine soziale Brennpunktfamilie, aus der die Kinder gerettet werden müssen – trotzdem wären meine Kinder froh über eine halbwegs normale Kindheit. Zu der gehören nun mal bei uns in Deutschland keine abgesperrten Spielplätze. Dazu gehört es auch, dass meine Kinder schwimmen lernen können. Dazu gehört, seinen 6. Geburtstag mit seinen Freunden zu feiern. Wie soll das weitergehen???


TAG 37: Wir starten in die 6. Woche der KiTa-Schließung.Die Corona-Infektionen in Bayern verdoppeln sich zum Start der Woche rechnerisch nur noch alle 34 Tage. Nach vier Wochen Zwangspause dürfen die Gärtnereien, Bau- und Gartenmärkte von diesem Montag an auch in Bayern wieder öffnen. Inzwischen rechnen wir nicht mehr damit, dass unser Großer, der ja Vorschulkind ist, noch einmal seinen Kindergarten besuchen wird können. Bayerns Ministerpräsident Söder gibt heute

Ganz ohne geht’s nicht: Wenn Mami und Papi den ganzen Tag i Home Office arbeiten müssen, darf auch mal das Tablet ran.

seine zweite Regierungserklärung zu den Corona-Maßnahmen in Bayern: In Bayern bekommen Eltern offenbar schon bald die Gebühren für Krippen und Kindergärten erstattet – für 3 Monate. Inzwischen sind viele Eltern soweit, dass sie lieber das Dreifache an Gebühren zahlen würden und dafür ihre Kinder wieder in den Kindergarten geben würden.

Außerdem führt Bayern von der kommenden Woche an eine Maskenpflicht ein. Sie gilt im gesamten öffentlichen Personennahverkehr, aber auch in allen Geschäften. Müssen Kinder und Babys diese auch tragen? Darüber gibt es noch keine Aussage…


TAG 38: Mein Optimismus ist dahin. Wir haben keine Perspektive, zumindest nicht für dieses Jahr. Ich war eine der Ersten, die für den Lockdown plädierte, hielt die Maßnahmen nicht nur für sinnvoll, sondern für überfällig. Aber wir wussten und wissen Alle nicht, womit wir es zu tun haben, in was wir da hineingeraten sind.

Ich habe gelernt, dass man die Bewältigung von Pandemien in acht Phasen unterteilt. Derzeit befinden wir uns in der fünften Phase. Ein bisschen was haben wir also noch vor uns. Alle Phasen beginnen mit ,A’. Das erste war das Aufklären, also Hände waschen. Dann kam das Appellieren, bitte Homeoffice nutzen. Als die Bürger dann trotzdem abends noch ins Fitnessstudio gegangen sind, folgte das Anordnen. Das waren die Schulschließungen. Als das nicht geholfen hat kam am das Abriegeln. Mittlerweile sind wir beim fünften A für Abschotten angelangt. Das sind dann die Ausgangsbeschränkungen und Grenzschließungen. Danach kämen dann noch das sechste A für Abwickeln, beispielsweise von Unternehmen. Dann das Aufheben, also das schrittweise Wiederanfahren von Wirtschaft, Gesellschaft und Menschen und schließlich das Aufarbeiten. Da kommen wir dann wieder ins Spiel beispielsweise bei der Frage, was richtig und falsch gelaufen ist. Sicherlich wird es einige Gesetzesänderungen geben und vielleicht auch den einen oder anderen  Untersuchungsausschuss.

Aber momentan sind einfach viele in einer sehr aufgewühlten Phase. In einer Phase der Ohnmacht. Eine Freundin nannte es heute einen „Marathon ohne Zielliene“. Es ist in der Tat ein Marathon. Das Gemeine ist, am Anfang dachte man die Ziellienie zu sehen. Dann war man kurz vor ihr und dann ist sie wieder in weite Ferne gerückt. Am Anfang überwog die Angst vor dem Virus. Inzwischen ist er so präsent, dass man das Gefühl hat, ihm ohnehin nicht mehr auskommen zu können. Wer sterben muss, stirbt eben. Die anderen, die leben dürfen, lasst raus. Kann das der Weg sein? Nein, sicher nicht. Deutschland geht auch nicht diesen Weg. Es gibt wahrscheinlich kein Richtig. Gibt es nur Falsch? Gibt es bei einer Pandemie nur Verlierer? Außer den Pharma-Unternehmen, Test-Laboren und Atemschutzmasken-Produzenten? Ich habe am Anfang geschrieben, in jeder Krise steckt auch eine Chance. Doch, der Meinung bin ich immer noch. Aber ich hätte diese Chance gerne jetzt. Oder von mir aus in zwei, drei, von mir aus vier Wochen. Doch was beschwere ich mich auf einmal? Uns geht es nach wie vor gut. Der Papa meiner besten Freundin ist nach sechs Wochen Corona-Diagnose heute gestorben. Ich bin unsagbar traurig darüber. Er mag eine Zahl von Vielen sein, aber er gibt der ganzen Krise ein Gesicht und zeigt, dass alle Schutzmechanismen und Einschränkungen, über die wir uns beschweren, nicht willkürlich, sondern das einzig Richtige sind.


Sind das 1,5m Sicherheitsabstand? 😉

TAG 39: Nachdem es von der Politik weder eine Lösung noch eine Perspektive für die Kinderbetreuung gibt, fragen sich viele Eltern, wie sie die nächsten Wochen gestalten sollen. Home Office mit zwei Kindern daheim geht zur Not ein paar Wochen, ist aber keine Dauerlösung. Außerdem brauchen die Kinder nach Wochen der Isolation, Abschottung und Abriegelung auch mal wieder soziale Kontakte in ihrem Alter. Wir Eltern müssen mal wieder normal arbeiten können. Ich will meine Kinder gesund, ja – aber auch glücklich sehen! Und das Virus wird auch im Herbst nicht verschwunden sein. Wir fragen uns Alle: wie lange soll das gehen?


TAG 40: Die Corona-Fallzahlen sind der neue Wetterbericht. Hat man sonst täglich die Aussichten für die nächsten Tage gecheckt, prüft man in diesen Zeiten mehrmals täglich die Corona-Fallzahlen. Heute, am 22. April 2020, sind in Deutschland 147.412 Corona-Infizierte gemeldet. Seit gestern sind 2.335 Neuinfektionen hinzugekommen und 5.005 Corona-bedingte Tote gemeldet. Damit liegt Deutschland nach den USA, Spanien, Italien und Frankreich auf Platz 5 der Fallzahlen. (Wobei die USA natürlich die Dimension eines Kontinents ausmacht.) Die Ausgangsbeschränkungen zielen darauf ab, die Zuwachsraten so gering wie möglich, den so genannten R-Faktor

Ach, könnte die Corona-Schlange doch nur den Corona-Virus mit einem Haps verschlingen!

unter 1 zu halten, sprich, dass ein Corona-Infizierter nur noch maximal einen anderen ansteckt. Den Kindern ist der R-Faktor relativ egal, aber dieser Wert bestimmt gerade alles. Er stellt die Weichen und setzt die Rahmenbedingungen für unseren Alltag. Zum Glück haben wir aber auch noch ein paar andere Rahmenbedingungen, die uns trotz aller Einschränkungen das Leben leichter machen: die Sonne scheint, das Planschbecken ist ebenso gefüllt wie Kühlschrank und Tiefkühltruhe und Handys und Internet ermöglichen uns zumindest virtuell die soziale Kontaktpflege. Alles keine Dauerlösung, aber – wie schon so oft – es könnte schlimmer sein.

Maries Kindergarten hat sich eine nette Aktion ausgedacht: die Corona-Schlange wartet vor dem Kindergarten auf bunte Steine, die die Kinder bemalt haben und mit denen sie gefüttert, sprich verlängert werden will. Wir werden also demnächst zum geschlossenen Kindergarten spazieren und dort einen Stein für die Schlange ablegen. Marie hat schon gefragt, warum die Schlange anstatt der Steine nicht das Corona-Virus fressen kann. Das ist doch mal eine gute Idee – damit wäre Allen geholfen!


TAG 41: Jeden Tag gehe ich in der Küche an unserem Wochenplan sowie den Kindergartenplänen der Kinder für dieses Kindergartenjahr vorbei. Montags war immer mein langer  Arbeitstag, da hatten die Großeltern immer die Kinder vom Kindergarten abgeholt. Maries Bruder hatte am Nachmittag bei uns zuhause Klavier. Das fällt jetzt weg. Dienstags hatten die Kinder am Nachmittag Sport und der Große seinen Schwimmkurs. Der Seepferdechen-Schwimmkurs, für den man zwei Jahre auf der Warteliste steht und für den man über ein halbes Jahr

Der inzwischen hinfällige Kindergartenplan für diesen Sommer.

zwei Mal die Woche zum Schwimmen geht – umsonst. Mittwochs war unser flexibler Unternehmungstag, je nach Lust und Laune und Wetter sind wir da entweder in den Wildpark, in den Zoo, in den Märchenwald, in’s Kino, in die Eisdiele oder einfach Radfahren gegangen. Das fällr jetzt weg. Donnerstags hatten wir mit dem Großen Logopädie und dann Musikstunde. Fällt jetzt weg. Marie hatte Frühförderung im Bereich Hören und Sprache. Fällt jetzt weg. Nur dass man sich mal vor Augen hält, was das für die Kinder bedeutet. Der Kindergarten-Ausflug der Vorschulkinder, die Übernachtung auf dem Bauernhof, das gemeinsame Schultütenbasteln – fällt alles unwiederbringlich aus. Unsere geplanten drei Monate Familienauszeit bevor die Schulpflicht beginnt – unwiederbringlich futsch. Die Geburtstagsfeier zum 6. Geburtstag – fällt aus. Der Erste Schultag – steht in den Sternen.

Ich möchte nicht undankbar sein, aber ich möchte Niemanden mehr hören, der sich darüber beschwert, dass er nicht zum Friseur, zur Maniküre oder zu einem Fußballspiel gehen kann. Unter dem Hashtag #CoronaEltern schreiben sich derzeit viele Eltern ihren Frust und ihre Sorgen von der Seele. Die Politik ist sich der Problematik in Ansätzen bewusst und versucht mit Geld zu kompensieren. Das mag für einige Familien nett sein, den meisten hilft es aber nicht.  Eine Lösung ist nach wie vor nicht in Sicht.


TAG 42: Nach sechs Wochen ohne Auto – der aufmerksame Leser erinnert sich vielleicht daran, dass unser altes Auto kaputt gegangen ist und wir das alte nicht zulassen können – kommen heute unsere neuen Nummernschilder. Das ist immerhin ein Fortschritt. Fahren dürfen wir aber immer noch nicht, denn es fehlt immer noch die offizielle Zulassung, also Fahrzeugschein und Prüfplakette. Dafür kam heute schon die erste Monatsrechnung der Autoversicherung. Es lebe die Bürokratie!

Ach so, den Lacher des Tages bringt US-Präsident Donald Trump: Er schlägt vor, dass sich Alle doch Desinfektionsmittel injizieren sollen, dann wäre man ausreichend gegen den Corona-Virus geschützt! Ach so, warum sind da unsere Virologen nicht schon selber drauf gekommen?! 😉 Da lacht sogar mein 5-jähriger Sohn: „Was ist denn das für ein Präsident? Muss man da nicht schlau sein?“ Tja, hab ich auch mal gedacht…


Tausende Kaulquappen tummeln sich hier im Froschweiher

TAG 43: Samstag – und wieder ein Wochenende mit strahlendem Sonnenschein. Es ist wunderschön – und tragisch zugleich. Deutschland steht ein weiterer Hitzesommer, ein Dürrejahr bevor. Vor Corona war der Klimawandel das präsenteste Thema in der Presse, das entscheidende Thema des 21. Jahrhunderts neben der Flüchtlingskrise. Quasi über Nacht wurden diese für Europäer „fernen“ Sorgen hinweggefegt durch den Virus, den vor einem viertel Jahr noch kaum einer kannte. Die Natur bekommt dank Corona eine Verschnaufpause. Die Feinstaubbelastung in den Städten geht zurück, es fliegt kaum noch ein Flieger, der die Atmosphäre mit Feinstaub belasten könnte.

Wir nutzen vorerst den erneut traumhaften Tag und packen heute neben den Kindern auch den Nachbarshund, der gelegentlich unser Pflegehund ist, ein. Wir fahren in den Ayinger Forst und machen dort eine wunderschöne Waldwanderung, vorbei an kleinen Kapellen, an Pferdekoppeln vorbei – doch die Froschweiher können wir nicht links liegen lassen. Sie sind das Highlight unserer Tour. Die Kinder können sich gar nicht losreißen angesicht der unzähligen lustigen Kaulquappen. Es sind tausende! Sie lassen sich mit der Hand fangen, es sind ganze Schwärme! Und trotz Dose, in der wir sie theoretisch transportieren könnten, lassen wir sie nach geglücktem Einfangen wieder frei. Müssen ja nicht alle eingsperrt sein in diesen Zeiten. Und tatsächlich schaffen wir die 7km Rundweg dank Nachbars Hund ganz

Was wirklich zählt.

ohne Meckern à la „Wann sind wir da?“. Das Schönste ist für mich am Abend wenn Marie und ihr Bruder sagen: „Das war ein schöner Tag, Mama!“ So lange sie solche Sätze sagen, kann es ihnen nicht so schlecht gehen. 🙂


TAG 44: Was macht das Virus eigentlich mit uns als Familie? Also nicht das Virus an sich, sondern die damit einhergehenden Einschränkungen. Da wir (bislang) noch nicht krank sind, muss ich feststellen: Es hat auf uns als Familie bislang eigentlich keine negativen Auswirkungen. Wir haben das Glück, dass wir derzeit nicht von Arbeitslosigkeit bedroht sind und uns auch nicht um unser unmittelbares Umfeld sorgen müssen. Also anders gefragt: was machen die nunmehr sieben Wochen Isolation mit uns als Familie, dem Familiengefüge, jedem einzelnen unserer vier Familienmitglieder? Eigentlich muss ich zugeben: Es geht uns gut! Sehr gut sogar. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Kinder unter der momentanen Situation leiden. Im Gegenteil – sie genießen ihren entschleunigten Alltag. Und sie genießen auch, dass sie jetzt 24 Stunden am Tag Mama und Papa zu ihrer Verfügung um sich herum haben. Klar ist es manchmal schwer, wenn wir gerade in einer Videokonferenz stecken. Aber Marie z.B. genißet es z.B., dass sie sich dann wie unbemerkt zum Papa  auf den Schoß kuscheln kann. Sie lauscht dann ganz aufmerksam und grinst in die Kamera wenn sie sich selber sieht. Sie weiß, dass sie dann leise sein muss, und zum Glück haben die Kollegen für die Situation Verständnis. Auch der Bruder genießt es, wenn er sich mal über die Mama ärgert, sich beim Papa beschweren zu können. Am frühen Abend spielen wir oft alle gemeinsam ein Gesellschaftsspiel. Mittags unternehmen wir einen gemeinsamen Spaziergang. Wenn einer von uns Erwachsenen einen Durchhänger hat, kann auch mal der andere übernehmen. Dadurch, dass wir Eltern nicht jeden Tag in die Arbeit und zurück pendeln und auch nicht die Kinder von einem Termin zum anderen hetzen müssen, ist mehr Ruhe in unser Haus eingekehrt. Wie an den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr, an denen man in aller Ruhe mal das neue Spielzeug ausprobieren kann, können die Kinder nun in aller Ruhe ihren Spielen freien Lauf lassen. Und es ist auch mal okay, den ganzen Tag im Schlafanzug zu verbringen – sieht doch eh Keiner. Was ich allerdings auch

ein Bild, wo der Begriff „Abstandsregeln“ noch ein Fremdwort war…

bemerke, und da bin ich mir noch nicht sicher, wie genau das zu bewerten ist: die Kinder vermissen ihren Kindergarten, ihre Kindergartenfreunde und ihr altes Leben immer weniger. Das zeigt mir, wie erstaunlich anpassungsfähig Kinder doch sind. Das ist ein großes Glück bzw. ein Geschenk! Ich denke, das hat die Natur wirklich ganz gut eingerichtet. Es mag hart klingen, aber es ist eben auch ein Schutzmechanismus. Wenn ein Kind in jungen Jahren seine Mutter oder seinen Vater verliert, verblast auch mit der Zeit die Erinnerung daran und der Schmerz verschwindet. Das ist jetzt vielleicht nicht ganz der passende Vergleich, aber es geht mir hier einfach um die generelle Anpassbarkeit der Kinder. Ich als Mutter mache mir tausend Gedanken, wie mein Großer damit umgeht, was er alles im Kindergarten verpasst. Aber ich hüte mich, das vor ihm so offen auszusprechen und hier ein Fass aufzumachen. Ich sehe, er ist glücklich. Und bei Marie ähnlich. Sie braucht mit ihren vier Jahren zwar noch wesentlich mehr elterliche Animation, ist dann aber auch mit wenig schon glücklich. Es braucht keine großen Vergnügungsparks, keine Action-Rallye. Es reicht schon, barfuß über die Blumenwiese zu sausen und Pusteblumen zu pflücken.

Nun sind wir zugegebenermaßen in der priviligerten Situation, dass wir ein Haus mit Garten, also ausreichend Freiraum in den eigenen vier Wänden und drumherum haben. Auch stimmt bei uns der Familienzusammenhalt und die Rollenaufteilung, die Kinder können behütet aufwachsen. Es ist unumstritten, dass es nicht wenige Familien geht, die die Situation vor enorme Herausforderungen stellt. Die Zahlen häuslicher Gewalt nehmen stetig zu. Ich kann hier nur für mich und meine Familie sprechen. Es gibt Tage, da ist man traurig. Es vergeht auch kein Tag ohne schlechte Nachrichten. Die Welt ist nicht mehr die selbe wie sie es noch drei Monaten war. Und sie wird auch so schnell nicht mehr die „alte“ werden. Aber für mich ist es schön und tröstend zu wissen, dass wir diese Krise – sofern wir alle gesund bleiben! – als Familie sehr gut zu meistern wissen, wenn nicht sogar gestärkt aus ihr herausgehen werden.


TAG 45: Woche 7 der geschlossenen Kindergärten. Ab heute gilt in ganz Bayern eine Maskenpflicht beim Einkaufen in Geschäften und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Heute gehe ich zum ersten Mal wieder in’s Büro. Es fühlt sich komisch an, mich in der Früh fertig zu machen, mir zu überlegen, was ich anziehen soll, welche Brotzeit ich für mich in die Arbeit mitnehme. Auf den Straßen ist sogar auch wieder einiges los. Keine Staus so wie sonst zur üblichen Rush-Hour, aber eben auch keine leeren Straßen. In der Arbeit haben wir Leitlinien entwickelt, wie die Hygiene- und Abstandsregelen umgesetzt werden können. An jeder „Schreibtisch-Insel“ arbeitet nur eine Person. Wir haben uns vorab in eine Liste eingetragen, an welchen Tagen wer kommen möchte. Mehr als 16 Mitarbeiter zeitgleich sind nicht erlaubt. In der Gemeinschaftsküche dürfen sich nur maximal fünf Kollegen gleichzeitg aufhalten. Eng wird im Vorraum, wo die Kaffeemaschine steht, da ist nach den aktuellen Bedingungen nur Platz für eine Person. Auf jedem Schreibtisch stehen Desinfektionssprays, am Einfang zusätzliche Desinfektionsmittel. Wir nutzen unsere eigene Tastatur und unsere Laptops. Mundschutz haben wir von unseren Chefs bekommen. Es ist schön, zumindest einige Kollegen mal wieder im Real-Life, und nicht wie bislang nur virtuell, zu sehen. Jeder hat so seine Erlebnisse gemacht, jeder die ein oder andere Corona-bedingte Anekdote. Wirklich schreckliche Erfahrungen hat noch Keiner gemacht, zumindest erzählt Niemand etwas davon.

Es ist ein kleines Stück Normalität heute in der Arbeit. In der Früh hat es sich sehr fremd und ungewohnt angefühlt; nun am Abend fast wieder so wie sonst auch. Der Mensch ist doch ein Gewohnheitstier…


TAG 46: Die kurze Unterbrechung von Zuhause und den Kindern hat zugegebenermaßen ganz gut getan. Heute hat mich das Hausfrauenleben wieder. Der Tag wird stressiger als gedacht, wobei ich mir den Stress selber mache. Autoreifen wechseln, zum Drogeriemarkt, Getränke kaufen, Essen kaufen, Bad und Küche putzen, Essen kochen, nebenbei die Kinder bespaßen – klingt nach einem ganz normalen Tag. Nur dass diese Aufgaben in Nicht-Corona-Zeiten einen Vormittag in Anspruch genommen hätten, währenddessen die Kinder gut gelaunt mit ihren Kindergartenfreunden hätten spielen können. Bis ich sie am Nachmittag abgeholt hätte, wäre ich mit der Hausarbeit fertig gewesen und hätte mich ganz auf sie und ihre Bedürfnisse einlassen können. So aber wird solch ein Tag zu einer nervlichen Zerreißprobe. Für eine Vier- und einen fast Sechsjährigen ist es eben eine unendlich lange Zeitspanne wenn Mami in der Früh sagt „am Nachmittag habe ich Zeit für Euch“. So funktioniert es nicht, und deshalb wird eine Aufgabe angefangen, unterbrochen, die nächste begonnen, unterbrochen bis am Ende unendlich viele Baustellen offen, aber bei Weitem nicht vollendet sind. (hm, erinnert mich irgendwie an die Deutsche Bahn 😉  ) Zum Glück merkt der Papa am Abend, dass alle Familienmitglieder heute besser beraten sind, wenn er die Kinder in’s Bett bringt und die Mama sich stattdessen einen eisgekühlten Weißwein einschenkt. Alkohol ist eben manchmal doch eine Lösung. Und so lassen sich die Geschenke für den baldigen Geburtstag von Maries großem Bruder doch viel besser einpacken.

Die Bayerische Staatsregierung ist unterdessen offenbar auch nicht untätig und verkündet weitere Lockerungen der Corona-Auflagen. Unter anderem sind ab nächste Woche Montag, 4. Mai 2020 Demonstrationen und Gottesdienste wieder zulässig, aber nur mit bis zu 50 Teilnehmern und im Freien. Auch sollen größere Geschäfte wieder öffnen dürfen, wenn sie ihre Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter begrenzen. Seit dieser Woche dürfen ja die Abschlussklässer wieder in die Schule, ab 11. Mai dürfen dann die Abschlussklassen des nächsten Jahres folgen. Gleiches solle für die 4. Klasse Grundschule gelten. Für Kindergartenkinder gibt es nach wie vor keinen Fahrplan, wobei der Druck hier inzwischen nicht nur von den Eltern, sondern auch von SPD, Grünen und Kinderärzten wächst. Aber es ist schwierig. Jeder sehnt sich nach einem Rückkehr zur Normalität, aber Corona wird uns noch lange im Griff haben. Und es ist auch klar, dass – auch wenn die Fallzahlen momentan sinken – mit weiteren Lockerungen die Fallzahlen wieder steigen werden. Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder geht von einer zweiten Infektionswelle maus. „Eine zweite Welle wird irgendwann kommen. Wann, weiß keiner“, formuliert er – und wird leider Recht behalten.


TAG 47: Heute ist mal zur Abwechslung…. Hausputz dran! Juhuuu….  Naja, zumindest die gestern geöffneten Baustellen schließen. Und Marie „hilft“ heute auch etwas mit, sodass wir schnell fertig sind. Heute ist für Marie ein großer Tag – ihre beste Freundin Ella hat heute Geburtstag und wir bringen ihr das Geschenk, das wir gestern eingepackt haben, vorbei. Aus der geplanten Geburtstagsfeier wird dank Corona leider nichts. So singen wir mit 2m Abstand vor der Haustür, tauschen flux das Geschenk gegen ein Stück Geburtstagskuchen und versichern uns gegenseitig, dass wir die Party baldmöglichst (wann auch immer das sein mag) nachholen. Zum Glück scheinen die Mädels das ganz gut wegzustecken. Kinder sind doch erstaunlich!

Aber es gibt natürlich Schlimmeres: Heute hat sich die Internationale Arbeitsorganisation (ILO)  mit einem dringenden Appell zu Wort gemeldet. Durch die drastischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus sind die Arbeitsmärkte weltweit eingebrochen: „Fast die Hälfte der 3,3 Milliarden Arbeitskräfte weltweit sind in ihrer Existenz bedroht“, teilte die ILO mit. Betroffen seien vor allem 1,6 der zwei Milliarden Menschen, die irregulärer Arbeit nachgehen, also ohne Arbeitsverträge, und die oft von der Hand in den Mund leben. Ihr Einkommen sei im weltweiten Durchschnitt um 60 Prozent eingebrochen, in Afrika und Lateinamerika sogar um mehr als 80 Prozent.
Da ist das Lamentieren über unsere vereitelteten Reiseplänen Jammern auf hohem Niveau.
Auszeit in der Natur

TAG 48: Die Frage, die derzeit Viele beschäftigt: Wie ansteckend sind Kinder? Ist es wirklich unumgänglich, sie so lange wie möglich aus Schulen und Kitas fernzuhalten? Die Diskussion wird zunehmend heftig geführt – und bekommt nun neue Nahrung durch eine Arbeit, die der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité verfasst hat. Demnach ist die Viruslast bei allen Altersgruppen gleich hoch. Allerdings könnte die Tatsache, dass sie häufig keine nennenswerten Symptome haben, auch bedeuten, dass sie den Erreger nicht so oft durch Niesen und Husten in die Umgebung schleudern. Andererseits sind kleine Kinder eher schwer zur Einhaltung strenger Abstands- und Hygienemaßnahmen zu bewegen. Damit wiederum könnten sie eine größere Bedeutung als Überträger haben. Doch es ist und bleibt für uns Eltern eine Doppelbelastung – Job und Kinderbetreuung parallel unter einen Hut zu bekommen. Und es trägt nicht gerade zu unserem wohlwollenden Verständnis bei, wenn sich Profifußballer startklar machen, um demnächst ihre Bundesliga-Saisons zu Ende zu bringen. Um dort auch ja alles unter Kontrolle zu haben, sollen alle Spieler regelmäßig getestet werden. In Zeiten, in denen man nur aus driftigem Grund das Haus verlassen soll, man schon schräg angeschaut wird, wenn man sein Kind zum Einkaufen nimmt (wie soll es auch anders gehen wenn der Kindergarten zu hat?), tausende Menschen von Kurzarbeit und Jobverlust bedroht sind, frage ich mich: Können die Fußballstars nicht einfach mal ein halbes Jahr auf ihre Mega-Gehälter verzichten? Ist Fußball systemrelevant? Wahrscheinlich habe ich als 0815-arbeitende Teilzeit-Mami, die Fußball zugegebenermaßen eher peripher interessiert, nur einfach etwas Entscheidendes nicht mitgekriegt. Ja, mir ist schon klar, dass man das nicht ganz so schwarz-weiß sehen darf, dass durchaus auch Clubs insbesondere in den unteren Ligen um ihre Existenz bangen. Tut mir leid! Aber in Zeiten, wo wir alle massive Einbußen und Sorgen zu erleiden haben, in denen ganze Branchen (die Reisebranche, Hotelerie, Gaststätten etc.) den Bach hinuntergehen, gibt es doch wohl Wichtigeres als „die schönste Nebensache der Welt“. So, nun genug mit meinem persönlichen Aufreger des Tages. Ich will hier ja nicht in’s uferlose Schimpfen geraten. Aber man sieht momentan, egal wo man hinschaut, dass die Gemüter zunehmend erhitzt sind und Diskussionen sehr emotional geführt werden. Nun sind wir Deutschen doch ein eher rationales Volk und hören in der Mehrheit durchaus auf das, was Wissenschaft und Politik zu sagen und entscheiden haben. Aber inzwischen betreiben auch die Parteien untereinander wieder Oppositionsarbeit. Die ungewohnte Einigkeit, wie sie noch zu Beginn der Krise vorherrschte, ist dahin. Und sei es beim Einkaufen, beim Chat mit Kollegen oder Freunden – man merkt die zunehmende Anspannung und Nervosität. Die Stimmung kippt….


TAG: 49: 1. Mai-Feiertag: Tag der (Kurz-)Arbeit. Unglaubliche 10,1 Millionen Menschen sind in Kurzarbeit. Die Wirtschaftskrise könnte noch viel heftiger werden, als viele Prognosen bisher schon schätzen. An unserem 1. Mai wären wir eigentlich zum Maibaumaufstellen in unseren Ort gegangen. Im April wäre schon eine Festivität nach der anderen gewesen: Maibaumwache, Kesselfleischessen, Stadlfest,… das ganze Drum und Dran eines traditionellen bayerischen Dorflebens. Am 1. Mai wären Alle zusammen gekommen, fesch in Dirndl und Lederhosen, man hätte den Buaschen beim Aufstellen des Baumes zugesehen, gefachsimpelt, ober der Baum denn auch grade steht, die Kinder hätten die lange Leiter der Feuerwehr bestaunt und sich v.a. über die vielen Freunde, die anwesenden gewesen wären, gefreut. Jeder hätte nach einer Weile versucht, noch ein Platzerl am Biertisch zu ergattern, sich die erste Mass und a Hendl mit Brez’n schmecken lassen – man hätte gelacht, wär lustig gewesen, und irgendwann beschwingt nach Hause getorkelt.

In Corona-Zeiten hatten wir zwar vieles davon nicht, aber lustig waren und gelacht haben wir auch. Einfach so. Wir haben nicht nur die Erinnerung an vergangene Feste, sondern auch die Gewissheit, dass solche Feste wieder folgen werden. Den Kindern haben wir nicht gesagt, was heute eigentlich für ein Fest stattgefunden hätte. Folglich haben sie auch nichts vermisst. Das ist irgendwie genau so wie der Vergleich zwischen Urvölkern und vermeintlich modernen Geselleschaften. In unseren modernen Geselleschaften wird uns so viel vorgeführt, was wir meinen, zu brauchen bis wir am Ende selber davon überzeugt sind, es zu brauchen. Wohingegen die Menschen, die irgendeine neue Errungenschaft gar nicht kennen, auch so glücklich sind, ohne den ständigen Drang, etwas besitzen zu wollen.

Ich bin auch sehr froh darüber, dass unsere Kinder mit vier und fast sechs Jahren beide in dem Alter sind, in dem sie – wären da nicht die sonst ständigen äußeren Reize und Verlockungen – eigentlich recht genügsam sind. Klar freuen sie sich über das ein oder andere Spielzeug, klar äußern sie Wünsche und stehen mit strahlenden Augen vor den Auslagen eines Spielzeuggeschäfts. Doch am glücklichsten sind sie nach wie vor wenn wir mit ihnen spielen. Im Alltag mache ich öfter mal den Fehler, sie mit Spielsachen „ruhig stellen“ zu wollen. „Spielt doch mit Euren Spielsachen“, sage ich geistesabwesend, in Gedanken bei der Hausarbeit oder anderen Erledigungen. „Wir wollen aber mit Dir spielen!“ Ist das nicht eigentlich wunderschön? (Wenn es nur nicht manchmal so anstrengend wäre. 😉 ) Noch sind sie in dem Alter, wo man sie damit glücklich machen kann. Ist das nicht komisch? Ich erinnere mich ja schließlich selbst noch an meine eigene Pubertät – da wollte ich nicht wirklich mit meinen Eltern spielen. Also muss ich doch die Zeit jetzt mit meinen Kindern nutzen – wann würde das besser gehen als in Corona-Zeiten?

Und doch, es wäre gelogen, genieße ich  doch – auch gerade jetzt in Corona-Zeiten – die kurzen Auszeiten für mich. Eine Stunde auf dem Ergometer, einen freien Abend im Bett mit einem guten Buch, eine Runde draußen im eigenen Tempo Radfahren. Kino, Essen gehen, Konzerte, Museen – nee, das vermiss ich ehrlich gesagt nicht.


TAG 50: Nach nun fast acht Wochen ohne Kindergarten und sieben Wochen Ausgangsbeschränkungen ist das Leben, das wir jetzt führen, unsere neue Normailität. Und wo sich auf der einen Seite diejenigen Stimmen erheben, die für Lockerungen plädieren, den Staat für alles verantwortlich machen oder gar Verschwörungstheorien hegen, gibt es nicht weniger Stimmen, die nicht nur Schlechtes in der derzeitigen Situation sehen. Nicht Wenige genießen die Entschleunigung ihres Alltags. Nicht wenige genießen die Zeit, die sie nun wieder intensiv als Familie genießen können. Niemand bes

Marie bestaunt vor ihrem Kindergarten die Corona-Schlange.

chönigt dabei – alle geben zu, dass es auch anstrengend ist, wenn alle ständig beisammen sind. Und natürlich kommt es sehr auf die jeweilige individuelle Familiensituation an, auf die Branchen, in denen diejenigen arbeiten, auf das Alter der Kinder, auf die Größe der Wohnung bzw. Hauses. Es macht auch einen erheblichen Unterschied, ob man auf dem Land oder auf der Stadt lebt. Diejenigen auf dem Land erleben die Situation teilweise komplett anders – das Häuschen mit Garten, womöglich am Wald- oder Feldrand, macht jetzt einen erheblichen Unterschied zur Stadtwohnung mit im besten Fall kleinen Balkon.

Auf dem Land könnte er gerade nicht schöner sein. Der Verkehr ist quasi zum Erliegen gekommen. Mit dem Frühling präsentiert sich die Natur in ihrer vollsten Blüte. Lediglich beim Einkaufen wird es einem wieder bewusst, dass hier eine Pandemie tobt, denn Alle tragen nun Mund-Nase-Masken. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber sonst – solange die Paketboten von amazon & Co fleißig liefern (und das tun sie, auch hier „auf dem Land“) hat man nicht den Eindruck, dass es den Leute hier schlecht gehen würde.

Wir haben heute Maries Kindergarten einen Besuch abgestattet. Wir haben unsere buntbemalten Steine der Corona-Schlange gebracht. Damit sie noch länger und stärker werden kann und hoffentlich bald den blöden Corona-Virus auffressen kann. Namensvorschläge haben wir natürlich auch in den Kindergarten-Briefkasten geworfen: Ronny Coroni, Cora Cobra und Corobra. Mal schauen, was es wird…


TAG 51: Geburtstag!!! An dieser Stelle darf es kurz mal erlaubt sein, sentimental zu werden. Maries großer Bruder wird heute sechs Jahre – ein durchaus bedeutendes Alter, läutet es doch die nahende Schulpflicht ein. Aus einem Kleinkind ist unbestreitbar ein baldiges Schulkind geworden – davon zeugt nicht nur die riesige Zahnlücke in seinem Oberkiefer. Nach vier verlorenen Milchzähnen ist der Dracula-Look schon von Weitem unverkennbar. Und diese Entwicklung ging auch in Corona-Zeiten seinen ganz normalen Lauf. Zwar ohne die wöchentliche Vorschule, ohne ständiges Thematisieren, dass nun „bald der Ernst des Lebens beginnt“. Nein, man wird auch während eines „Lock-Down“ sechs Jahre – und freut sich mega darauf. Ich bin heilfroh darüber, dass sich mein Großer inzwschen auch ohne große Party über seinen Geburtstag freuen kann. Vor ein paar Wochen hat mir dieser Tag noch Kopfschmerzen bereitet -ein sechster Geburtstag ohne Party, ohne Freunde? Wie traurig!

Wobei das im Grunde abstrus ist – denn hätte alles wie geplant stattfinden können, hätte mir der sechste Geburtstag aus anderen Gründen Kopfschmerzen bereitet: Ein Nachmittag mit sechs halbstarken Jungs, die nichts als Blödsinn im Kopf haben und die ganze Arbeit, die man sich gemacht haben, nicht im Ansatz würdigen? Früher wäre ich bloß bei dem Gedanken daran in Panik ausgebrochen und hätte bei Anderen mitleidige Blicke erwartet und geerntet. Heute hingegen hätte von mir aus der ganze Kindergarten kommen können, Hauptsache, die Party kann steigen! Aber genau daran sieht man mal wieder, dass man nicht genug schätzt, was man hat. Es ist das gleiche Prinzip wie wenn man sich beschwert, dass man so viel Wäsche zu waschen hat. Dabei zeigt es doch nur, dass man genug zum Anziehen hat. Oder wie

Wenn sich der Sohn eine Meerestier-Torte wünscht…

oft jammere ich im Stillen darüber, dass ich nicht weiß, was ich kochen soll. Dabei ist nicht das Problem, dass ich nicht wüsste, wie ich die Kinder satt kriegen sollte. Das Problem ist eher, dass ich alles kochen könnte, was ich wollte – indisch, afrikanisch, italientisch, bayerisch… Ich kann aus sämtlichen Zutaten wählen, ich muss nur in ein Geschäft fahren und sie kaufen. Ich kann mich entweder nur nicht entscheiden oder die Kinder würden es nicht essen oder es wäre mir zu viel Arbeit oder, oder, oder… Ist das nicht ein perves Luxusproblem?

Aber ich schweife ab… Zurück zum Kindergeburtstag. Ja, was würde ich dafür geben, dass dieser wie in Nicht-Krisen-Zeiten stattfinden könnte! Aber – und das ist die nächste offenbarende Erkenntnis des Tages – mein Sohn ist trotzdem happy! Er hat sich „megamäßig“ auf den Tag gefreut, war „mega“ aufgeregt – und wir haben Mittel und Wege gefunden, ihm den schönsten sechsten Geburtstag zu bereiten, den er sich vorstellen konnte. Corona hin oder her. Vielleicht können wir die „richtige“ Feier, so wie sie eigentlich geplant war (im Dinopark) im Herbst nachholen. Vielleicht auch nicht. Fakt ist, mein Kind war trotzdem glücklich. Und das ist es, was zählt!


TAG 52: Wir starten in die 8. Woche ohne Kindergarten. Als ich dieses Corona-Ferientagebuch angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, dass es mich so lange begleiten würde. Zu Beginn ging es mehr um Alltägliches. wie gehen wir mit der freien Zeit um, wie gestalten wir den Alltag. Heute beschäftigt uns neben unserem kleinen Kosmos noch vielmehr die Vorgänge und Entscheidungen in der Welt da draußen als sonst. Covid-19 ist nun seit gut fünf Monaten in der Welt präsent – anfangs noch als Randnotiz weit, weit entfernt von uns China – inzwischen hat die Krankheit und ihr Virus die ganze Welt verändert. Und auch wenn sich eine Studie an die andere reiht, sind noch immer unzählige Fragen  ungeklärt. So zum Beispiel, warum die einen heftig bis schwer erkranken, nichgt wenige an dem neuartigen Corona-Virus sterben, bei anderen wiederrum der Kranheitsverlauf mild bis unbemerkt verläuft. Die Gründe dafür beginnen Forscher gerade erst zu verstehen. Viel hängt offenbar von der körperlichen Verfassung und den Lebensumständen der Betroffenen ab. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) verlaufen „rund 80 Prozent der Erkrankungen mild bis moderat“, das heißt mit höchstens einer leichten Lungenentzündung. Wovon hängt es ab, ob jemand nur milde Symptome hat oder mit einer schweren Lungenentzündung auf der Intensivstation beatmet werden muss? Es mehren sich die Anzeichen, dass wohl auch hier die Dosis das Gift ausmacht. Zusätzlich gibt es Unterschiede bei den Viren. Sie mutieren, verändern sich. Das Sterberisiko ist für ältere Menschen besonders hoch, doch es sterben durchaus auch jüngere an COVID-19. Eine Erklärung dafür ist ein unterschiedlich aufgestelltes Immunsystem. Bei den Abwehrgenen gibt es eine besonders große Vielfalt, die jeweils unterschiedliche Krankheitserreger besonders gut erkennen können. Das heißt, jedes individuelle Immunsystem hat Stärken und Schwächen. Was auch auffällt: Männer erkranken in der Regel schwerer als Frauen. Es sieht so aus, als ob Östrogen ein Schutz-Faktor sein könnte, weil es die Abwehrreaktion günstig beeinflusst. COVID-19 ist nicht nur eine Krankheit der Lunge, das Virus sorgt auch in den Blutgefäßen für Probleme. Jüngere Patienten entwickeln Thrombosen, sogar Schlaganfälle. Hier könnte eine bestehende Neigung zu Problemen bei der Blutgerinnung ein wichtiger Faktor sein. Inzwischen mehren sich Hinweise, dass das neue Coronavirus auch Nervenzellen angreift.

Je mehr man sich mit diesen medizinischen Aspekten auseinandersetzt, desto besorgter kann man werden, desto mehr erscheinen Diskussionen über weitere Lockerungen verfrüht. Andererseits drängt es die Menschen nach draußen und der Wunsch nach Freiheit überwiegt bei nicht Wenigen vor dem Wunsch nach Sicherheit. Nach Terroranschlägen hört man oft „Wir müssen nun erst Recht weitermachen wie bisher, sonst haben die Terroristen schon gewonnen.“ Wenn die Angst Oberhand gewinnt und unser Handeln bestimmt, ist es mit der Freiheit dahin.

Auf dem Münchner Oktoberfest konnte man in den letzten Jahren sehr gut dieses extrem fragile Gegenspiel zwischen Freiheit und Sicherheit beobachten: Sind die Besucherzahlen nach dem 11. September schockartig nach unten gesackt, haben sie sich das Jahr darauf schon wieder erholt, um in den Jahren darauf je nach zeitlichem Abstand zu einem terroristischen Anschlag wieder abzustürzen, wobei gleichzeitig die Sicherheitsmaßnahmen stetig verstärkt wurden. Aber es war letztlich die Entscheidung jedes Einzelnen, ob er sich in die Gefahr, die eine Großveranstaltung zwangsläufig mit sich bringt, begibt oder auf dieses Vergnügen verzichtet.

Als gebürtige Münchnerin bin ich quasi von Geburt an eine begeisterte Wies’n-Gängerin. Doch seit ich Mutter bin, habe ich mir wohlweislich jedes Jahr auf’s Neue gut überlegt, ob das Risiko, dass etwas passiert, einen Wies’n-Abend rechtfertigt. Ich habe einige Jahre darauf verzichtet; letztes Jahr war ich nun einmal wieder dort.

Warum dieser Exkurs zur Wies’n?Mit Corona verhält es sich meiner Meinung nach ähnlich. Es ist ein Abwägen: Wieviel Freiheit gebe ich auf Kosten der Sicherheit auf? Nur ist das Problem diesmal, dass nicht jeder einzelne Bürger für sich entscheiden kann, wieviel Risiko er eingehen möchte. Sondern der Staat entscheidet nun. Und das ist das Problem, das viele Bürger nun haben – dass ihnen neben der physischen Freiheit auch ein Stück weit ihre Entscheidungsfreiheit genommen wurde.


TAG 53: Heute ist ein ganz wichtiger Tag gewesen. Die Bayerische Staatsrsgierung hat den Fahrplan für die nächsten Wochen verkündet. Es gibt jetzt eine wirkliche Perspektive – für viele Branchen und auch für uns Eltern und Kinder. In der Regierungserklärung heißt es einleitend: „In anderen Ländern herrschen zum Teil chaotische und dramatische Zustände. Krankensysteme sind fundamental überfordert. Ärzte entscheiden über Leben und Tod wie in Kriegszeiten. Volkswirtschaften brechen zusammen und die Arbeitslosigkeit steigt zum Teil in astronomische Höhen. All das findet in der Welt statt. Aber zum Glück nicht bei uns. Zum Glück sind wir bisher besser davongekommen. Vieles ist uns erspart geblieben….“ Bayern zieht eine positive Zwischenbilanz – zu Recht, wie ich finde! Doch nun ist es an der Zeit für schrittweise Lockerungen. Vorsichtig, mit Bedacht, aber doch mit deutlicher Perspektive. Hier einige Punkte aus der Pressemitteilung vom 05.05.2020, die v.a. Familien betreffen:

  • Mit Wirkung ab dem 6. Mai 2020 entfällt die allgemeine Ausgangsbeschränkung. Die bestehende Kontaktbeschränkung und das Distanzgebot gelten fort. Jeder ist demnach angehalten, die physischen Kontakte zu anderen Menschen außerhalb der Angehörigen des eigenen Hausstands auf ein absolut nötiges Minimum zu reduzieren. Wo immer möglich, ist ein Mindestabstand zwischen zwei Personen von 1,5 m einzuhalten. Ansammlungen im öffentlichen Raum bleiben verboten. Es ist künftig erlaubt, neben einer weiteren Person auch die engere Familie, d.h. neben Ehegatten, Lebenspartnern und Partnern einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft, auch Verwandte in gerader Linie und Geschwister zu treffen oder zu besuchen.
  • Ab 11. Mai soll der Präsenzunterricht für die „Vorabschlussklassen“ der weiterführenden Schulen (Gymnasium: 11. Klasse / Realschule: 9. Klasse / Mittelschule 8. Klasse) sowie für die 4. Klasse Grundschule beginnen.
    o Ab dem 18. Mai soll der Präsenzunterricht beginnen für
    ▪ Grundschule: 1. Klasse;
    ▪ Mittelschule: 5. Klasse;
    ▪ Realschule: 5. und 6. Klasse;
    ▪ Gymnasium: 5. und 6. Klasse;
    o Nach den Pfingstferien ist Ziel die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts für alle weiteren Jahrgangsstufen im wöchentlichen Wechsel.
  • Auch bei einem schrittweisen Hochfahren der Kindertagesbetreuung steht im Vordergrund, feste, kleine Gruppen zu bilden. Nur so können Infektionswege nachverfolgt und durch Quarantänemaßnahmen unterbrochen werden. Auf dem Weg zum „Hochfahren“ sollte deshalb der Kreis der betreuten Kinder behutsam und schrittweise erweitert werden.
    In einem ersten Schritt können folgende Ausweitungen in Richtung eines erweiterten Notbetriebes erfolgen:
    · Öffnung der Tagespflege: In der Tagespflege werden maximal 5 fremde Kinder gleichzeitig betreut. Die Großtagespflege bleibt vorerst geschlossen.
    · Öffnung von Waldkindergärten
    · Betreuung von Kindern mit besonderem erzieherischem Bedarf (§ 27 SGB VIII) und Kindern mit Förderbedarfen.
    · Betreuung von Kindern mit (drohender) Behinderung
    · Betreuung von Hortkindern der 4. Klasse
    · Betreuung von Kindern studierender Alleinerziehender.Außerdem sollte privat organisierte, nachbarschaftliche oder familiäre, wechselseitige Kinderbetreuung in festen Kleingruppen ermöglicht werden. In einem weiteren Schritt könnte mit der Aufnahme der Vorschulkinder eine Ausweitung in Richtung eines eingeschränkten Regelbetriebes erfolgen. Zwischen den einzelnen Schritten sollten zunächst mindestens zwei Wochen liegen.
  • Ab dem 6. Mai werden Spielplätze wieder geöffnet!
  • Ab dem 11. Mai dürfen Zoos, Tierparks und Museen wieder öffnen.

Für unsere Familie bedeutet das: Marie darf ab dem 11. Mai wieder in den Kindergarten weil sie als hörbehindertes Kind einen besinderen Förderbedarf hat. Ihr Bruder darf ab dem 25. Mai wieder, weil er Vorschulkind ist. Die Kinder nehmen diese Neuigkeiten unterschiedlich auf. Marie freut sich wie ein Schnitzel, ihr Bruder möchte lieber weiterhin zuhause bleiben. Muss ich mir jetzt Sorgen machen über ein möglicherweise während der Pandemie asozial gewordenes Kind? Wohl eher nicht. Ihm geht es einfach gut hier, und im Gegensatz zu Marie wird es meinem Sohn einfach nicht langweilig. Ihm fällt ständig etwas anderes ein, was er basteln und erfinden könnte. In dem Maße, wie mein Junge den den entschleunigten Alltag genießt, verlangt Marie nach Routine und Entertainment. Das hat sicher nicht nur etwas mit dem Temperament, sondern auch mit ihrem Alter zu tun.


TAG 54: Wir müssen nun erstmal überlegen, wie wir das mit der Kinderbetreuung weitermachen. Marie kann zwar ab nächste in den Kindergarten gehen, aber von einem Normalbetrieb sind sie dort noch weit entfernt. Heute hat uns ihre Erzieherin angerufen. Aktuell werden in Maries Gruppe drei Kinder in der Notbetreuung betreut – mit Marie wären es ab nächste Woche vier. Es gibt für jede Gruppe einen separaten Eingang und feste Zeit-Slots, in denen man sein Kind bringen und holen kann. Die Erzieherin arbeitet mit Mundschutz – was für Marie nicht ideal ist, denn sie ist schon auf das Mundbild angewiesen, um besser verstehen zu können. Andererseits wird Marie sich einfach schon über den Tapetenwechsel, andere Spielsachen und zumindest ein paar andere Kinder freuen. Ihr Bruder darf und soll ab dem 25. Mai wieder in den Kindergarten gehen. Gerade hinsichtlich des bevorstehenden Schulanfangs im Herbst tut ein bisschen Routine sicher gut. Und es reichen ja ein paar Stunden am Vormittag. Nachdem von nun an der Besuch innerhalb der Familie sowie die Betreuung in Eltern-Kind-Gruppen erlaubt ist, können wir offiziell mit Maries und Maxis gleichaltrigen Cousin und Cousine eine Zweckgemeinschaft bilden und abwechselnd die Kinder betreuen. Das ist natürlich auch eine charmante Alternative und reduziert wiederum das Infektionsrisiko.

Hach, so viel Entscheidungsfreiheit ist man gar nicht mehr gewöhnt. 🙂

Währenddessen erlebt die Corona-Krise ihre erste Parteigründung: Den bisher losen Protest gegen die Pandemie-Maßnahmen will die Partei „Widerstand2020“ kanalisieren. Seit Wochen protestieren viele Menschen in Deutschland, physisch und in den sozialen Netzwerken, vgegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder. Auffällig ist, dass sich unter denjenigen Menschen, die zum Protest aufrufen, alle sozialen Schichten und Wähler jeglicher Coleur befinden. Rechtspopulisten ebenso wie Linksextreme, Friseurinnen ebenso wie Anwälte, Grünen-Wähler ebenso wie AfD-Anhänger. Ich glaube, ich sag da erstmal nichts dazu – meine Meinung dazu sollte klar sein…


TAG 55  (Do, 07. Mai): Fröhliches Kinderlachen bei uns im Garten. Cousin und Cousine übernachten bei uns und zur Feier des Tages bauen wir nicht nur das Planschbecken auf, sondern rösten auch abends am Lagerfeuer Stockbrot und feiern eine kleine Gartenparty. Die Kinder renenn übermütig umher, machen eine Schatzsuche und sind einfach nur glücklich, wieder miteinander spielen zu dürfen. Das ist es, was von diesem Tag hängen bleibt.


Ausflug in’s Freie

TAG 56 (Fr, 08. Mai): Heute gehen wir auf den Spielplatz! In normalen Zeiten wäre das keine Erwähnung wert, aber in Corona-Zeiten ist das eine kleine Sensation, denn die Spielplätze waren fast acht Wochen lang gesperrt! Die Abstandsregeln gelten eigentlich auch auf den Spielplätzen, aber natürlich freuen sich die Kinder, wieder mit Ihresgleichen spielen zu können – und sei es nur, friedlich nebeneinander zu schaukeln oder Sandkuchen zu bauen. Im Grunde haben wir ja auch einen kleinen Spielplatz im Garten. Aber wieder raus zu dürfen, andere Kinder beim Spielen beobachten zu können und bekannte Gesichter zu treffen, ist schon wieder etwas Besonderes. Am Nachmittag steht dann noch eine andere Premiere an: Nach unglaublichen zwei Monaten Wartezeit können wir endlich unser neuen Auto ausfahren – die Zulassung hat nun nach acht Wochen endlich geklappt. Nun können wir den Großeltern ihr Auto zurückbringen, das sie uns während der letzten Wochen geliehen hatten. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. 😉


TAG 57 (Sa, 09. Mai): Auch heute ist wieder ein besonderer Tag: Der Nachbarsjunge von schräg gegenüber steht vor der Tür und fragt, ob er zum Spielen bleiben darf. Darf er? Äh… ja, doch, das ist ja wieder erlaubt! Maries Bruder ist so viel soziale Kontakte offenbar nicht mehr gewöhnt, denn er versteckt sich im Bettkasten. Erst nach einer viertel Stunde lässt er sich blicken, ist erst nicht zum Spielen zu bewegen, will allein sein. Was ist da los? Sollte er sich nicht freuen? Offenbar hat er sich zu sehr an die ruhigen Tage der letzten Zeit gewöhnt. Doch der Nachbarsjunge ist hartnäckig und lässt sich nicht abwimmeln. Marie spielt schon eifrig mit ihm und nach einer Weile kommt dann doch ihr Bruder dazu. Eintächtig spielen sie nebeneinander Lego und hören Hörspiele. Der Nachbarsjunge bleibt zum Mittagessen, verspeist nachmittags noch eine halbe Melone und erst kurz vor dem Abendessen verabschieden sich die Kinder. Na also, geht doch! 🙂


TAG 58: Es ist Sonntag, der 10. Mai 2020 – Muttertag. Leider scheint heute nicht, wie vorhergesagt, die Sonne und so streichen wir unseren für heute geplanten Ausflug in die Berge. Das ist übrigens auch eine kuriose Auswirkung der Corona-bedingten Beschränkungen: Die Corona-Krise hat auch Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit der Wettervorhersage. Mit den drastisch weniger Flugzeugen am Himmel, fehlen Meteorologen wichtige Daten. Über dem mitteleuropäischen Luftraum werden normalerweise täglich über 300.000 Wettermdaten erfasst. Inzwischen ist die Zahl der Meldedaten auf unter 50.000 zurückgegangen. Das sind also keine 20 Prozent der ansonsten üblichen Meldungen. Soviel zur Kategorie „Kurioses Wissen“.

Nun denn, wir nutzen den verregneten Vormittag, um uns mit dem Thema „Schule“ zu beschäftigen: Welcher Schulranzen ist der Richtige, welches Design könnte Maries Bruder auch noch in vier Jahren gefallen, und was für eine Schultüte soll es sein? Maries Bruder ist ein regelrechter Bastel-Freak, und da ihm kein fertiges Bastel-Set 100%-ig zusagt, entscheiden wir uns für einen einfachen Rohling, den wir dann nach dem Motto „Meerestiere“ selbst bebasteln. So haben wir gleich noch etwas Programm für die nächsten Tage.

Woche 8 neigt sich dem Ende, ab morgen dürfte Marie aufgrund ihrer Hörschädigung wieder in den Kindergarten gehen. Wir haben uns aber entschieden, noch eine Woch abzuwarten und erstmal das Wechsel-Konzept mit Cousin und Cousine weiter zu verfolgen. Das klappt eigentlich sehr gut, die Kinder sind glücklich, dass sie jetzt wieder mit ihren Freunden spielen dürfen. Auch die Zoos und Tierparks dürfen – unter strengen Auflagen – wieder öffnen. Der Münchner Tierpark Hellabrunn hat sich folgendes Konzept überlegt: Der Einlass für die maximale Zahl von 2.185 erlaubten Besuchern erfolgt in nächster Zeit ausschließlich mit einem vorab gebuchten und ausgedruckten Online-Ticket mit festem Besuchsdatum. Diese Tickets muss man über München Ticket erwerben, also auch deren Vorverkaufsgebühr bezahlen. Ich habe heute mal geschaut – die nächsten frei verügbaren Tickets sind in zweieinhalb Wochen. Puh… da greife ich doch mal zu und hoffe auf schönes Wetter.


etwas erschreckter Blick aus dem Home Office

TAG 59: Montag,der 10. Mai – die neunte Woche. Heute ist ein ruhiger Tag. Die Kinder sind bei ihrer Cousine und ihrem Cousin zum Spielen und wir Eltern können ungestört arbeiten, gönnen uns zur Feier des Tages sogar was vom Asiaten. Das sind dieser Tage die großen kleinen Freuden des Corona-Alltags – keine Kinder bespaßen, nicht kochen, in der Home Office-Pause ungestört die Wäsche aufhängen.

In der Politik werden zunehmend die Differenzen zwischen den verschiedenen Bundesländern deutlich. Dabei scheint die Parteizugehörigkeit keine Rolle zu spielen. Die Einen, darunter Bayern, setzen auf mehr Sicherheit, die Anderen, darunter Hessen und NRW drängen zu einem schnellen Rückkehr zur Normalität, obwohl Virologen vehement davor warnen. Die Gefahr vor dem Virus ist weder gebannt, noch lässt eine medikamentöse Behandlung auf Entspannung hoffen. Im Gegenteil, je mehr die Forscher über das Virus herausfinden, desto gefährlicher erscheint er – denn er soll nicht nur die Lunge massiv schädigen, sondern auch das Gehirn und andere lebenswichtigen Organe. Dennoch scheint die Angst vor dem unsichtbaren Feind mit jedem Tag zu schrumpfen – bei uns zugegebenermaßen auch. Wir lassen wieder mehr soziale Kontakte zu, wollen und können uns nicht mehr generell abschotten. Wobei sich die sozialen Kontakte eben auf Cousin, Cousine und die Kinder aus der Nachbarschaft sowie einige Arbeitskollegen beschränken – ein Witz im Vergleich zu „normalen“, aber durchaus viel in diesen Zeiten.


TAG 60: Heute hatte ich tatsächlich zwei Stunden für mich alleine! Nachdem ich seit gut sieben Wochen unter massiven Verspannungen im Brustbereich leide, der Schmerz strahlt bisweilen bis in den unteren Lendenwirbelbereich aus, die  Ostheopathen aber zu haben und die Ärzte hier nicht wirklich gewillt sind, zu helfen, konnte ich heute endlich zur Heilpraktikerin gehen. Es ist die erste Woche, in der sie wieder auf hatte. Mit Mundschutz und Desinfektionsmittel bewaffnet, in der beidseitigen Hoffnung, dass das jeweilige Gegenüber gesund ist, war das schon eine besondere Behandlung. Aber der Beruf des Heilpraktikers sieht nun mal engen Körperkontakt vor. Nach einer eingehenden Untersuchung hat sie mich massiert, geschröpft, akkupunktuntiert, gespritzt – zwei Stunden, nachdem ich mich wie ein neuer Mensch fühlte! Endlich – nach so langer Zeit! Jetzt am Abend ist mein Rücken zwar grün und blau, aber da weiß ich, woher das kommt und das es einen positiven Zweck erfüllt. Am Abend habe ich mir in der Apotheke noch das verschriebene Schmerzöl und Globuli geholt – und siehe da, es gibt wieder Desinfektionsmittel! Das war seit Wochen restlos ausverkauft! Sogar am Tresen stand stand eines zur Vorort-Desinfektion, und die Apothekerin hat gelacht „wir haben wieder so viel, wir müssen es nicht mal mehr anketten“. 🙂 Es geht wieder aufwärts!


Es muss nicht immer die Reise in’s Ausland sein – bei uns kann es auch schön sein.

TAG 61: Die  Leute sind verrückt geworden! Sie demonstrieren auf so genannten Corona-Demos gegen die angebliche massive Einschränkung unserer Grundrechte. Am Wochenende fanden in mehreren deutschen Städten Demonstrationen statt, bei denen die Teilnehmer bewusst weder Gesichtsmasken trugen noch sich an die Abstandsregeln hielten. Einige Demonstranten bezeichnen die geltenden Corona-Regeln als „Ermächtigungsgesetze“, bezichtigen Politiker, eine Diktatur herbeiführen zu wollen. Was für ein absurder Vergleich mit dem NS-Regime! Dabei mischen sich Rechtsextreme mit Impfgegnern, Esoterikern, ältere Menschen, die der Risikogruppe angehören ebenso mit besorgten Selbstständigen und von Arbeitslosigkeit bedrohten Arbeitnehmern. Kommenden Samstag haben sich für eine Demonstration auf der Münchner Theresienwiese 10 000 Teilnehmer angekündigt, die gegen die Corona-Beschränkungen protestieren. Dabei haben wir hier in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern eine Luxus-Quarantäne erleben dürfen. Nur Schweden war in Europa noch liberaler, hat aber einen bitteren Preis mit unzähligen Toten, v.a. in der älteren Bevölkerung, bezahlen müssen.

Die Kinder fragen übrigens schon länger nicht mehr, wann sie Dieses oder Jenes wieder dürfen. Nachdem sie nun wieder soziale Kontakte pflegen, aslo spielen, spielen, spielen dürfen, sind sie glücklich und vermissen nichts. Nur um die Wale sind sie traurig – auf die hatten sie sich schon bei unser ursprünglich geplanten Kanada-Reise gefreut. Stichtwort Reisen: Bundesinnenminister Seehhofer hat heute für die Zeit ab Mitte Juni Lockerungen in Aussicht gestellt – wobei für jedes Grenzland andere Regeln gelten werden. Nach Österreich, Frankreich und Luxemburg wird man wohl als Erstes wieder reisen dürfen. Die Kontrollen an den Grenzen zu Luxemburg sollen schon am 15. Mai enden. Auch an der Grenze zu Dänemark könne man sich „vorstellen“, demnächst eine gemeinsame Vereinbarung zu finden, wie die Kontrollen zurückgefahren werden. Zudem seien Frankreich, die Schweiz und Österreich bereit, sämtliche wegen Covid- 19 geschlossenen Grenzübergänge wieder zu öffnen. Interkontinentales Reisen wird diesen Sommer kaum möglich sein. Na gut, dann lernen wir eben mal etwas besser unsere Heimat kennen…


Praktisch wenn die beste Freundin einen Pool hat und man diese Woche wieder besuchen darf. 🙂

TAG 62: E-Mail-Post von unserem Kanada-Reisebüro. Nun haben wir es Schwarz auf Weiß: unsere Reise wird nicht stattfinden. Laut Reiseveranstalter haben wir drei Optionen: 1. Umbuchen, sorich die Reise auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. 2. Den Gegenwert der Reise in Form eines Gutschein ausgestellt zu bekommen. 3. Die Reise zu stornieren – abzüglich einer „Bearbeitungsgebühr“ von 10%. Leider geht aus der standardisierten Mail nicht hervor, ob sich der „Wert“ auf den gesamten Preis der Reise bezieht (was bei vier Personen und zwölf Wochen durchaus nicht wenig ist) oder auf die Anzahlung, die wir bislang geleistet haben. Denn leider wird es uns nächstes Jahr nicht möglich sein, die Reise in dem ursprünglich geplanten Umfang nachzuholen. Dann ist unser Großer in der Schule und wir sind auf die Schulferien angewiesen. Die erste Option, „Umbuchen“ fällt aus schon mal flach. Die zweite Option, die Gutschein-Variante, wäre prinzipiell in Ordnung, wenn sie sich auf den Wert der Anzahlung bezieht. Wobei natürlich heute noch Keiner sagen kann, wie sich die Preise für Reisen im kommenden Jahr entwickeln werden. Die dritte Option, „Stornieren“ abzüglich 10%, ist verständlich aus Sicht des Reisebüros. Sie sind natürlich mit ihrer Beratung und ihren Recherchen in Vorleistung gegangen. Aber beziehen sich die 10% nun auf den vollen Reisepreis oder die Anzahlung? Das macht in unserem Fall einen ziemlichen Unterschied. Leider kann man in der momentanen Situation im Reisebüro telefonisch Niemanden erreichen. Von der Insolvenz bedroht, sind die Angestellten dort schon länger in Kurzarbeit. Eine rosige Perspektive haben sie in dem auf Kanada- und Nordamerika-Reisen spezialisierten Reisebüro nicht wirklich. Zu Beginn der Krise waren sie damit beschäftigt, die gestrandeten Urlauber aus Kanada und den USA zurückzuholen. Inzwischen müssen sie sich mit frustrierten Kunden auseinandersetzen, die auf ihren Rechten bestehen oder wissen wollen, ob sie im September ihre gebuchte Reise antreten werden können. Aber wer kann das schon sagen? Österreich, Italien, Kroatien – die nahen Länder öffnen ihre Grenzen allmählich, sie brauchen das Geschäft mit den Touristen in den Sommermonaten um jeden Preis. Aber interkontinentales Reisen wird zumindest diesen Sommer, wenn nicht das restliche Jahr über, nicht möglich sein. Welches Reisebüro kann schon so eine lange Zeitspanne überbrücken? Wirklich eine sehr schwierige Lage – und wir und die Kinder sind natürlich traurig über den geplatzten Traum…


TAG 63: Heute war ein Tag wie früher. Zwar ohne Kindergarten und immer noch mit Home Office, aber er hat sich wunderbar normal und sehr schön angefühlt. Die Kinder haben den den ganzen Tag mit ihrem Cousin und ihrer Cousine gespielt und mich hat spontan eine alte Schulfreundin besucht. Eigentlich wollte sie nach ihrem Zahnarztbesuch in der Nähe nur kurz auf einen Sprung vorbeikommen. Nachdem wir gerade bei Mittagessen mit der ganzen Rasselbande waren und die Kinder sich danach auf einen Kinonachmittag gefreut hatten, hatten wir genug Zeit zum Ratschen. Aus dem Mittagsratsch wurde ein Kaffeeklatsch, bis es irgendwann in eine abendliche Brotzeit mündete und wir Erwachsenen die Weinflaschen entkorkten. Meine Mama, also die Istanbul-Oma, kam auch noch vorbei, und um ein Haar hätte meine Freundin den letzten Bus um elf Uhr nachts nach Hause verpasst. Das Alles fühlte sich herrlich normal an. Aber durch das Bewusstsein, dass so ein spontaner Besuch eben nicht immer normal und selbstverständlich war und ist, fühlte es sich noch viel besser als normal an.


TAG 64: „Mögen die Spiele beginnen!“ Heute startet die Fußball-Bundesliga wieder! Nach zweieinhalb Monaten Spielpause (der letzte Spieltag war am 08. März 2020) durften die deutschen Vereine heute – am Samstag, den 16. Mai, wieder den Ball rollen lassen. Allerdings vor leeren Rängen – so genannte „Geisterspiele“ und unter einigen, teilweise befremdlichen Hygieneregeln. So dürfen sich die Spieler etwa nach einem Tor nicht gegenseitig beglückwünschen und umarmen. Der Ball wird alle paar Minuten ausgestauscht und desinfiziert. Als ob das was bringen würde, wenn natürlich weiterhin Zweikämpfe ausgetragen oder sich sechs Mann bei einer Ecke im Torraum drängen. Aber naja, es ist eben ein weiterer Schritt in Richtung Normalität. In Zeiten, in denen man nicht mal eben in die Bar um die Ecke gehen, sich mit Freunen zum Essen verabreden oder ein Konzert besuchen kann, ist der Anpfiff für die „wichtigste Nebensache der Welt“ schon ein wichtiger Meilenstein.


Andrang auf dem Breitenstein

TAG 65: Sonntag, der 17. Mai. Mein Mann und ich haben einen Tag für uns – juhuuu! Die Oma aus Istanbul, die ja nun schon eine Weile hier ist, übernachtet bei uns und nimmt uns die Kinder ab. Was macht man üblicherweise bei solchen Gelegenheiten? Kino, schick essen gehen, Konzert, Sauna,… nun ja, geht alles nicht. Macht uns aber überhaupt nichts aus, denn das würden auch zu Nicht-Corona-Zeiten nicht machen. Uns zieht es in die Berge! Das ist das, was wir am meisten vermissen und das, was uns am meisten gut tut. Wir starten frühmorgens mit gepacktem Rucksack, genug Brotzeit ist dabei, denn die Almen haben noch zu. Die Autobahn und die Straßen sind noch relativ leer, aber man merkt, dass wieder mehr Leute unterwegs sind als zu den strengen Ausgangsbeschränkungen. Man darf jetzt ohne triftigen Rund wieder aus dem Haus, auch in andere Landkreise, zum Wandern und Spazierengehen. Die Anwohner der bayerischen Oberlands freut das weniger, denn jetzt kehrt wieder der Wochenendverkehr zurück in ihre Gemeinden – die Ruhe der letzten Wochen muss für sie unbeschreiblich schön gewesen sein. Jetzt fallen die Münchner wieder wie die Heuschrecken über die kleinen, lieblichen Ortschaften, den Tegern-, Schlier- und Spitzingsee ein. Wir gehören wohl auch irgendwie dazu, auch wenn wir tunlichst die vielbefahrenen Strecken meiden und uns vermeintlich ruhigere Ecken suchen. Allerdings haben wir uns da heute mit unserem Ziel, den Breitenstein bei Fischbachau, ein wenig geirrt, denn von Bergeinsamkeit und Gipfelruh war dort auf gut 1.600m nichts zu spüren. Auf dem felsigen Gipfel dichtgedrängt mit anderen Erholungssuchenden waren wir wohl nicht die Einzigen, die das schöne Wetter und das Ende der Ausgangsbeschränkungen für eine Auszeit in den Münchner Hausbergen nutzen wollten. Schön war es auf jeden Fall trotzdem! Die frische Luft, die sportliche Betätigung, die Konzentration auf den Weg, der grandiose Ausblick auf die Alpen. Und auch mal ein Tag, ohne die Kinder zum Laufen motivieren zu müssen, einfach mal sein eigenes Tempo gehen, ohne „Engelchen flieg“, ohne sich ständig irgendwelche Abenteuergeschichten ausdenken zu müssen. Sondern nur die Stille der Natur genießen, sich auf den eigenen Rhythmus konzentrieren, ein Schritt nach dem anderen setzen. Nach rund zehn Wochen quasi ununterbrochener Dauerbespaßung der Kinder tat uns Beiden dieser Ausflug einfach nur gut. Als wir am frühen Nachmittag zurückkamen, machten die Kinder auch nicht den Anschein als hätten sie uns vermisst. Vielleicht hat ihnen der halbe Tag ohne uns ja auch mal ganz gut getan. 😉


TAG 66: Irgendwie ist die Ruhe weg. Die Leute scharren mit den Hufen. Die Entspanntheit, die bislang trotz Corona-Ängsten geherrscht hat, löst sich so langsam in Luft auf. Es herrscht wieder mehr Verkehr auf den Straßen. Die Autobahn wird wieder lauter. Die Leute wirken wieder ein Stück weit gehetzter. Noch nicht so wie zu Vor-Corona-Zeiten. Aber der Plausch beim Bäcker bleibt aus. Die Nachsicht, die Weisheit, die Dankbarkeit, das Bewusstsein für die Entschleunigung – das alles verflüchtigt sich so nach und nach. Die Menschen machen wieder Pläne. Sie fahren wieder zur Arbeit – zumindest die, die es können (zumeist die, die keine Kinder zu betreuen haben). Sie schöpfen Hoffnung, dass es doch noch mit dem Sommerurlaub klappt. Außenminister Maaß macht zumindest Hoffnung, dass man in angrenzende Länder wie Österreich, Italien und sogar Spanien reisen kann – sollten die Infektionszahlen auf dem bisherigen niedrigen Niveau verharren.

Schlauchbootfahrt auf der Amper – das müssen wir auch mal ausprobieren!

Zudem ist heute auch noch ein besonderer Tag für die Gastronomie: Seit Montag dürfen die Bayern wieder in die Außenflächen der Restaurants und in die Biergärten. Wer eine Maß im Freien trinken will, muss zuerst ein Formular ausfüllen und statt Geselligkeit gibt es Absperrgitter. Heute berichten die Zeitungen auch über den Ansturm in die Berge, den wir am Wochenende erlebt haben. Die Menschen wollen raus, raus, raus. Fahrradgeschäfte erleben während der Corona-Pandemie einen Ansturm. Neben dem Verkauf sind besonders Reparaturen gefragt. „Man glaubt kaum, was die Leute an Rädern alles aus ihrem Keller ziehen“ zitiert die Süddeutsche Zeitung einen Fahrradhändler. Radfahren und spazierengehen sind immer noch die Corona-Trendsportarten.

Derweil blickt keiner mehr richtig durch, was erlaubt und was verboten ist. In Bayern gelten nach wie vor strenge Regeln, die helfen sollen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Im Laufe des Mai sollen viele von ihnen schrittweise gelockert werden. Das betrifft Schulen und Kinderbetreuung, Geschäfte und Freizeiteinrichtungen – aber auch die Vorgaben, wen jeder einzelne treffen darf. Seit 6. Mai gilt nicht mehr die Ausgangsbeschränkung, aber eine Kontaktbeschränkung. Jeder ist verpflichtet, möglichst wenige Menschen zu treffen, die nicht mit ihm zusammenleben, und dabei einen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Erlaubt ist, die engere Familie zu treffen und zu besuchen – also auch Verwandte in gerader Linie und Geschwister, nicht nur Ehegatten oder Partner. Auch mehrere Angehörige von zwei Haushalten dürfen sich treffen, und zwar sowohl im privaten wie auch im öffentlichen Raum. Die bisherige Ausgangsbeschränkung – man durfte seine Wohnung nur aus triftigen Gründen verlassen – ist entfallen. In allen Geschäften und im öffentlichen Nahverkehr gilt seit dem 27. April eine Maskenpflicht. Eine Bedeckung tragen muss jeder ab dem sechsten Geburtstag. Die Gastronomie, die Speisen bislang nur zum Liefern oder Abholen anbieten durfte, darf seit heute im Freien öffnen. An einem Tisch dürfen Personen aus zwei Hausständen zusammensitzen – ansonsten gilt der Mindestabstand von 1,50 Metern. Gäste dürfen den Mundschutz nur am Tisch ablegen, das Servicepersonal muss eine Atemmaske tragen. Um 20 Uhr muss zugesperrt werden. Vom 25. Mai an darf auch der Innenbereich in Betrieb genommen werden, aber nur bis 22 Uhr. Generell geschlossen bleiben Discos und Bars. Hotels dürfen bislang nur Geschäftsreisende aufnehmen, können sich aber darauf einstellen, dass sie vom Pfingstwochenende, also von Ende Mai an, auch wieder Touristen beherbergen dürfen.

Für uns bzw. Marie steht diese Woche ein Highlight an: Marie darf am Mittwochvormittag in den Kindergarten gehen! Durch ihre Hörbehinderung hat sie ja eigentlich schon seit letzter Woche Anspruch darauf. Nur dass die Erzieherinnen einerseits dankbar sind, so wenig Kinder wie nötig betreuen zu müssen, denn mitunter gehören auch sie zur Risikogruppe, und andererseits auch noch so wenig Kinder in der Notbetreuung sind, dass Marie mitunter fast alleine dort wäre. Aber am Mittwoch sind wohl noch drei andere Kinder dort, unter anderem ein fast gleichaltriges Mädchen, mit dem sie gerne spielt. Und Marie freut sich wie wahnsinnig! „Nur noch zwei Mal schlafen, dann darf ich wieder in den Kindergarten!“ hat sie heute beim Vorbeifahren gerufen. Ihr Bruder hingegen „Ich hasse meinen Kindergarten“. Er geht in eine andere Einrichtung, aber der Fairness halber muss ich sagen – der Kindergarten kann da nichts dafür. Die Kinder sind eben unterschiedlich. Und nächste Woche geht es dann auch für ihn wieder los. Ja, die Ruhe ist langsam weg…


Wir basteln eine Meerestiere-Schultüte. Haupt-Motiv ist die sonnengelbe Riesenkrake, die sich mit Stift und ABC für den bevorstehenden Schulanfang wappnet.

TAG 67: Wir basteln Schultüte! Normalerweise (dieses Wort benütze ich zur Zeit ziemlich oft), wäre das Aktion für den Kindergarten. Aber in diesen Zeiten sind wir Eltern – bzw. in den meisten Fällen wohl eher die Mama – gefordert. Das baldige Schulkind hat sich eine Meerestiere-Schultüte gewünscht, und so haben wir einfach einen blauen Rohling bestellt und basteln nun eifrig Krake-, Seepferdchen- und Krebs-Applikationen, die die diversen Schulutensilien in ihren Tentakeln und Flossen halten. Basteln ist nicht gerade meine Leidenschaft, aber wir verbringen einen richtig netten Bastelnachmittag und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen!


TAG 68: Heute ist Maries großer Tag: sie darf wieder in den Kindergarten! Nach zehn Wochen Zwangspause darf sie heute zum ersten Mal wieder Kindergartenluft schnuppern. Noch unter sehr strengen Auflagen – mit ihr sind gerade mal vier Kinder anwesend. Wir bekommen einen festen Time-Slot zugewiesen, wann wir Marie bringen und wieder abholen dürfen. Den Kindergarten dürfen wir nur mit Munschutz und mit frisch desinfizierten Händen betreten. Auch die Erzieherinnen tragen Mundschutz. Aber Marie ist das zum Glück egal, sie freut sich einfach nur auf das Spielen und gleichaltrige Kinder zu treffen. Ihr Bruder darf noch nicht, was er zwar nach wie vor nicht als schlimm empfindet. Aber dass seine Schwester heute nicht da ist, findert er doch ziemlich blöd. Schon nach kurzer Zeit wird ihm auf einmal langweilig – klar, jetzt fehlt Jemand zum Streiten. Ist schon lustig, denn sonst hat er sich v.a. vormittags zumeist in seinem Zimmer verkrochen und wollte nicht gestört werden. Ist halt doch ein Unterschied, ob man zumindest die Option auf Gesellschaft hat, oder ob sie gar nicht erst besteht. Vielleicht hilft es ja, im selbst wieder den eigenen Start in den Kinderalltag schmackhaft zu machen. Morgen ist ohnehin erstmal Feiertag und für Freitag planen wir nochmal einen Ausflug in die Berge, ohne Papa aber mit Freunden.


Marie und ihr Bruder beim Kaulquappen-Angeln

TAG 69: Vatertag! Wir haben Glück, dass unser Papa nicht nach Saufgelage und um die Häuserziehen ist, sondern seiner Familie die Ehre gibt und mit uns an diesem wunderschönen sonnigen Tag einen Ausflug macht. Wir fahren an unseren neuen Lieblingsfluss. die Amper. Diesmal wandern wir von Grafrath nach Schöngeising und wieder zurück. Es ist so wunderschön, dass die Kinder die rund 8,5 km ganz ohne Meckern meistern. Wir entdecken geheime Pfade, verschlungene Wege, eine kleines Idyll. Ganz allein sind wir zwar nicht – auf der Amper lassen sich einige Familien in Schlauchbooten und Kanus treiben. Das müssen wir unbedingt auch mal machen (fehlt nur das entsprechende Boot). Vor lauter Idyll und Schönheit stürze ich mich in Schöngeising in die noch recht kalte Amper. Sie hat eine ganz ordentliche Strömung, wenn ich ihr entgegen schwimme, komme ich kaum von der Stelle. Marie, die Abenteuerlustige, will auch. Ich halte sie gut fest, damit es sie nicht davon treibt, aber ihr das Wasser ohnehin zu kalt und sie schafft es nur bis Bauch rein. Ihr Bruder probiert es erst gar nicht; Männer sind ja, was die Wassertemperatur anbelangt, etwas empfindlich. Auf dem Rückweg gönnen wir uns aus „Michis Backstube“ eine Schokosahnetorte. Was für ein Luxus! Bis vor Kurzem konnten wir bei unseren Touren auf keine einzige Versorgungsstation freuen – es war alles dicht. Nun darf man nur den Mundschutz nicht verlieren, denn ohne den kommt man nicht rein. Frisch gestärkt und mit einigen Fantasiegeschichten im Schlepptau (wir reisen auf unserer Wanderung durch die Dinosaurier-, die Stein-, und am Ende durch die Überraschungszeit) kommen wir nach rund sechs Stunden Naturerleben wieder am Ausgangspunkt an. Es hat sich wahrlich wie ein Urlaubstag angefühlt! Und wieder bleibt die Erkenntnis: Schöne Momente müssen gar nicht viel kosten. Heute war in der Tat alles perfekt!


auf der Stockeralm, oberhalb der Josefsthaler Wasserfälle zwischen Schlier- und Spitzingsee
Aufstieg zu den Josefsthaler Wasserfällen

TAG 70: Nachdem der gestrige Ausflugstag so gelungen war, nütze ich heute gleich wieder den freien Brückentag mit den Kindern. Der Papa muss arbeiten und freut sich über ein bisschen Ruhe im Home Office. Heute trauen wir uns tatsächlich in die Berge – wird schon nicht zu viel los sein, ist ja schließlich ein „normaler“ Werktag. Zusammen mit Maries bester Freundin, deren Schwester und Mama steuern wir die Josefsthaler Wasserfälle zwischen Schlier- und Spitzingsee an. Doch schon auf dem Hinweg wird klar: So ruhig wie zu der Zeit des kompletten Lock-Down ist es nun nicht mehr. Tatsächlich nutzen viele Familien die immer noch schul- und kinderfreie Zeit für Ausflüge unter der Woche. Nachdem Ausflüge nun auch wieder unbeschränkt möglich sind, und sich die Leute die letzte Zeit entweder eingesperrt fühlten oder bewusst zurückgehalten haben, treibt es v.a. die Münchner nun massiv in’s Gebirge. Mit Stop & Go tuckern wir durch’s Oberland, haben aber noch Glück rechtzeitig dran zu sein, ergattern einen der wenigen Parkplätze und stürmen dann die Wasserfälle. Die Kinder haben zu viert den größten Spaß, rennen hoch wie die Gemse, spielen am Wasser und genießen die mitgebrachte Brotzeit auf der Almwiese. Leider kommen wir nicht ganz ohne Blessuren in’s Tal; ein ziemlich tief aufgeschürftes Knie lässt uns zwei Mamis improvisieren. Ich schultere beide Rucksäcke, die andere Mami nimmt ihre große Tochter huckepack in’s Tal. So endet unser Ausflug etwas abrupt.

Man vergisst Corona immer mehr. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Bergsteiger-Laden vorbei und ich würde gerne nach Trekkingsandalen schauen. Aber Mist, geht nicht, ich habe den Mundschutz vergessen. Dann wird es auch nichts mit dem Lebensmittel-Einkauf auf dem Rückweg. Ganz haben wir die neuen Regeln noch nicht verinnerlicht….


TAG 71: Was macht aus dem heutigen Samstag einen Corona-Samstag? Im Privaten spüren wir auch heute nichts davon. Nach den Ausflügen der letzten Tage lassen wir es eher ruhig angehen. Wir sammeln Holunderblüten, kochen Sirup, spielen, genießen einen stressfreien Tag. Die Nachrichten aber bringen einem Corona wieder schlagarti in’s Bewusstsein: Ein Coronavirus-Ausbruch im niedersächsischen Landkreis Leer sorgt für deutschlandweit Aufsehen. Nach einem Eröffnungsabend in einem Restaurant sind mehrere Corona-Fälle bestätigt worden. Nachdem elf positive Corona-Fälle im Zusammenhang mit einem Restaurantbesuch  dbestärigt wurden, stehen 70 Personen unter häuslicher Quarantäne. Da wirkt es wie ein schlechter Witz wenn Thürings Ministerpräsident Ramelow ankündigt, die Corona-Beschränkungen beenden zu wollen. Unterdessen hat sich das Epizentrum von Europa in andere Teile der Welt verlagert: Mittlerweile wütet das Virus auf dramatische Weise in Russland und Südamerika. Brasilien verzeichnet mittlerweile nach den USA die   zweithöchste Zahl an Corona-Infektionen weltweit, mehr als 21.000 Menschen starben dort an Covid-19. Die WHO nennt das Land „das neue Epizentrum der Krankheit“. Das Gesundheitssystem und das Bestattungswesen sind vielerorts in der strukturschwachen Region kollabiert. Zudem sind die Indigenen in Amazonien besonders anfällig für das Virus der Weißen. Das ist sowohl traurig als auch interessant, da es z.B. in den USA auch schon die Afroamerikaner am stärksten erwischt hat. Es ist noch nicht erwiesen, ob diese Bevölkerungsgruppen einfach durch die Gesundheitssysteme dieser Länder rutschen oder ob das Virus tatsächlich in deren genetischen Anlagen stärker wüten kann. Skurile Nachrichten erreichen uns aus Russland: Die Zahl der Infizierten in Russland steigt über 300.000. Die Todeszahlen erscheinen im weltweiten Vergleich aber eher gering. Das legt die Vermutung nahe, die russische Regierung würde bei der Meldung von Corona-Toten tricksen und die Zahlen beschönigen. Ärzte, die sich über die hygienischen Zustände in den Krankenhäusern beschweren, stürzen aus dem Fenster. Ja, richtig gelesen, sie stürzen aus dem Fenster. Bislang sind drei solche Fälle bekannt. OMG – was ist das für ein Land!


TAG 72: Heute ist tatsächlich der letzte Tag unserer „Corona-Ferien“. Zumindest von dem, was ich anfangs als Corona-Ferien bezeichnet habe, nämlich der Kindergarten-freien Zeit. Nach genau zehn Wochen dürfen unsere beiden Kinder ab morgen wieder in den Kindergarten gehen. Wobei die Freude darüber recht geteilt ausfällt: Marie freut sich wie eine Schneekönigin, ihr Bruder setzt alles daran, zuhause bleiben zu dürfen. Da trübt sich natürlich auch meine Freude etwas ein. Tu ich als Mutter das Richtige? Zwinge ich mein Kind zu etwas, wovon ich meine, dass es gut für ihn ist, es ihm aber am Ende gar nicht gefällt? Wenn ich mich an meine Kindergartenzeit zurück erinnere, empfinde ich eher unaufgeregte, neutrale Gefühle. Weder überbrodelnde Freude noch Abneigung. Es war damals einfach normal und wurde gar nicht in Frage gestellt. Ich hatte aber auch nie zehn Wochen Corona-Ferien. Diese gehen mit dem heutigen Tag zu Ende. Corona wird bleiben – noch lange.


EPILOG

TAG 72: Montag, 25. Mai 2020

Es ist inkonsequent, ein Ferien-Tagebuch über die eigentlichen Ferien hinaus zu schreiben. Aber irgendwie ist das wie mit den Filmen: die Geschichte hört doch nicht mit dem vermeintlichen „Happy End“ auf. Schon als Kind hat es mich interessiert, was aus Pippi Langstrumpf wird wenn sie Erwachsen ist. Oder wie es mit „Pretty Woman“ weitergeht, nachdem Vivial alias Julia Roberts ihren Multimillionär geheiratet hat. Und wie ergeht es meinen Kindern an Tag X, ihrem ersten Kindergarten-Tag nach so langer Zeit?

Wie zu erwarten war, ist Marie pünktlich um 7 Uhr morgens aus den Federn gehüpft, voller Vorfreude auf ihre Kindergartenfreunde. Ihren Bruder haben wir nur mit Mühe und rund eine Stunde später wachrütteln können. Er hat bis zuletzt seine ganze wortkarge Überredungskunst an uns versucht. Der Kompromiss ist, dass wir ihn nach dem Mittagessen abholen. Aber es war schon seltsam, die Kinder zu ihren unterschiedlichen Einrichtungen zu bringen. Trotz der langen Abszinenz so unprätentiös, unspektakulär. So ganz ohne Glanz und Glamour, dafür mit Mundschutz und Desinfektionsmittel. Die Erwachsenen dürfen den Kindergarten auch gar nicht betreten, wir bringen und holen die Kinder über den Garten. Und auch für die Kinder ist nicht nur wegen der langen Schließzeit ungewohnt: sie dürfen nicht in ihren gewohnten Gruppen spielen, sondern sind in Kleingruppen aufgeteilt. Bislang sind auch nur die Vorschul- und ihre Geschwisterkinder erlaubt sowie nach wie vor die Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen und die Kinder mit erhöhtem Förderbedarf. Wobei gerade für Marie diese Kleingruppen ideal sind – nicht zu viel Lärm, mehr individuelle Zeit zwischen Kindern und Betreuern sowie mehr Freiraum zum Spiele und weniger Streitpotential. Für uns Eltern, die wir nach wie vor im Home Office arbeiten, fühlt es sich seltsam an, den Vormittag so ungestört arbeiten zu können. Kein Kinderlachen, aber auch kein Streit, tönt durch das Haus. Diese Ruhe ist ungewohnt, aber nicht ungut. Ab Nachmittag haben wir sie ja wieder. Wie in „normalen Zeiten“…. 🙂

TAG 73: Dienstag, 26. Mai 2020

Bei Durchsehen des Tagebuchs habe ich festgestellt, dass die Tage nicht genau mit den Datumsangaben und Wochentagen übereinstimmen. An irgendeiner Stelle habe ich einen Dreher hineingebracht und diesen so weitergesponnen. Ihr möget mir verzeihen. Aber bei zehn Wochen Quarantäne und mehr oder weniger gleichförmigen Tagesabläufen kann man schon mal durcheinander kommen. Und warum schreibe ich heute eigentlich schon wieder? Sollten die Kinder nicht wie geplant in den Kindergarten gehen? Tja, die Antwort ist Nein. Marie hat heute nämlich einen lang geplanten, wegen Corona oftmals verschobenen Arzttermin zur U-Untersuchung (diese sollte eigentlich um den 4. Geburtstag stattfinden, dieser war aber eigentlich schon im Februar). Und weil eben trotz eingeschränktem Kindergartenbetriebs nicht alles so weiterlaufen kann wie vor Corona-Zeiten, ist es nicht möglich, das Kind später am Vormittag, nach der Arztuntersuchung, wieder in den Kindergarten zu bringen. Und weil natürlich der Große auch zuhause bleiben möchte, wenn Marie nicht in den Kindergarten muss, ist heute schon wieder alles beim Alten. Oder beim Neuen. Oder beim alten Neuen. Wie man will. Es macht aber auch keinen großen Unterschied mehr, wir hatten schließlich die letzten Wochen genug Gelegenheit, uns daran zu gewöhnen. Und weil es so schön ist, bleiben die Kinder morgen auch gleich nochmal dem Kindergarten fern. Da steht nämlich unser vor drei Wochen geplanter Zoo-Besuch an. Die Tickets dafür gelten nur für morgen. Die Kinder freuen sich.

TAG 74: Mittwoch, 27. Mai 2020

7 Stunden Tierpark! Strahlender Kinderaugen und ein Gefühl wie Ferien. Alles lief sehr entspannt ab. Sehr zum Leidweisen meines Sohnes durfte man zwar nicht in die Zoohäuser hinein, aber die Spielplätze und Essensstände hatten tatsächlich schon wieder auf. Die Highlights für den Großen wären eigentlich im Aquarium zu finden gewesen – er ist ganz fasziniert von Kraken, Moränen, Schlangen, und allem, was kreucht und fleucht. Statt sich für die Eisbären zu interessieren, verfällt er beim Anblick gewöhnlicher Eidechsen und Kröten Entzückungsschreie. Marie zeigt sich bei sowas eher unbeeindruckt. Für sie hätte es eher ein Delphin, eine Meerjungfrau oder ein Einhorn sein müssen. Nun, damit konnte ich nicht dienen. Dafür hat sie eine andere Entdeckung gemacht: Corona-Käfer. So nennt sie die winzig kleinen roten Käferchen, die momentan auf Steinmauern und Holzbänken herumkrabbeln. Man muss schon ganz genau hinschauen, um sie wahrzunehmen, aber durch ihr grelles Rot erinnern sie in diesen Zeiten tatsächlich etwas an den Corona-Virus. Der ist im Gegensatz zu manchen Zoobewohnern leider noch immer nicht vom Aussterben bedroht, sondern wütet munter weiter.

TAG 75: Donnerstag, 28. Mai 2020

Heute ist wieder Kindergarten angesagt. Das ist auch ganz gut so, denn wir Eltern haben heute sehr viel zu tun – in der Arbeit und um einige organisatorische Angelegehenheiten, um die wir uns kümmern müssen. Wir sind immer noch am Verhandeln mit unserem Reiseanbieter, das Geld für die stornierte Reise zurückzuerhalten, aber der Anbieter beharrt auf Einbehaltung von 10% des Reisepreises. Das ist erstens eine Stange Geld und zweitens nicht rechtens. Doch auch die Lufthansa, die als Teil der systemkritischen Infrastruktur eben mit der Bundesregierung einen Milliarden-Deal zu ihrer Rettung ausgehandelt hat, stellt sich taub und verweigert eine Rückzahlung des mittlerweile stornierten Flugs. Wir wollen und können aber nicht umbuchen – wann sollen wir denn nächstes Jahr bitte für fast drei Monate verreisen können mit einem schulpflichtigen Kind? Es zermürbt etwas, dass man als Verbraucher hier so in der Luft hängen gelassen wird. Wir könnten doch auch nicht einfach „nicht zahlen“ und dann trotzdem mitfliegen wollen? Mal sehen, wo diese „Reise“ noch hingeht. Spaß macht sie jedenfalls nicht…

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5 Kommentare Neues Kommentar hinzufügen

  1. Micha, das Tagebuch ist echt toll! Super Doku für spätere Zeiten. Weiterhin alles Gute Euch!

  2. Liebe Micha,
    ich verfolge Deinen/Euren Blog auch regelmäßig und bin froh zu lesen, dass es Euch und auch dem Opa inzwischen wieder gut geht.
    Ich hoffe, dass Marie die Mitmenschen gut verstehen wird, wenn deren Mundbild durch Mundschutz verdeckt wird.
    Es wird von uns allen viel Durchhaltevermögen gefragt, nicht zu vergessen sind dabei wie du richtig schreibst die Kinder. Für sie ersetzt ein Austausch via Telefon oder VideoCalls noch weniger das Zusammensein mit ihren Freunden als für uns Erwachsene.
    Ich wünsche Euch auf jeden Fall alles Gute für die kommende Zeit und denk an Euch!

  3. So viel kluge Erkenntnisse !!!
    Krisen lehren die Menschen schon immer, auf was es im Leben wirklich ankommt..

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