Während ihrer Kindergartenzeit wurde Marie von der „Mobile Sonderpädagogischen Hilfe (MSH) – Hören“ betreut. Mit dem Wechsel auf die Regel-Grundschule wird diese Betreuung nun vom „Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) – Hören“ übernommen.
Mit diesen sonderpädagogischen Diensten / Hilfen haben viele Eltern kaum Berührungspunkte, es gibt sie aber in vielfältigster Ausbildung. Die MSDs bieten individuelle Unterstützung bei der Erziehung und Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen, die Förderzentren mit anderen Förderschwerpunkten, wohnortnahe Grundschulen oder weiterführende Schulen besuchen. Ziel der mobilen sonderpädagogischen Beratung und Förderung ist es, gemeinsam mit allen Erziehungsverantwortlichen das Lernen und Leben der Kinder und Jugendlichen ihren persönlichen Möglichkeiten entsprechend zu unterstützen. In Bayern gibt es diese Angebote für folgende Bereiche:
- MSD Autismus
- MSD für den Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung
- MSD für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
- MSD für den Förderschwerpunkt Hören
- MSD für den Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
- MSD für den Förderschwerpunkt Lernen
- MSD für den Förderschwerpunkt Sehen
- MSD für den Förderschwerpunkt Sprache
- MSD ELECOK (ELEktronische Hilfen und COmputer für Körperbehinderte)
Diese Viefalt spiegelt die Komplexität der verschiedenen Formen von Fördermöglichkeiten bzw. des Bedarfs wider. Für jede Besonderheit bedarf es eigens dafür geschultes Personal. Im Gespräch mit der Lehrerin ist mir klar geworden, dass sie im Grunde viel mehr Schüler in der Klasse hat, die eine spezielle Förderung bräuchten, wo aber bislang keine Diagnostik getroffen wurde und wohl auch nie gestellt wird. Kinder, die einfach sehr, sehr schüchtern bis mutistisch sind. Kinder, die keine zehn Minuten ruhig sein und sich schwer konzentrieren können. Kinder, die aggressives Verhalten zeigen. Oder auch Kinder, die im Grunde unterfordert sind und eigentlich eine zusätzliche Förderung „nach oben“ hin benötigen würden…
Unsere Diagnose und Förderung ist relativ einfach, da eindeutig…
Den Antrag für die Betreuung durch den MSD haben wir etwa ein halbes Jahr vor Schuleintritt gestellt (siehe den Beitrag „Schulvorbereitungen„). Da Marie von Geburt an taub und von Anfang an auch vom MSH betreut wurde, war der Antrag eher Formsache. Lediglich einen Hör- und Sprachtest mussten wir dazu noch bei der Pädaudiologischen Beratungsstelle (PAB) machen. Vom MSD wurde dann vorab auch ein Gutachten über die Raumakkustik im Klassenzimmer mit einem entsprechenden Empfehlungsschreiben für schallreduzierende Maßnahmen erstellt, was die Schule bzw. der Träger auch weitgehend umgesetzt hat.
Partizipation im Unterricht
Nun geht Marie seit sechs Wochen zur Schule und profitiert im Klassenzimmer von einem Platz in der ersten Reihe, was ihr den besten Blick zur Lehrerin und deren Mundbild garantiert. Die Lehrerin nutzt außerdem die FM-Anlage, die wir schon im Kindergarten hatten und setzt zusätzlich Handmikrofone, in die die anderen Schüler hineinsprechen, damit Marie auch deren Stimmen gut hören kann. Auch eine Soundfield-Anlage ist seit ein paar Wochen im Einsatz, die die Stimme der Lehrerin zusätzlich verstärkt und sich dabei gleichueitig der Umgebungslautstärke anpasst.
Der MSD-Hören ist in unserem Fall keine dauerhafte Schulbegleitung. Bislang war unsere Betreuerin einmal im Unterricht dabei und hat in erster Linie vor allem erstmal die Unterrichtssituation beobachtet. In einem anschließeden Gespräch hat sie der Lehrerin ein paar Tipps im Umgang mit einem hörgeschädigten Kind, aber auch zur generellen Lautstärken-Reduzierung der Klasse gegeben. Ein Tipp muss wohl der Vorschlag zu einer Art Experiment gewesen sein. Am nächsten Tag sollten sich die Kinder in Kleingruppen von einem Erlebnis am Wochenende erzählen, während ein Kind Kopfhörer aufhatte, ein anderes Kind ein Blatt Papier zerknüllte, ein anderes mit Stiften klopfte und die Lehrerin währenddessen eine Zahl sagte. Welch Überraschung – die Kinder konnten feststellen, dass keiner mehr die Lehrerin verstand. So simpel dieses Experiment auch scheinen mag, den Kindern wurde auf eindrückliche Weise klar, wie wichtig eine ruhige Umgebung für jeden Einzelnen ist – ob mit Hör-Handicap oder ohne. Danach hat die Lehrerin dann zum ersten Mal die Handmikrofone eingeführt. Diese sollen nicht nur einen Mehrwert für Marie bieten, sondern auch allgemein die Sprechdisziplin erhöhen: Nur wer ein Mikrofon in der Hand hält, darf sprechen. Zur unterstützenden Motivation und um mögliche Hemnisse abzubauen, werden Reporter-Dienste eingeführt. So dürfen im wöchentlichen Wechsel immer zwei Kinder die Reporter sein und den „Mikrofon-Dienst“ übernehmen, diese im Unterricht austeilen und nach dem Unterricht aufladen. Die Kinder sind auf diese Dienste stolz und insgesamt werden nun alle Kinder, auch die mit sonst sehr leisen Stimmen, besser verstanden.
Zwischen den Herbst- und Weihnachtsferien wird unsere MSD-Betreuerin wieder kommen und sich dann etwas mehr Marie zuwenden. Wobei wir lustigerweise recht spontan noch zu einer zusätzlichen Betrruung gekommen sind. Anscheinend sind irgendwo noch Fördergelder beim MSH aufgetaucht, wodurch Marie und ihre Klasse nun in den Genuss einer zusätlichen Fachkraft aus der SVE (= Schulvorbereitenden Einrichtung) kommt, die vorläufig einmal wöchentlich für 4 Stunden in den Unterricht kommt und spezielle Förderstunden übernehmen kann. Wie genau diese aussehen, ergibt sich aus der Unterrichtssituation. Aus ihrer Kindergartenzeit kenn Marie diese Förderstunden, fand es aber oft nicht so toll, aus der Gruppe herauszumüssen. Ihr war die Partizipation in der Gruppe und mit ihren Freundinnen wichtiger. Vielleicht sind hier Kleingruppenarbeiten zielführend, damit Marie nicht als Einzige aus dem Unterricht herausgezogen werden muss und dadurch in eine Sonderrolle schlüpft, die sie im Grunde nicht möchte. Wir werden sehen.
Auf jeden Fall sind wir sehr dankbar, dass es diese Möglichkeiten der Förderung bei uns gibt und dass wir bislang mit unserer Schulwahl nur positive Erfahrungen gemacht haben.
MSD Hören – Unterstützung für Schüler und Lehrer
Während ihrer Kindergartenzeit wurde Marie von der „Mobile Sonderpädagogischen Hilfe (MSH) – Hören“ betreut. Mit dem Wechsel auf die Regel-Grundschule wird diese Betreuung nun vom „Mobilen Sonderpädagogischen Dienst (MSD) – Hören“ übernommen.
Mit diesen sonderpädagogischen Diensten / Hilfen haben viele Eltern kaum Berührungspunkte, es gibt sie aber in vielfältigster Ausbildung. Die MSDs bieten individuelle Unterstützung bei der Erziehung und Unterrichtung von Kindern und Jugendlichen, die Förderzentren mit anderen Förderschwerpunkten, wohnortnahe Grundschulen oder weiterführende Schulen besuchen. Ziel der mobilen sonderpädagogischen Beratung und Förderung ist es, gemeinsam mit allen Erziehungsverantwortlichen das Lernen und Leben der Kinder und Jugendlichen ihren persönlichen Möglichkeiten entsprechend zu unterstützen. In Bayern gibt es diese Angebote für folgende Bereiche:
Diese Viefalt spiegelt die Komplexität der verschiedenen Formen von Fördermöglichkeiten bzw. des Bedarfs wider. Für jede Besonderheit bedarf es eigens dafür geschultes Personal. Im Gespräch mit der Lehrerin ist mir klar geworden, dass sie im Grunde viel mehr Schüler in der Klasse hat, die eine spezielle Förderung bräuchten, wo aber bislang keine Diagnostik getroffen wurde und wohl auch nie gestellt wird. Kinder, die einfach sehr, sehr schüchtern bis mutistisch sind. Kinder, die keine zehn Minuten ruhig sein und sich schwer konzentrieren können. Kinder, die aggressives Verhalten zeigen. Oder auch Kinder, die im Grunde unterfordert sind und eigentlich eine zusätzliche Förderung „nach oben“ hin benötigen würden…
Unsere Diagnose und Förderung ist relativ einfach, da eindeutig…
Den Antrag für die Betreuung durch den MSD haben wir etwa ein halbes Jahr vor Schuleintritt gestellt (siehe den Beitrag „Schulvorbereitungen„). Da Marie von Geburt an taub und von Anfang an auch vom MSH betreut wurde, war der Antrag eher Formsache. Lediglich einen Hör- und Sprachtest mussten wir dazu noch bei der Pädaudiologischen Beratungsstelle (PAB) machen. Vom MSD wurde dann vorab auch ein Gutachten über die Raumakkustik im Klassenzimmer mit einem entsprechenden Empfehlungsschreiben für schallreduzierende Maßnahmen erstellt, was die Schule bzw. der Träger auch weitgehend umgesetzt hat.
Partizipation im Unterricht
Nun geht Marie seit sechs Wochen zur Schule und profitiert im Klassenzimmer von einem Platz in der ersten Reihe, was ihr den besten Blick zur Lehrerin und deren Mundbild garantiert. Die Lehrerin nutzt außerdem die FM-Anlage, die wir schon im Kindergarten hatten und setzt zusätzlich Handmikrofone, in die die anderen Schüler hineinsprechen, damit Marie auch deren Stimmen gut hören kann. Auch eine Soundfield-Anlage ist seit ein paar Wochen im Einsatz, die die Stimme der Lehrerin zusätzlich verstärkt und sich dabei gleichueitig der Umgebungslautstärke anpasst.
Der MSD-Hören ist in unserem Fall keine dauerhafte Schulbegleitung. Bislang war unsere Betreuerin einmal im Unterricht dabei und hat in erster Linie vor allem erstmal die Unterrichtssituation beobachtet. In einem anschließeden Gespräch hat sie der Lehrerin ein paar Tipps im Umgang mit einem hörgeschädigten Kind, aber auch zur generellen Lautstärken-Reduzierung der Klasse gegeben. Ein Tipp muss wohl der Vorschlag zu einer Art Experiment gewesen sein. Am nächsten Tag sollten sich die Kinder in Kleingruppen von einem Erlebnis am Wochenende erzählen, während ein Kind Kopfhörer aufhatte, ein anderes Kind ein Blatt Papier zerknüllte, ein anderes mit Stiften klopfte und die Lehrerin währenddessen eine Zahl sagte. Welch Überraschung – die Kinder konnten feststellen, dass keiner mehr die Lehrerin verstand. So simpel dieses Experiment auch scheinen mag, den Kindern wurde auf eindrückliche Weise klar, wie wichtig eine ruhige Umgebung für jeden Einzelnen ist – ob mit Hör-Handicap oder ohne. Danach hat die Lehrerin dann zum ersten Mal die Handmikrofone eingeführt. Diese sollen nicht nur einen Mehrwert für Marie bieten, sondern auch allgemein die Sprechdisziplin erhöhen: Nur wer ein Mikrofon in der Hand hält, darf sprechen. Zur unterstützenden Motivation und um mögliche Hemnisse abzubauen, werden Reporter-Dienste eingeführt. So dürfen im wöchentlichen Wechsel immer zwei Kinder die Reporter sein und den „Mikrofon-Dienst“ übernehmen, diese im Unterricht austeilen und nach dem Unterricht aufladen. Die Kinder sind auf diese Dienste stolz und insgesamt werden nun alle Kinder, auch die mit sonst sehr leisen Stimmen, besser verstanden.
Zwischen den Herbst- und Weihnachtsferien wird unsere MSD-Betreuerin wieder kommen und sich dann etwas mehr Marie zuwenden. Wobei wir lustigerweise recht spontan noch zu einer zusätzlichen Betrruung gekommen sind. Anscheinend sind irgendwo noch Fördergelder beim MSH aufgetaucht, wodurch Marie und ihre Klasse nun in den Genuss einer zusätlichen Fachkraft aus der SVE (= Schulvorbereitenden Einrichtung) kommt, die vorläufig einmal wöchentlich für 4 Stunden in den Unterricht kommt und spezielle Förderstunden übernehmen kann. Wie genau diese aussehen, ergibt sich aus der Unterrichtssituation. Aus ihrer Kindergartenzeit kenn Marie diese Förderstunden, fand es aber oft nicht so toll, aus der Gruppe herauszumüssen. Ihr war die Partizipation in der Gruppe und mit ihren Freundinnen wichtiger. Vielleicht sind hier Kleingruppenarbeiten zielführend, damit Marie nicht als Einzige aus dem Unterricht herausgezogen werden muss und dadurch in eine Sonderrolle schlüpft, die sie im Grunde nicht möchte. Wir werden sehen.
Auf jeden Fall sind wir sehr dankbar, dass es diese Möglichkeiten der Förderung bei uns gibt und dass wir bislang mit unserer Schulwahl nur positive Erfahrungen gemacht haben.
Teile diesen Post: