Das Cochlea Implantat wird an zwei Stellen am Kopf befestigt:
Die Spule, also „das runde Ding“ am Kopf wird mittels des Magneten, der bei der Implantation unter die Kopfhaut operiert wird, gehalten. Wenn man die Spule an die Stelle, wo der Magnet sitzt, merkt man die magnetische Anziehung und sie rutscht förmlich an die richtige Stelle. Wenn der Kontakt hergestellt ist, blinkt ein kleines Lichtchen an der Spule grün auf. Wenn die Spule verrutscht ist, rückt Marie diese wieder an die richtige Stelle. Das kann sie seit sie etwa 3 Jahre ist. Wenn ich ihr die Spule an den Kopf setze, kommt es vor, dass beide Teile nicht ganz deckungsgleich aufeinander liegen. Der Kontakt ist trotzdem hergestellt, aber es gibt wohl trotzdem Störgeräusche und Indifferenzen, weil Marie korrigiert diese Fehlstehlung umgehend selbst.
Die zweie Befestigung ist die dessen, was wie ein Hörgerät aussieht. Es wird hinter das Ohr geklemmt, und wenn man sich nicht bewegen würde, würde es auch so am Ohr mittels Haken halten. Aber nicht nur Kinder, sondern jeder Mensch, hüpft, läuft, fährt Fahrrad oder treibt auf die ein oder andere Art Sport. Und gerade Kinder möchten und müssen herumtoben und trotz Hörbeeinträchtigung ein aktives Leben führen. Ein bloßer Haken hilft also nicht, das Hörgerät bzw. den Prozessor des CIs am Ohr zu halten.
Deswegen gibt es die so genannten „Ohrpassstücke“, bei denen ein Abdruck vom Gehöreingang der Ohrmuschel gemacht wird. Dazu geht man zum Hörgeräte-Akkustiker, der mittels einer Art Spritze eine kneteähnliche Masse in das Ohr hineinspritzt. Nach ca. fünf Minuten ist diese Masse erhärtet und man hat einen detailgetreuen Abdruck des Eingangs zum Gehörgang. In einem Speziallabor wird dann für die Kinder gemäß Abdruck das Ohrpassstück aus Silikon geformt und mittels einem kleinen Schläuchen auf das CI gesteckt. Das hält in der Regel ganz gut – so lange bis das Ohr weiter wächst und das Ohrpassstück dann nicht mehr passt. Dann wird ein neuer Abdruck fällig. Zwischen Abdruck und dem Erhalt des neuen Ohrpassstücks vergeht etwa eine gute Woche. Man sollte also nicht allzu lange warten zum Hörgeräte-Akkustiker zu gehen. Wenn das CI täglich schon mehrmals aus dem Ohr fällt, mag es mitunter schon recht spät sein. Denn das Risiko, das CI dann zu verlieren, ist doch recht hoch.
Allerdings gibt es noch zusätzliche Hilfsmittel, das CI zu befestigen. Ein typisches Hilfsmittel entspricht hier dem Prinzip der „Schnullerkette“. Diese gibt es über die CI-Hersteller oder die Akkustiker. Dabei wird einfach ein kleines Gummi- oder Silikon-Schläufchen über die Batteriehülse des CIs gestülpt und dann mittels einer elastischen Gummischnur und einer Klemme an der Kleidung befestigt. Als Marie noch ganz klein war, hatten wir dieses Prinzip sogar noch ausgeweitet, indem das Batteriefach vom Prozessor am Ohr entkoppelt, sondern via Kabel verbunden war. Dieses Batteriefach wurde mit Hilfe eines Gummischläufchens am Wäscheetikett bzw. an der Lasche des Bodies oder T-Shirts befestigt. Außerdem gibt es doppelseitige Klebestreifen, die sich im Notfall an das CI kleben lassen und dann an den Haaren des CI-Trägers kleben bleiben. Diese Lösung hatten wir allerdings nur im äußersten Notfall, wenn z.B. eine Verbindung gerissen war, denn das hatte immer einen Buschen ausgerissener Haare und nicht wenige Tränen zur Folge.
Bei einigen Kindern hält das CI mit den Ohrpassstücken leider nicht. Deswegen sieht man gerade bei sehr jungen CI-Trägern auch, dass die Prozessoren selbst gar nicht am Ohr befestigt, sondern gleich an der Kleidung angebracht werden. Bevor man 100 Mal am Tag ein stetig von Verlust bedrohtes CI am Ohr befestigen versucht, was einer Sisyphusarbeit gleicht, ist es sinnvoller, den Prozessor mit dem Batterie- bzw. Akkuteil an der Kleidung zu befestigen. Ideal ist das freilich nicht, denn im Grunde sollte versucht werden, dass die Höreindrücke auch in der Nähe des Ohrs realisiert werden können, und nicht z.B. am Rücken. Denn das entspricht einfach der natürlichen bzw. intuitiven Sprechrichtung. Aber bevor es eben gar nicht anders geht und das sündhaft teure CI droht, verloren zu gehen, befestigt man das CI eben an der Stelle, wo es am besten geht. Einige Eltern nützen auch ein selbstgenähtes Stirnband mit einer Extra-Schleife, in die man das CI stecken kann. Das sieht mitunter ganz schick aus und hat sich wohl auch bewährt.
Mütze tragen mit CI, Helm mit CI – das sind nochmal gesonderte Herausforderungen, geht aber besser als man meinen möchte. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Kinder selbst die geringsten Berührungsängste haben und sich einfach eine Mütze, einen Helm, einen zusätzlichen Haarreif, eine Sonnenbrille und – in Corona-Zeiten – eine Gesichtsmaske zusätzlich aufsetzen. Für sie scheint es vielmehr normal als für uns hörende Eltern zu sein, „etwas“ am Ohr zu haben.
Also, keine Scheu – einfach ausprobieren und daran denken, dass auch Eltern „normal hörender“ Kinder Probleme damit haben, ihren Kindern eine Mütze aufzuziehen.
Es ist gut zu wissen, dass das Tragen einer Mütze so eine Herausforderung bei einem CI ist. Meine Mutter arbeitet in einem Fachgeschäft für Hörgeräte und erzählt mir häufiger, dass Eltern mit solchen Anfragen zu ihr kommen. Ich werde ihr den Tipp, es einfach das Kind selbst machen zu lassen, mal weiterleiten – vielleicht hilft es ihr ja.