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2020 – für die Welt eine Katastrophe, für uns ein gutes Jahr

WENN DU DAS LIEBST, WAS DU HAST, HAST DU ALLES, WAS DU BRAUCHST.

2020 war ein außergewöhnliches Jahr. Die Welt, wie wir sie kannten, ist aus den Fugen geraten. Vieles, was wir für bislang für selbstverständlich gehalten haben, ist hinfällig geworden. Das Virus hat uns unsere Grenzen gezeigt und klar gemacht: ein sorgenfreies Leben ist keine Selbstverständlichkeit. Auch für uns ist 2020 komplett anders verlaufen als wir es uns vorgestellt hatten. Unser lang geplantes Sabbatical – wir wollten eigentlich drei Monate durch Kanada und die USA touren – ist der Pandemie zum Opfer gefallen. Einige andere Urlaube und Unternehmungen sind ausgefallen. Die Kinder sind um zahlreiche Aktivitäten, Feste und Veranstaltungen im Kindergarten gebracht worden. Beide Kinder mussten wegen der Lockdowns ihre Schwimmkurse und andere sportliche Aktivitäten abbrechen.
Aber geht es uns deswegen schlecht?
Nein!
Wir sind gesund, wir haben uns, wir sind viel draußen in der Natur, wir sind… glücklich!
Für uns als Familie war das Jahr, in dem Marie auf die Welt kam, wesentlich herausfordernder. 2020 ist für die Welt eine Katastrophe, aber 2016 war unser persönliches Schicksalsjahr. In diesem Jahr, als wir die Diagnose „Taubheit“ erhielten, veränderte sich meine kleine, bislang heile Welt. Einen wirklichen „Schicksalsschlag“ hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Bis zur Geburt von Marie verlief alles in meinem Leben mehr oder weniger geradlinig. Es gab maximal Rückschläge oder „Probleme“, die im Nachhinein nicht der Rede Wert sind. Aber die Diagnose „Taubheit“ stellte mich bis dato vor unbekannte Herausforderungen und forderte mich enorm, vor allem psychisch, aber durchaus auch physisch. Das Loch, in das ich fiel, füllte ich durch Aktionismus – meine Art der Bewältigung. Ein wirkliches Glücksgefühl stellte sich lange nicht ein.

Aber… wir haben es geschafft!

Es ist tatsächlich so, dass wir uns als Familie gerade in einer Zeit der Glückseligkeit befinden, denn Marie ist im besten Alter (4 Jahre) für ein sorgloses Miteinander. Die Operationen scheinen lange vorbei. Die CIs funktionieren, Marie macht gute Fortschritte in ihrer sprachlichen Entwicklung. Das erste Kindergartenjahr hat Marie mit Bravour gemeistert und sie ist ein selbstbewusstes „Mittelkind“, voll und ganz in ihrer Gruppe integriert und im Kreise ihrer Freundinnen mit einem starken Selbstbewusstsein gesegnet. Ich genieße diese Zeit sehr, denn mir ist bewusst, dass spätestens nächstes Jahr eine wichtige Entscheidung ansteht. Denn da werden die Weichen für ihre zukünftige Schullaufbahn gestellt; es geht um die entscheidende Frage, welche Schulart für Marie die beste sein könnte. In der Schule „drohen“ neue Probleme und Herausforderungen. Werden wir uns für die richtige Schulart entscheiden? Wird Marie Probleme haben, dem Unterricht zu folgen? Wird sie gemobbt oder gar ausgeschlossen? Wird sie über- oder unterfordert, je nachdem, welche Art der Förderung sie erhält?

Ich schiebe diese Gedanken bewusst von mir weg und möchte einfach nur die momentane Sorglosigkeit genießen. Derzeit stellen sich uns keine Fragen, keine Probleme, die wir lösen müssen. Fast könnte ich ein schlechtes Gewissen haben, dass es uns gerade so gut geht.

Aber wenn ich weiter darüber nachdenke, dass auch uns das Jahr 2020 so komplett die Pläne über den Haufen geworfen hat, und dass auch wir wochenlang zwei Kindergartenkinder neben der Arbeit zuhause zu betreuen hatten, dann denke ich, dass ich doch für mich das Recht habe, sagen zu dürfen, dass ich glücklich bin. Und es kommt noch besser: meine Kinder sind es auch! Ja, in der Tat – trotz ausgefallener Geburtstagsfeiern! Trotz ausgefallener Kindergartenfreizeit. Trotz ausgefallener Fernreise. Trotz Masketragen im Schulunterricht (Maries Bruder ist heuer eingeschult worden)! Trotz Einschränkungen bei Freizeiteinrichtungen, Abstandsregeln und rauen Händen – es geht uns gut!

Wie haben wir das nur gemacht? Es gibt sicherlich kein Erfolgsrezept dafür, aber so ein paar Vermutungen: Wir jammern nicht, sondern lachen, singen, spielen und tanzen, wandern, trösten wenn Tränen fließen, knuddeln und haben uns lieb. Wir respektieren die Meinung anderer Leuten, verschenken ein Lächeln, wo es geht, erhalten ein Lächeln zurück (das sieht man übrigens auch mit Mundbedeckung), und geben die Hoffnung nicht auf, dass Alles gut wird. Das hilft irgendwie ziemlich gut, um glücklich zu sein. So ein Jahr wie 2020 wünscht sich Keiner nochmal. Aber unser persönliches 2016 habe ich schlimmer in Erinnerung.

Solange wir gesund bleiben, ist alles gut. Und: Marie kann hören – nichts ist selbstverständlich!

 

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