Die Geburt eines neuen Erdenbürgers ist ein wunderbares Ereignis. Wunderbar im wahrsten Sinne des Wortes. Für eine Mutter und einen Vater gibt es wohl nichts bewegenderes als die Geburt des eigenen Kindes mitzuerleben. Die Stunden danach sind von einem Zauber, den man nicht beschreiben kann wenn man ihn nicht selbst erlebt hat. Die Glückshormone, die den Körper durchfluten, versetzen einen in einen Zustand, in dem man die körperliche Anstrengung und die nervliche Belastung, die eine Geburt mit sich bringen, vergessen lassen.
Bei meinem ersten Kind mag das so gewesen sein. Bei meiner Tochter leider nicht. Die ganze Schwangerschaft war durch die Sorge, die die cmv-Infektion mit sich brachte, geprägt. Auch wenn ich mir vorgenommen hatte, dass die Angst nicht mein Leben dominieren sollte. Nach außen hin gab ich mich eher relaxt und kämpferisch.
Doch als meine Marie auf die Welt kam, blieb der Hormonrausch wohl aus. Ich spürte keine Glücksgefühle meinen Körper durchströmen, kein blankes Entzücken über das neugeborene Kind auf meiner Brust.
Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich spürte, irgendetwas könne nicht stimmen. Was ich als seltsam empfand, war, dass der übliche Schrei eines neugeborenen Babys ausblieb. Marie schlief als sie auf die Welt kam und sie schlief als man sie mir für das Bonding auf die Brust lag. Dabei hatte sie während der Geburt doch einigen Tam-tam veranstaltet.
Den ganzen Tag zuvor hatte ich schon immer wieder leichte Wehen und als sie in der Nacht stärker wurden, entschieden wir uns schließlich um 5 Uhr morgens in das Klinikum Dritter Orden, in dem wir angemeldet waren, zu fahren. Der Dritte Orden liegt von uns aus gesehen am anderen Ende der Stadt und so war ich froh, dass wir noch vor dem morgendlichen Berufsverkehr losfahren konnten.
Doch leider sahen die diensthabende Hebamme und Frauenärztin die Zeit für Marie und mich noch nicht gekommen und schickten uns, trotz eindringlichen Zuredens meinerseits, wieder nach Hause. Kaum zuhause angekommen, platzte meine Fruchtblase und die Wehen wurden von einem Schlag auf den anderen so heftig, dass ich mich noch im Hausflur auf eine Hausgeburt einstellte. Nur dem eiligst herbei gerufenen Rettungswagen, der in einem Affenzahn hergeeilt kam und mich mit dem Kopf nach unten bzw. dem Unterleib nach oben lagernd durch den Münchner Berufsverkehr in’s nächste Krankenhaus transportierte (damit das Baby nicht heraus rutscht), war es zu verdanken, dass Marie im Kreißsaal das Licht der Welt erblickte.
In den Dritten Orden hatten wir es nicht geschafft, und so war ich wieder im Klinikum Rechts der Isar gelandet, wo ich schon während der Schwangerschaft die antivirale Therapie bzgl. der cmv-Infektion gemacht hatte.
Organisatorisch ist dieses Krankenhaus eine Katastrophe, denn noch im Kreißsaal berichtete ich der diensthabenden Ärztin und den Hebammen dort von meiner Vorgeschichte und bat um entsprechende Untersuchungen sowie um ein Einzelzimmer wegen der möglichen Ansteckungsgefahr. Leider sahen mich alle nur mit großen Augen an; in meiner Akte war wohl nirgends eine Notiz bzw. hatte man wohl kein Zugriff drauf.
Aber das Wichtigste war ohnehin erstmal: Marie ging es gut soweit man beurteilen konnte. Mit einem Geburtsgewicht von 2900 Gramm auf 49cm war sie eher zierlich, aber äußerlich war alles dran, was man so erwartet. Sie trank auch gleich ordentlich und ohne Probleme.
Wir bekamen schließlich ein schönes, großes Zweierzimmer zusammen mit einer anderen Mami. Da es für uns beide das zweite Kind war, ging es im Zimmer recht entspannt zu. Lediglich das Wickeln bereitete mir Schwierigkeiten. Ich musste Marie nämlich jedes Mal ein Säckchen mit einer Art Katheter einführen, damit wir eine Urinprobe entnehmen konnten. Diese sollte auf das Cytomegalie-Virus hin untersucht werden. Die ersten Male klappte das überhaupt nicht, weil das Säckchen jedes Mal verrutschte. Irgendwann klappte es aber, und parallel nahm man Marie auch noch Blut ab.
Bis dahin schien alles gut. Beim routinemäßigen Hörscreening am nächsten Tag allerdings begann die heile Welt zu wackeln, denn es konnten bei Marie keine Hörreaktionen festgestellt werden. Das alleine sollte nicht Grund zu Beunruhigung geben, ist durchaus nicht unüblich, da sich durch Käseschmiere oder Fruchtwasser keine 100% aussagekräftigen Aussagen treffen lassen können.
Aber dann kam leider auch der Befund cmv+ dazu….
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Wie es weitergeht, könnt Ihr hier lesen: Therapie von cmv für das Baby