Marie nach OP (1)

Die CI-Operation

Wie läuft die OP ab?

Eine Operation ist immer ein emotionaler Vorgang. Für den Patienten und insbesondere – wenn es sich um die Operation des eigenen Kindes handelt, auch für die Eltern. Alle Eltern kennen das sicherlich: man wünscht sich, mit seinem Kind tauschen zu können, selbst alle Risiken und Schmerzen auf sich zu nehmen.

Meine Tochter war zehn Monate als sie ihr erstes Implantat erhalten hat. Die Tage und Wochen davor waren nervenaufreibend, emotional und voller Anspannung. Doch wir wussten stets, dass es für uns die einzig richtige Entscheidung war. Wir hatten uns im Vorfeld über die verschiedenen CI-Hersteller, mögliche Kliniken und Operateure informiert und fühlten uns in guten Händen. Ein Trost war für uns , dass Marie noch so klein war und noch nicht wusste, was auf sie zukommt.

Wie läuft die Implantation ab?

Die Cochlea-Implantation wird in Vollnarkose durchgeführt. Das eingesetzte Implantat besteht aus zwei Teilen, dem eigentlichen Implantat mit dem Magneten und der Elektronik sowie der Elektrode, die in das Innenohr vorgeschoben wird.

Erst wird ein kleiner Bereich der Haare hinter dem Ohr wegrasiert. Dann schneidet der Operateur die Haut hinter dem Ohr auf. Schließlich wird der Schädel ausgebohrt, um Platz für die Elektrode zu schaffen und Zugang zum Mittelohr zu gewinnen. Der Operateur schafft einen Zugang zum Mittelohr, dort wird dann eine Bohrung angelegt, um das häutige Innenohr freizulegen. Über diese Öffnung kann die Elektrode in das Innenohr eingeführt werden. Das Implantat selbst wird im ausgehöhlten Knochenbett im Schädel fixiert. Noch während der OP testet der Arzt die Funktionalität des Implantats in Verbindung mit dem Hörnerv. Danach wird die Wunde wieder verschlossen.

Gleichzeitig beide Seiten operieren oder nacheinander in zwei getrennten OPs?

Der operative Eingriff für eine Seite dauert – je nach Operationsteam – etwa 1,5 Stunden, allerdings dauert die Vorbereitung fast genau so lang. Je nach Klinik und Operateur kann die beidseitige CI-Implantation gleichzeitig durchgeführt werden, dadurch erspart man sich nicht nur einen erneuten einwöchigen Krankenhausaufenthalt, eine zusätzliche Vollnarkose und Schmerzmittel, sondern v.a. auch zusätzliche nervliche Strapazen. Unser Operateur hat uns allerdings damals dazu geraten, die Implantation beider Seiten in jeweils getrennten Operationen durchzuführen. Er meinte, dass die Belastung für einen Säugling bei einer längeren Vollnarkose größer sei als bei zwei kürzeren Narkosen. Ob das stimmt, kann ich nicht beurteilen. Wir hatten einen sehr erfahrenen Operateur, aber er führte auch als Argument an, aus Konzentrationsgründen nicht in einer OP beide Seiten operieren zu wollen. Wenn wir darauf bestanden hätten, hätte er uns das ermöglicht, aber einen zweiten Operateur für die zweite Seite hinzugezogen.

(Nur so als Gedanke: eine Klinik verdient natürlich an jeder Operation und jedem längeren Krankenhausaufenthalt.)

Für uns war es okay so wie es gelaufen ist. Marie hat beide OPs – mit zehn und 13 Monaten – sehr gut verkraftet. Es war jedes Mal alles gut gegangen, aber wenn wir uns noch einmal entscheiden müssten, würden wir für die gleichzeitige OP plädieren, da es doch eine große Belastung für uns als Familie war. Nicht nur nervlich, sondern auch organisatorisch, schließlich war Maries Bruder zu dem Zeitpunkt erst zwei Jahre. Was man auch nicht vergessen sollte, ist, dass die Kinder natürlich zum Zeitpunkt der OP gesund sein müssen. Maries erste OP war im November, die zweite war für Januar festgesetzt. Es kam, wie es kommen musste in dieser Jahreszeit – Marie wurde krank. Nur eine Erkältung, aber so, dass wir die zweite OP verschieben mussten. Und einen neuen Termin in einem großen Krankenhaus mit einem ganz bestimmten Operateur zu bekommen, ist gar nicht o einfach. Noch ein Grund, der für die gleichzeitige beidseitige Implantation spricht. Wir hatten Glück und bekamen einen Monat später einen Ersatztermin.

Was es für uns leichter machte

Was ich wirklich sehr gut fand, war, dass Marie bei beiden Operationen noch so jung war. Sie war damit zufrieden, im Krankenhausbettchen zu krabbeln und sich im Kinderwagen spazieren fahren zu lassen, was den einwöchigen Klinikaufenthalt erleichterte. Und ich habe sie bewusst bis zu den OPs noch gestillt, dadurch ließ sie sich nach dem Erwachen aus der Narkose und auch nachts sehr gut beruhigen.

Ich durfte Marie bei beiden Operationen in den OP-Saal begleiten, sie auf meinem Arm halten als die Anästhesistin sie in Narkose versetzte. Die Ärztin war erst nicht wirklich begeistert, sie erwartete wohl eine hysterische Mama, die im OP in Tränen ausbricht. Natürlich war es aufregend, aber es galt, für meine Tochter stark zu sein. Mir war es so wichtig, sie in diesem wichtigen Moment zu begleiten und für sie da zu sein.

Dann begann das lange Warten. Während der ersten OP gingen wir drei Stunden im Wald spazieren, redeten und schwiegen. Die Zeit verging unglaublich langsam, aber die Bewegung an der frischen Luft und das gemeinsame Gespräch taten uns gut. Die zweite OP ging schneller, nicht nur, weil wir nun anders darauf vorbereitet waren (wir lösten Kreuzworträtsel). Marie erholte sich beide Male sehr schnell davon, hatte zwar einen riesigen Kopfverband und auf der jeweils operierten Seite ein geschwollenes Auge, aber sie schien sich nicht wirklich eingeschränkt zu fühlen. Gegen die Schmerzen bekam sie Ibuprofen. Am ersten Tag schlief sie noch viel, aber schon am zweiten Tag war ich viel mit ihr im Kinderwagen unterwegs (verbotenerweise verlies ich das Klinikgelände, um im angrenzenden Wald zu spazieren) und ich ließ sie auch schon schaukeln, was sie liebte.

Die Zeit danach

Nach nur fünf Tagen Klinikaufenthalt durften wir nach Hause, ausgestattet mit großen Pflastern für den täglichen Verbandswechsel. Was waren wir froh als wir das Klinikgebäude verlassen und wieder zuhause einziehen durften! Auch wenn wir im Krankenhaus sehr gut versorgt und betreut wurden und sogar ein Einzelzimmer hatten, ist es zuhause doch am schönsten. Wie groß war da der Schock als Marie am ersten Tag nach der Entlassung anfing aus den Ohren zu bluten! Darauf waren wir nicht vorbereitet, es hatte uns Niemand gesagt, was dann zu tun wäre! Was sollten wir machen? Ich wollte nicht wieder zurück in’s Krankenhaus! So rief ich erstmal auf der Station an und dort beruhigten sie mich, dass das wohl „normal“ sei, und wenn es nicht schlimmer würde, wir noch zu Hause bleiben könnten. Glücklicherweise hörte es kurz danach auf, aber natürlich kontrollierte ich auch nachts stündlich meine neben mir schlafende Tochter. ZehnTage danach sollten wir zum Fäden ziehen zum Kinderarzt. Dort stellte sich heraus, dass die Kommunikation in einer großen Klinik nicht immer ganz reibungslos läuft. Denn die Fäden, die der Operateur verwendet hatte, waren selbstauflösende Fäden, was aber nirgends vermerkt war und wir hatten auch nicht daran gedacht zu fragen.

Insgesamt ist aber alles sehr gut verlaufen. Das schönste war die Aktivierung des Implantats vier Wochen später. Dazu folgt demnächst ein neuer Blogbeitrag.

Alles Gute für Euch und Eure Kinder!

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