Ohr

Wie hört man mit CI?

Ich werde immer wieder gefragt, ob Marie mit den CIs ganz normal hören kann. Darauf gebe ich meistens die Frage zurück, was ist schon „normal“?

Hören ist etwas sehr Subjektives.

Niemand, auch kein „Normalhörender“ kann objektiv beschreiben, wie sich eine Stimme, ein Klang, ein Geräusch für ihn anhört. Die eigene Stimme auf Band zu hören, klingt für viele eigenartig.

Im gesunden Ohr leiten 25.000 innere und äußere Haarzellen die Schallinformation an das auditorische Zentrum im Gehirn weiter. Bei einer Innenohrertaubung und Versorgung mit CI übernimmt ein technisches Gerät mit etwa einem Dutzend Elektroden diese Aufgabe. Das menschliche Organ ist viel komplexer als es ein Gerät je sein kann, das macht sich klanglich bemerkbar.

Auf der Infoseite des Hörzentrum Hannover steht: „Die eigentliche Leistung ist aber die unseres Gehirns. Es kann aus diesen spärlichen Information ein akzeptables Klangbild zusammensetzen und schließlich Sprache erkennen. Die Klangqualität wird von Patient zu Patient sehr unterschiedlich wahrgenommen und verändert sich im Laufe der Zeit. Wenn das CI nach der Implantation das erste Mal eingeschaltet wird, ist eine ganze Palette von Klangwahrnehmung möglich. In seltenen Fällen versteht ein Patient auf Anhieb jedes Wort und ist auch mit der Klangqualität zufrieden, beschreibt diese als nahezu identisch zu vorher. Andere meinen, die Stimmen kämen von ganz weit weg, aus einem hohlen Raum, oder klängen wie Micky Maus. In den meisten Fällen hört man direkt nach der Erstanpassung nur Töne, ein Klingeln wie viele Glocken, wobei einzelne Wortfetzen herauszuhören sind. Im Hörtraining zusammen mit den Pädagogen lernt der CI-Patient, die Töne zu Sprache zu definieren.“

Meine Tochter kenn von Geburt an entweder nur Stille oder das künstliche Hören. Das ist ein Vorteil, weil das Gehirn von Anfang an das „andere“ Hören lernen konnte. Erwachsene, die erst im Lauf ihres Lebens ertaubt sind und erst später ein oder zwei CIs bekommen haben, müssen das Hören von Grund auf neu lernen. Auf facebook gibt es eine Selbsthilfegruppe, die nennen sich scherzhaft, aber treffend „Blechohren“. Das trifft es wohl ganz gut.

Ich weiß nicht, wie man mit CI hört.

Auf Youtube kann man sich Hörbeispiele anhören. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, weil es mich wohl zutiefst erschrecken würde. Wie geschrieben, Hören ist etwas sehr Subjektives und auf Youtube kann mir keiner sagen, ob es sich für meine Tochter tatsächlich wie Micky Maus oder wie eine blecherne Geisterstimme anhört.

Ich versuche mich für die Schwierigkeiten, die das Hören mit CI mit sich bringt zu sensibilisieren, indem ich mir zum Beispiel bei einem Telefonat mit schlechter Verbindung bewusst mache, wie sehr man sich dabei auf seinen Gesprächspartner konzentrieren muss. Was mir auch hilft, ist der Austausch mit anderen CI-Trägern – im realen Leben sowie in den sozialen Medien.

So hat mich jüngst dieser Beitrag eines facebook-Kontakts sehr berührt, und mit seinem Einverständnis darf ich diesen hier veröffentlichen:

Ich denke mal, jeder von „Uns“ hat sich schon so seine Gedanken über das wie, warum, wieso gemacht. Über die Umwelt, der eigenen Eindruck und den den man hinterlässt….. Wir sind ja nicht irgendwelche Holzköpfe oder Hohlbirnen, denen die Intelligenz irgendwo abhanden gekommen ist. Meist wird man aber so als solcher im Alltag interpretiert. Nicht ganz einfach, wenn die Kassiererin an der Kasse vor sich her nuschelt und du fragend ein Gesicht aufsetzt, der eher an einen Schlaganfall erinnert; weil du momentan konfus bist. „Was hab ich verstanden, was nicht?“ Kommt die mir jetzt blöde, oder ist die nur schlecht gelaunt?“ Mit Sicherheit hat jeder mal sowas erlebt, aber man kann dezent daraufhin weisen. Nicht immer fällt sowas auf fruchtbaren Boden. Entschuldigen muss man sich für nichts!! Schwerhörigkeit ist ein Fakt, den man nicht sieht, Ok, Hörgerät. Aber mehr auch nicht. Wie es in einem aussieht, wie man sich in dem Moment fühlt, oder mit sich hadert, ist nicht ersichtlich. „Verdammt“ mag einer innerlich fluchen. Ne gewisse Hilflosigkeit bleibt und ein wenig Scham. Viele Menschen begegnen mit Arroganz. Es ist auch viel Überzeugungsarbeit von einem selber nötig, um die Mitmenschen von sich zu „überzeugen“. Nach dem Motto: „Hey ich bin nicht blöd, nur nicht ganz Ohr“. Es geht doch nur um Fairness und Respekt. Ok, es gibt auch die jenigen die mit „Grossmütterlichen Charme“ entgegenkommen, das macht vieles wett. Ich glaube da gibt es einen Film: In den Schuhen meiner Schwester, oder so. Wenn mich jemand drauf anspricht, versuche ich mich ein wenig zu erklären und sage: „steck dir mal einen Wattebausch ins Ohr und renn damit einen Tag rum; du läufst Amok!“ Etwas überspitzt aber das wirkt schon, wenn der gegenüber etwas innehält und das gesagte sacken lässt. Naja, jedenfalls gibt es Tage da kostet es einen echt viel Überwindung und Kraft, den Tag durchzustehen. Ihr kennt das, wenn es mal nicht so rund läuft akustisch. Man möchte sich am liebsten einschließen und Ruhe ist. Um so erfreuter bin ich, wenn ich Menschen um mich rum habe, die das im Ansatz verstehen und mir beistehen und ihr Ohr „leihen“. Ich kann nur sagen: Haltet diese Menschen ganz fest! Und macht euch nicht selber kleiner als ihr seid. Nehmt euch nicht zu Ernst und mit einem Lächeln und Freundlichkeit öffnen sich so manche Türen. Den das nimmt vielen Bedenken der anderen, den Wind aus den Segeln. In diesem Sinne: Haltet die Ohren steif! Ich bin nicht blöd, nur nicht ganz Ohr“.

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